Nach Vorstellung der Bildtafeln zum Wiederaufbau einer Nachrichtentruppe in der Kasernierten Volkspolizei (1948 — 1956) wird die Serie zu o.a. Bildtafelausstellung mit der Vorstellung der Bildtafeln zur Nachrichtentruppe der NVA (1956 — 1990) fortgesetzt.
Oberst a.D. Peter Uffelmann
Vorbemerkung:
Die aktuellen RICHTLINIEN ZUM TRADITIONSVERSTÄNDNIS UND ZUR TRADITIONSPFLEGE der Bundeswehr enthalten zum Thema „Nationale Volksarmee“ (NVA) unter Nr. 3.4.2 u.a. folgende Klarstellung, auf die auch hinsichtlich der Nachrichtentruppe der NVA (1956 — 1990) hingewiesen werden soll:
„Die NVA begründet als Institution und mit ihren Verbänden und Dienststellen keine Tradition der Bundeswehr. In ihrem eigenen Selbstverständnis war sie Hauptwaffenträger einer sozialistischen Diktatur. Sie war fest in die Staatsideologie der DDR eingebunden und wesentlicher Garant für die Sicherung ihres politisch-gesellschaftlichen Systems.
Grundsätzlich ist jedoch die Aufnahme von Angehörigen der NVA in das Traditionsgut der Bundeswehr möglich. Sie setzt ebenfalls immer eine eingehende Einzelfallbetrachtung sowie ein sorgfältiges Abwägen voraus. Dieses Abwägen muss die Frage nach persönlicher Schuld berücksichtigen und eine Leistung zur Bedingung machen, die vorbildlich oder sinnstiftend in die Gegenwart wirkt, etwa die Auflehnung gegen die SED-Herrschaft oder besondere Verdienste um die Deutsche Einheit.“
Auf der Grundlage des Gesetzes der DDR-Volkskammer vom 18. Januar 1956 und des Befehls Nr. 1/56 des Ministers für Nationale Verteidigung vom 10. Februar 1956 über die Aufstellung der Stäbe, Verbände und Truppenteile der Nationalen Volksarmee (NVA) und des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV) begann ab Mitte Februar 1956 die Umgliederung der Kasernierten Volkspolizei (KVP) zur NVA.
Der 10. Februar 1956 gilt deshalb auch als offizieller Zeitpunkt für die Entstehung der NVA-Nachrichtentruppen, demnach waren aufzustellen:
- bis 1. März 1956 die MfNV-Nachrichtenbetriebsabteilung (NBA, später: Hauptnachrichtenzentrale) in Strausberg;
- bis 30. Juni 1956 das MfNV-Nachrichtenregiment 2 in Niederlehme sowie die Nachrichtenbataillone für die beiden NVA-Militärbezirke III und V in Leipzig bzw. in Pasewalk (ab Oktober 1956 in Neubrandenburg), für die 1. Mechanisierte Division in Potsdam sowie die 4. und 11. Infanterie-Division in Erfurt bzw. Halle; außerdem eine Fernsprech- und eine Funkerschule zur Ausbildung von Nachrichtenoffizieren in Pirna bzw. Halle;
- bis 1. Oktober 1956 das Nachrichtenbataillon der 6. Infanterie-Division in Prenzlau und die Nachrichtenbataillone der 7. bis 9. Mechanisierten Division in Dresden, Schwerin und Eggesin .
Die Aufstellung dieser Nachrichtenverbände erfolgte — wie auch die aller anderen NVA-Truppenteile — auf der Basis bestehender, mehr oder weniger konsolidierter KVP-Stammformationen und berücksichtigte weitgehend die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse sowie Erfahrungen.
Ende Juni 1956 wurden allerdings die Soll-Personalstärken um 25% reduziert.
Das MfNV-Nachrichtenregiment 2 in Niederlehme 1 entstand dabei aus dem im Oktober 1951 gebildeten “Nachrichten-Kommando” der „Hauptverwaltung Ausbildung“ bzw. des späteren Stabes der KVP.
Nachrichten-Regiment 2 im Jahre 1958,
Bild: Quelle 2
Im Oktober 1956 – die Aufstellung der geplanten Infanterie- und Mechanisierten Divisionen der NVA war noch nicht abgeschlossen – begannen auf Forderung des sowjetischen Oberkommandos grundlegende Um- und Neugliederungen: Aus der Potsdamer und der Schweriner Mechanisierten Division (MechDiv) sowie aus den Infanteriedivisionen in Erfurt, Halle und Prenzlau 2 sollten nunmehr fünf Motorisierte Schützendivisionen (MotSchtzDiv) entstehen, aus der Dresdner und der Eggesiner MechDiv zwei Panzerdivisionen, was naturgemäß auch Veränderungen in der Struktur ihrer Nachrichtenbataillone zur Folge hatte.
Gliederung von NVA-MechDiv (Stand: Oktober 1956) und NVA-MotSchtzDiv (Stand: November 1956),
Bild: Bildtafel 45
Ab Oktober 1956 wurden auch die beiden Offizierschulen der NVA-Nachrichtentruppe wieder – diesmal in in Döbeln – zusammengelegt. Die Stabsoffiziere der NVA-Nachrichtentruppe erhielten ihre Ausbildung an der Nachrichtensektion der Hochschule für Offiziere – ab Anfang 1959 Militärakademie „Friedrich Engels“ – in Dresden bzw. an der Akademie der sowjetischen Nachrichtentruppen in Leningrad.
Für die 1956 bereits bestehenden, bisherigen KVP-Nachrichtenbataillone bedeutete ihre Umgliederung zu NVA-Nachrichtenbataillonen in erster Linie die Einführung und Inkraftsetzung neuer Stellenpläne sowie Ausrüstungsnachweise, einen mehr oder weniger geglückten Übergang zu einer quantitativ und qualitativ besseren Ausbildung sowie einen Uniformwechsel. Das KVP-Personal war dabei schon seit 1955 – wie in der früheren Reichswehr – jeweils eine Stufe höher gegenüber seinen aktuellen Verwendungen ausgebildet worden. Im Gegensatz zu den Nachrichtenbataillonen der Reichswehr bzw. Wehrmacht in den 1930-er Jahren brauchten die KVP-Nachrichtenbataillone aber nur ihre eigene Umgliederung durchzuführen und mussten kein Personal zur Aufstellung neuer Bataillone abgeben.
Nach Abschluss der Umgliederungs- bzw. Aufstellungsmaßnahmen sowie des Ausbildungsjahres 1956 war die NVA-Nachrichtentruppe in der Lage, unter einfachen Bedingungen die wichtigsten Verbindungen herzustellen und aufrechtzuerhalten.
Das erste militärische Fernsprech-/Fernschreibnetz der NVA basierte dabei auf angemieteten Stromwegen der Deutschen Post (DP) und auf drei, von der Truppe ausbildungsmäßig gebauten oberirdischen Trägerfrequenz-Doppeldrehkreuzlinien, die mit Hilfe von Wehrmachts-Trägerfrequenzgeräten MEK 8 3 und postalischen Wechselstrom-Telegraphiegeräten betrieben wurden.
Ausbildung im Bau von Drehkreuzlinien bei Nachrichtenregiment 2,
Bild: Bildtafel 44
Bis zur 1957 beginnenden, sehr zögerlichen Einführung der 2. Gerätegeneration für die „Feldführung“, die im Bereich der Funktechnik vor allem durch die ersten sowjetischen Funkgeräte aus der „R‑Serie“ 4 gekennzeichnet war, mussten aber auch die NVA-Nachrichtenbataillone der Militärbezirke und Divisionen weiterhin mit den wenig zuverlässigen Funkgeräten aus der versuchten DDR-Eigenentwicklung und ‑produktion bzw. mit den wenigen Weltkriegsfunkgeräten der Sowjetarmee auskommen.
Trotzdem begann schon Anfang September 1956 unter der Bezeichnung „Übung Rügen“ die erste Truppenübung der NVA mit der 8. Infanteriedivision, bei der im Zusammenwirken mit See- und Luftstreitkräften die „Abwehr einer Landungsoperation des Gegners“ geübt wurde.
Mit Herstellung und Betrieb der Nachrichtenverbindungen für die Übungsleitung war das Nachrichtenregiment 2 beauftragt worden: Auch dieses hatte jedoch seine Umgliederung im Wesentlichen erst in den letzten Maitagen 1956 abgeschlossen. Da man von vornherein mit größeren Schwierigkeiten rechnete, verlegte das Regiment bereits im Juni 1956 auf die Insel Rügen, um hier die geforderten Nachrichtenverbindungen im Rahmen regulärer Ausbildungsmaßnahmen herzustellen: Die geringen Einsatzerfahrungen der Offiziere, die in der Masse nicht geländegängigen Nachrichtenfahrzeuge und nicht zuletzt der Mangel an leistungsfähigen Nachrichtenmitteln, erforderten diese extrem lange Vorbereitungszeit.
Für die Nachrichtenverbindung der Übungsleitung mit Berlin bzw. Strausberg – dem Sitz des Verteidigungsministeriums der DDR – wurden erstmals wählfähige Fernsprechverbindungen über Richtfunkstationen vom Typ RVG 902e 5 betrieben. Diese aus dem Bautzener RFT-Werk 6 bzw. dem Rafena-Sachsenwerk 7 in Radeberg stammende und schrittweise die alten „Michael-Geräte“ (DMG 5) 8 der Wehrmacht ablösende neue Richtfunktechnik gab es damals jedoch nur im Nachrichtenregiment 2.
Fahrzeuge einer Richtfunk-Endstelle RVG 902e,
Bild: Bildtafel 45
1958 kam es zu ersten Forderungen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) zu direkten Nachrichtenverbindungen zwischen NVA und GSSD, die zu entsprechenden, geheimen Vereinbarungen zwischen NVA und GSSD führten, wonach die Draht‑, Fernschreib- und Funkverbindungen zwischen dem Hauptstab der NVA und dem Stab der GSSD sowie die Drahtverbindungen zwischen den Stäben der NVA-Militärbezirke und den GSSD-Armeestäben bis Ende des Jahres hergestellt sein mußten – die Realisierung war allerdings noch weitgehend von Provisorien bestimmt, denn bis weit in die 1960-er Jahre konnte die nachrichtentechnische Ausrüstung der NVA-Nachrichtentruppe dem schnellen organisatorischen Aufbau der NVA, den wiederholten Veränderungen und Modernisierungen, dem Zulauf moderner Waffensysteme sowie den damit immer anspruchsvoller werdenden Erwartungen und Forderungen der NVA-Führung an die Aufgabenerfüllung durch die Nachrichtentruppenteile nicht oder nur in unzureichendem Tempo und Ausmaß folgen.
Im Vergleich zur Fernmeldetruppe des Heeres der Bundeswehr nahm die Lösung der dadurch hervorgerufenen Probleme eine wesentlich längere Zeit, d.h. mehr als 10 Jahre in Anspruch: So fehlten anfangs vor allem die zur operativen Führung erforderlichen leistungsfähigen Funkmittel und es sollte noch Jahre dauern, bis die militärische Funktechnik der NVA in ihrer Gesamtheit den hohen Ansprüchen an ein Hauptnachrichtenmittel gerecht werden konnte.
Nicht viel besser waren anfangs auch die Verhältnisse bei der drahtgebundenen „Feldnachrichtentechnik“: Auch noch nach Jahren mußten die geforderten Kabel- und Leitungsverbindungen nicht selten mit teilweise recht gewagten Provisorien und Behelfslösungen bereitgestellt werden. Im Gegensatz zur Funktechnik bekam man aber die Probleme im Bereich der Fernsprech-Vermittlungs- und ‑Endstellentechnik schneller in den Griff. Andererseits erwies sich jedoch auch die Entwicklung und Produktion feldmäßiger Fernsprech- und Fernschreibtechnik für die DDR-Industrie als schwierig und zeitaufwändig. Schließlich gelang aber der Durchbruch und die NVA-Nachrichtentruppe konnte in zunehmenden Maße mit moderner Übertragungstechnik, vermittlungstechnischen Fernschreib- und Schaltgeräten sowie brauchbarem Feldfernkabel aus der DDR-Industrie versorgt werden.
Nicht zuletzt durch das im Wesentlichen funktionierende Zusammenspiel zwischen dieser DDR-„Feldnachrichtentechnik“ mit der aus sowjetischer Produktion stammenden Funk- und Richtfunktechnik, die in der Regel allerdings erst den strengeren DDR-Arbeitsschutzbestimmungen angepaßt werden mußte, konnte die NVA-Nachrichtentruppe ihrem Auftrag gerecht werden.
Die weitere Entwicklung der NVA-Nachrichtentruppe folgte den Vorgaben und Forderungen der politischen Führung der DDR sowie den sich aus den Verpflichtungen der DDR als Teil des Warschauer Paktes (WP) ergebenden Organisationsänderungen der WP-Bündnisstreitkräfte. So wuchsen z.B. mit der Herausbildung der Mobilmachungsfunktion der Militärbezirke als Armeestäbe deren Nachrichten-Bataillone zu Nachrichten-Regimentern auf und das MfNV-Nachrichtenregiment wurde zur Brigade erweitert. Außerdem kam es ab 1972 zur Aufstellung zahlreicher neuer bzw. zur Verstärkung und Komplettierung bestehender Nachrichtentruppenteile, u.a. von Richtfunk- und Kabelbau-Kompanien, ‑Bataillonen und ‑Regimentern sowie zur Aufstellung eines Nachrichten-Instandsetzungs-Regiments, das aber dem Minister für Post- und Fernmeldewesen unterstellt war.
Grundlage für die Aufstellung dieses Nachrichten-Instandsetzungs-Regiments war ein Beschluß des Nationalen Verteidigungsrat der DDR vom März 1968 zur Bildung von Nachrichteninstandsetzungstruppen (NIT), wobei der DDR-Minister für Post- und Fernmeldewesen mit deren Aufstellung, Ausrüstung und Ausbildung sowie mit dem Bau der dafür benötigten Kasernenunterkunft beauftragt wurde.
Hintergrund dieser Aufstellung von NIT war das „Protokoll über die Bereitstellung der Kräfte und Mittel der DDR für die Vereinten Streitkräfte“ des Warschauer Pakts, wonach die DDR u.a. von 1968 an im Kriegsfall drei Nachrichten-(Instandsetzungs-)Bataillone 9 zu mobilisieren hatte, um zerstörte oder beschädigte stationäre Fernmeldeanlagen und ‑einrichtungen auf fremden Territorium instandzusetzen.
Aber erst ab Januar 1973 begannen in Oschatz in einer von der Deutschen Post (DP) der DDR noch fertigzustellenden Kasernenunterkunft mit der Aufstellung des Nachrichten-Ausbildungsbataillons 2 (NAB‑2) auch die Vorbereitungen zur Aufstellung des Nachrichten-Instandsetzungsbataillons 2 (NIB‑2), die aber erst ab Januar 1974 begann – beide waren organisatorisch dem DDR-Ministerium für Post- und Fernmeldewesen (MPF) zugeordnet.
Gliederung und Unterstellung von Nachrichten-Ausbildungsbataillon 2
sowie Nachrichten-Instandsetzungsbataillons 2,
Bild: Quelle 3, S. 12
Nach Abschluss der Aufstellung des NAB‑2 und NIB‑2 gingen alle Liegenschaften, die Kasernenausstattung und die gesamte Ausrüstung der NIT – außer der Bewaffnung – in den Grundmittelbestand der DP über. Dieser wies zum 31.12.1989 allein für die Gebäude und baulichen Anlagen der Kaserne einen Bruttowert von 116.921.490,- DDR-Mark (Zeitwert: 91.968.212,- DDR-Mark) aus, wovon 20.206.172 DDR-Mark (Zeitwert:18.177.518,- DDR-Mark) auf den Wohnungsbestand der NIT entfielen. 10
Da es bereits im Rahmen der Aufstellung des NAB‑2 zu erheblichen personellen Problemen bei der Besetzung der Dienstposten für Offiziere und Berufsunteroffiziere gekommen war, die weder quantitativ, noch qualitativ als Reservisten aus dem Bereich der DP bereitgestellt werden konnten, entschloß man sich in einer „Krisenbesprechung“ im September 1973 dazu, die acht 11 Kompanien von NAB‑2 und NIB‑2 unter einem Regimentsstab zusammenzufassen, um so Personal einzusparen, und ab Januar 1975 zum Nachrichten-Instandsetzungsregiment 2 (NIR‑2) mit einer Gesamtstärke von ca. 900 Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten sowie ca. 200 „Postlern“ umzugliedern.
Gliederung und Unterstellung von Nachrichten-Instandsetzungsregiment 2 (NIR‑2),
Bild: Quelle 3, S. 15
Bis dahin wurde der Kommandeur des NAB‑2 beauftragt, die zusätzlichen Kompanien aufzustellen sowie den ausbildungsmäßigen Bau- und Montageeinsatz der NIT vorzubereiten sowie zu organisieren, der dann ab Juni 1974 an Fernmeldebauvorhaben der DP im DDR-Bezirk Dresden begann. Bis zum 31. August wurde dabei ein erster finanzieller Erlös von 320.000 DDR-Mark erwirtschaftet.
Der Bau- und Montageeinsatz des NIR‑2 erfolgte im gesamten Gebiet der DDR, wobei die fachtechnische Anleitung bei Ingenieuren und Spezialisten der DP-Ämter lag, für welche die Einheiten des Regimentes nach den Vorgaben der Jahrespläne zum Einsatz kamen. Der stark dezentralisierte Einsatz – bis zu 30, dabei 15 — 20 gleichzeitige Baustellen 12 waren die Regel – ließ für die Truppe aber auch zahlreiche und vielschichtige Probleme entstehen 13. U.a. waren für diesen Bau- und Montageeinsatz jährlich vier bis fünf große „Feldlager“ unter Mitführung der Handwaffen 14 sowie entsprechender Munition – zum Teil sogar parallel – zu planen, aufzubauen und zu betreiben.
Eine schwere Kabelfräse des NIR‑2 im Einsatz – Das Ausheben des Kabelgrabens und die Auslegung des Kabels erfolgte in einem Arbeitsgang,
Bilder: Bildtafel 46
Eine der „schweren Baustellen“ 15 sowie Bau- und Montageeinsatz des NIR‑2,
Bilder: Bildtafel 46
Nach den NVA-Vorstellungen sollten die erzielten Erlöse aus dem Bau- und Montageeinsatz des NIR‑2 die zu seiner Unterhaltung anfallenden Kosten decken, d.h.: Das NIR‑2 sollte sich selber finanziell tragen – das aber erwies sich schon bald als spekulative Illusion. Und so mußten vom ersten Tag des ausbildungsmäßigen Bau- und Montageeinsatzes der NIT an, alljährlich erhebliche Differenzsummen aus dem DDR-Staatshaushalt zugeschossen werden: Im Zeitraum 1986 — 1989 waren dies 78.705.649 DDR-Mark, d.h. durchschnittlich fast 20 Mio. DDR-Mark im Jahr 16 — wenn diese Haushaltsmittel direkt der DP zur Verfügung gestanden hätte, wäre der Nutzeffekt jedoch wesentlich größer gewesen.
Die sich dabei in deutlichen Grenzen haltenden Erlöse aus dem Bau- und Montageeinsatz des NIR‑2 waren zum Teil auch darauf zurückzuführen, daß die NIT-Angehörigen – in ihrer absoluten Mehrzahl Grundwehrdienstleistende – mangels ausreichender Qualifikation nicht alle im Fernmeldebau anfallenden Arbeiten 17 ausführen konnten: So war zum Beispiel die Auslegung und insbesondere Montage von Koaxial- und Lichtwellenleiterkabeln 18 durch NIT-Angehörige nicht durchführbar. Insofern hätten die NIT auch die ihnen zugedachten Kriegsaufgaben ohne DP-Kräfte 19 alleine nicht erfüllen können.
Immerhin wurden in der zweiten Hälfte der 1970-er Jahre die Mobilmachungsvorbereitungen für die drei im Kriegsfall bereitzustellenden Nachrichten-Instandsetzungsbataillone (NIB), die ggf. durch NIR‑2 aufzustellen waren, aufgenommen: U.a. wurde die über das „Soll‑I“-Material des NIR‑2 hinausgehende Ausrüstung und Ausstattung durch die DP beschafft sowie in Oschatz eingelagert, und es wurde mit der Ausbildung der drei Bataillonsstäbe begonnen. Eine erste Überprüfung der Mobilmachungsbereitschaft der NIB fand im Oktober 1977 unter dem Decknamen „Fixum-77“ statt, der noch drei weitere in 1981, 1985 und 1988 folgten. Bei diesen zweitägigen, unangekündigten Überprüfungen wurde jeweils ein NIB 20 in Kriegsstärke mobilgemacht, im Landmarsch in einen Bereitstellungsraum verlegt und danach mit der Durchführung einer – mehr oder weniger simulierten – Instandsetzung von Nachrichten-Haupttrassen in enger Zusammenarbeit mit den regionalen bzw. örtlichen DP-Instandsetzungskräften der sogenannten „Zivilen Spezialformationen“ (ZSF) xix beauftragt, wobei das MfNV lange an der nicht realisierbaren Forderung nach einem selbständigen NIB-Einsatz festhielt, was aber aufgrund der unzureichenden fachlichen Kompetenz des NIB-Personals und erst recht der fehlenden technischen Dokumentation zu den Nachrichten-Haupttrassen 21 scheitern mußte.
Insofern kam es erstmals im Herbst 1986 zu der gemeinsamen Übung „Trasse-86“ der ZSF und einem NIB im DDR-Bezirk Dresden zur Wiederherstellung der Nachrichten-Haupttrasse „Elbe“: Weitere gemeinsame Übungen dieser Art folgten 1987 und 1988 im Bereich der DP-Bezirksdirektionen Leipzig und Cottbus. Nachdem man sich auch im MfNV von der Zweckmäßigkeit dieser gemeinsamen Übungen überzeugt hatte, sollte die für 1989 geplante Übung „Trasse-89“ Bestandteil der im Oktober 1989 vorgesehenen großen NVA-Nachrichten-Rahmenübung „Elektronik-89“ werden, welche aber aufgrund der politischen Ereignisse nicht mehr stattfand.
Nicht geübt werden konnte aber auch bei diesen gemeinsamen Übungen mit den ZSF das „Einspleißen“ der feldmäßigen NVA-Nachrichtenmittel (FFK-250 oder RiFu-Geräte R‑404) in die voll beschalteten und in Betrieb befindlichen DP-Fernkabel.
Mit moderner Richtfunktechnik im UHF-Frequenzbereich (R 404: 1,55 – 2 GHz) wurden ab den 1970-er Jahren Nachrichtenverbindungen auf operativer und operativ-strategischer Führungsebene sichergestellt: Eine „Linie“ konnte aus 20 „Funkfeldern“ (bis zu je 50 km) bestehen und damit bis zu 1.000 km überbrücken. Die Antennenspiegel waren mit Hilfe eines hydraulischen 30-m-Stahlgittermastes, der auf einem speziellen Mastfahrzeug „Sosna M“ installiert war, in kürzester Zeit in die notwendige Höhe zu heben.
UHF-Richtfunkstelle R 404 mittlerer Kanalzahl (46 Kanäle),
Bilder: Bildtafel 47
Zur Sicherstellung der Drahtverbindungen auf operativer und operativ-strategischer Führungsebene kamen darüber hinaus verschiedene Feldfernkabel (FFK 36, FFK 60, FFK 250) zum Einsatz: Die zu erreichende jeweilige Sprechreichweite war abhängig von der zur Kanalbildung eingesetzten Übertragungstechnik. Ausgelegt wurde das Feldfernkabel mit einem in der DDR entwickelten und gebauten mechanisierten „Verlegetrakt“ (= Kabelverleger).
NVA-Feldfernkabelverleger,
Bild: Bildtafel 47
Ab Ende 1969 kam es zum Aufbau des flächendeckenden, gitterförmigen „Grundnetzes des staatlichen Nachrichtenwesens“ (GSN), das mit sechs Nachrichten-Haupttrassen in Ost-West-Richtung und vier sogenannten „Kabelrochaden“ in Nord-Süd-Richtung bis 1985 realisiert werden sollte, wobei an den Kreuzungspunkten dieser Kabeltrassen unterirdische, verbunkerte „Nachrichtenknoten“ vorgesehen waren.
Das GSN ist jedoch nie fertiggestellt worden, da in den 1980-er Jahren zunehmende Realisierungsprobleme auftraten: Große Lücken in den Nachrichten-Haupttrassen, nur fünf vollständig betriebsfertige „Nachrichtenknoten“ von mehr als 30 geplanten, einige noch im Bau befindliche unterirdische Übertragungsstellen sowie zahlreiche in der Planungsphase steckende bzw. steckengebliebene und noch nicht begonnene Vorhaben bestimmten 1990 das GSN-Gesamtbild. So waren zum Beispiel 1986 erst etwa 65 Prozent der Kabeltrassen und ca. 42 Prozent der systembestimmenden Grundnetzknoten fertiggestellt. Den Anschluss der Bezirks- und Kreisebene an das GSN plante man frühestens für die Jahre 1993 bis 1995: Besonders die Kreisebene der DDR konnte im Kriegsfall „feldmäßig“ nicht ausreichend angeschlossen werden.
Ende der 1970-er, Anfang der 1980-er Jahre sah sich die Nachrichtentruppe der NVA mit einer Ist-Personalstärke von 10.000 — 15.000 trotzdem in der Lage, auf der Grundlage der „Anordnung Nachrichtenverbindungen Nr. 35 für die Ständige Gefechtsbereitschaft (SG)“ und der „Anordnung Nachrichtenverbindungen Nr. 36 – Magnet – für höhere Stufen der Gefechtsbereitschaft“ nach Überführung in die vorbereiteten Bereitschaftsstufen („BNF-Stufen“ 22), die geforderten Nachrichtenverbindungen bereits ohne Mobilmachung nur mit dem „Soll-I-Personal“ (= Friedensstärke) herzustellen und ohne Mobilmachung begrenzte Zeit, danach in vollem Umfange ohne zeitliche Einschränkungen sowie unter allen Lagebedingungen zu halten und zu betreiben. Dies galt jedoch nur für die obersten Führungsebenen und der „Ernstfall“ kam bekanntlich nicht.
Die nachfolgenden 1980-er Jahre waren gekennzeichnet durch den weiteren Ausbau der Nachrichtenverbindungen der NVA als integrierter Bestandteil des „Einheitlichen Nachrichtensystems der Vereinten Streitkräfte auf dem Kriegsschauplatz“. Dabei bildete die Erhöhung der „Standhaftigkeit“ (= Resilienz“) der Nachrichtenverbindungen einen absoluten Schwerpunkt.
Letztendlich konnte die NVA-Nachrichtentruppe mit Hilfe automatisierter Nachrichtenzentralen und ‑verbindungslinien, die zu einem einheitlichen operativen Informationssystem mit feststehenden Prinzipien der Adressierung, Übertragung und Verteilung von Nachrichten vereinigt waren, zumindest bei Übungen den Anforderungen der NVA- und WP-Truppenführung gerecht werden.
Am 1. Dezember 1988 wurde der „Chef Nachrichten“ der NVA im MfNV Stellvertreter des Chefs des NVA-Hauptstabes und mit der Führung der MfNV-Verwaltungen „Nachrichten“ (N) und „Automatisierte Truppenführung“ (AT) sowie der MfNV-Abteilung „Funkelektronischer Kampf“ (FEK) beauftragt.
Zu diesem Zeitpunkt zählten zu den Nachrichten- und Flugsicherungstruppen der NVA u.a. für den Führungs- und Verbindungsdienst:
- 2. Nachrichten-Brigade;
- neun Nachrichten-Regimenter (RFuR‑2 23, NIR‑2, NR-14 24, NR-18 25, NR‑3, NR‑5, LBR‑3 26, LBR‑5 26 ‚HNZ 27);
- sieben Nachrichten-Bataillone der NVA-Landstreitkräfte (NB‑1, NB‑4, NB‑7, NB‑8, NB‑9, NB-11, NB-19);
- neun Nachrichten- und Flugsicherungs-Bataillone der NVA-Luftstreitkräfte (NFB‑1, NFB‑2, NFB‑3, NFB‑8, NFB‑9, NFB-15, NFB-25, NFB-37, NFB-77);
- 20 selbständige Nachrichtenkompanien, u.a. die gekaderten Nachrichtenkompanien der NVA-Wehrbezirkskommandos;
- Zentralstelle für Nachrichtennetze;
- Zentralstelle für Schaltung und Betrieb mit 15 Schalt- und Betriebszentralen (SBZ) im Sondernetz 1(„S1“) 28;
- Haupt-Richtfunkzentrale.
Stäbe und Truppenteile der NVA-Nachrichten- und Flugsicherungstruppen (Stand: 01.12.1988),
Bild: Bildtafel 47
Für den „Funkelektronischen Kampf“ (= Elektronische Kampfführung) waren vorhanden 29:
- zwei Bataillone „Funkelektronischer Kampf“ (BFEK‑3 und BFEK‑5) 30 der NVA-Militärbezirke III (Leipzig) und V (Neubrandenburg);
- Funk- und Funktechnisches Störbataillon 18 (FuFuTSB-18) der NVA-Volksmarine in Bad Sülze;
- zwei Funktechnische Störkompanien (FuTSK-31 und FuTSK-33) der beiden NVA-Luftverteidigungsdivisionen der NVA-Luftstreitkräfte;
- Kompanie „Funkelektronischer Kampf“ 11 der 11. MotSchtzDiv, Halle;
- Funkelektronische Kontrollzentrale 2 (FEKoZ‑2) in Forst.
Stabsstellen und Truppenteile des „Funkelektronischen Kampfes“ der NVA (Stand: 01.12.1988),
Bild: Bildtafel 48
Mobile Funkerfassungszentrale und mobiler HF-Adcockpeiler des Funk-Fernaufklärungs-Regiment (FuAR‑2) bzw. des Zentralen Funkdienstes (1986),
Bilder: Bildtafel 48
1989 hat dann die „Friedliche Revolution“ in der DDR den Weg zu freien Wahlen bereitet: Das Ergebnis führte direkt zur deutschen Einheit. Ab dem 7. Juni 1990 wurden deshalb alle Maßnahmen und Aktivitäten des „Funkelektronischen Kampfes“ durch NVA-Nachrichtentruppen gegen die Bundeswehr sowie die NATO-Streitkräfte eingestellt. Ab dem 1. August 1990 erfolgte dann unter Einstellung aller Maßnahmen sowie Aktivitäten der Funk- und Funktechnischen Aufklärung die Ausgliederung der Funk- und funktechnischen Aufklärungskräfte der Landstreitkräfte aus dem „Diensthabenden System“ 31 und schließlich die Herauslösung der DDR aus dem Warschauer Pakt am 24. September 1990. Die Auflösung der NVA am Vortag der deutschen Einheit, dem 3. Oktober 1990 war auch das Ende der Nachrichten- und Flugsicherungstruppen der NVA. Viele ihrer Soldaten, Soldatinnen und Zivilbeschäftigten wurden nun ein Teil der Bundeswehr.
Quellen:
Tafel 44 — 48 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute“
Weitere Quellen und zusätzliche Informationen zum Thema:
- Kampe, Hans-Georg: Aus der Geschichte der Nachrichtentruppen der Nationalen Volksarmee, in: Telegraphen-/ Nachrichten-/ Fernmeldetruppen und Führungsdienste – Führungsunterstützung seit 1899, Hrsg.: Fernmeldering e.V. 1999 – S. 185 ff.
- N.N.: Geschichtliche Zeittafel über die Entwicklung der Nachrichtentruppe 1945 — 1990, in: Telegraphen-/Nachrichten-/Fernmeldetruppen und Führungsdienste – Führungsunterstützung seit 1899, Hrsg.: Fernmeldering e.V. 1999 – S. 249 ff.
- Kampe, Hans-Georg: Fernmeldetruppe und Militär – Die Geschichte der Fernmeldetruppe des Heeres, Teil „Nachrichtentruppe der NVA 1952 — 1990 / Entstehung und Ende der Nachrichtentruppe der Nationalen Volksarmee“
- Kampe, Hans-Georg: Die Nachrichten-Instandsetzungstruppen der NVA – Entstehung, Auftrag und Einsatz; Beilage zur F‑Flagge 1–2004
- Kampe, Joachim: Richtfunkachse Nord-Süd – eine Alternative zu den Rochaden im GSN unter Nachrichtennetze der NVA
- Bischoff, Manfred: Die Funk- und Funktechnische Aufklärung (FuFuTAkl) der NVA
- Weiße, Günther K.: Geheime Funkaufklärung in Deutschland, Motorbuch-Verlag – 1. Auflage 2005
- Bröckermann,Heiner: Landesverteidigung und Militarisierung – Militär und Sicherheitspolitik in der Ära Honecker (1971–1989), Berlin 2011 (= Militärgeschichte der DDR, Band 20)
Fußnoten:
1 Das dem „Chef Nachrichten“ des MfNV direkt unterstellte Nachrichtenregiment 2 wurde am 1. November 1982 zur 2. Nachrichten-Brigade erweitert.
2 Die 6. MotSchtzDiv in Prenzlau wurde bereits 1958 aufgelöst und in drei Ausbildungsregimenter umgegliedert, die im Kriegsfall zu drei Mobilmachungsdivisionen aufwachsen sollten.
3 siehe Post 17 „Technische Weiterentwicklung der Nachrichtentruppe sowie Feldkabelbau und Fernsprechausrüstung“: MEK 8 = Mehrfach-Einkanal-System mit acht Fernsprech-Kanälen für Frei-/“Drehkreuz“-Leitungen
4 R = „Radio“ (russ.) = Funkgerät
5 In Radeberg durch die sowjetische Firma „Pribor“ entwickeltes sowjetisches 12-Kanal-Richtfunkgerät
6 RFT = Rundfunk- und Fernmelde-Technik; „Bautzener RFT-Werk“ = VEB Fernmeldewerk Bautzen
7 Rafena = Radeberger Fernseh- und Nachrichtentechnik; „Rafena-Sachsenwerk“ = VEB RAFENA-Werke Radeberg
8 DMG = Dezimeter-Gerät; DMG 5 = Richtfunkgerät (502 ‑544 MHz) der deutschen Luftwaffe im 2. Weltkrieg; Michael-Gerät = Deckname für DMG 5
9 mit einer Personalstärke von insgesamt ca. 1.500 („Soll-II“ = Kriegsstärke)
10 Nach Auflösung des NIR‑2 im Sommer 1990 gingen die Kaserne und die Wohnungen der NIT in Oschatz auf die Deutsche Bundespost über, welche die Kaserne sofort als Fernmeldezeugamt und Ausbildungseinrichtung weiter nutzte.
11 neun ab 1981 nach Aufteilung der NachrBtrbKp in eine FFKb-Bau-Kp und eine RiFu-Kp
12 davon 8 — 10 mit Kabelbau und ‑montage
13 In den 1980-er Jahren wurden die NIT immer mehr zur „Feuerwehr“ der DP, um – vor allem durch Ausrüstungsschwierigkeiten verursachte – Plan- und Terminrückstände der DP aufzuarbeiten.
14 in der Masse Maschinenpistolen
15 Nicht selten wurden Bauvorhaben dieser Art – um den eigenen Aufwand gering zu halten – von den DP-Fernmeldebauämtern „großzügig“ den Soldaten des NIR‑2 überlassen. Ein besonders typisches Beispiel dafür war 1976 der Bau einer fast 50 km langen Kabeltrasse durch stark felsigen Untergrund im DDR-Bezirk Dresden, wobei z.T. auch Sprengmittel eingesetzt werden mußten.
16 Dem standen im Zeitraum 1981 — 1985 der Bau von ca. 408 km Kabel, ca. 126.000 Stunden Kabelmontage und ca. 210.000 Stunden Anlagenmontage gegenüber, so daß für den Zeitraum 1974 — 1989 vom Bau von ca. 1.000 km Kabel sowie von ca. 250.000 Stunden Kabelmontage und ca. 500.000 Stunden Anlagenmontage ausgegangen werden kann – eine nicht unbeträchtliche Erweiterung des DDR-Nachrichtennetzes und ein beträchtlicher Beitrag zur Verbesserung der Telekommunikationsmöglichkeiten in der DDR, obwohl auch noch 1989 lediglich ca. 17% aller DDR-Haushalte mit einem Telefonanschluß ausgestattet waren. Zumindest der finanzielle Aufwand für die NIT stand also in keinem vernünftigen Verhältnis zu ihrem erreichten Nutzen.
17 Kabelmontage war in der Regel immer nur zur Unterstützung der DP-Bauämter und unter direkter Anleitung von zivilen Kabelmonteuren möglich.
18 Die schon in den 1970-er Jahren erhobene und danach mehrmals wiederholte MfNV-Forderung nach selbständiger NIT-Montage von Koaxialkabeln verkannte die Realitäten, weil selbst das DP-Personal hierfür spezielle Lehrgänge besuchen mußte – um so abstruser waren die MfNV-Vorstellungen einer NIT-Montage von Lichtwellenleiterkabeln.
19 sogenannte „Zivile Spezialformationen“ (ZSF), d.h. seit den 1980-er Jahren mobilmachungsmäßig eingeplante und vorbereitete, mit dem MfNV abgestimmte Bau‑, Betriebs- und Instandsetzungskräfte der DP
20 Eine gleichzeitige Mobilmachung aller drei NIB wäre in den dafür festgelegten zwei Tagen auch gar nicht möglich gewesen und ist deshalb auch nie durchgeführt worden.
21 u.a. Kabel-Lagepläne, „Planzeuge“ und Beschaltungsunterlagen, die mit laufenden Aktualisierungen nur bei den DP-Betriebsämtern und ‑Bezirksdirektionen vorlagen
22 BNF = Bereitschaftsstufen Nachrichten/Flugsicherung
23 RFuR‑2 = Richtfunk-Regiment 2 ausgerüstet mit R‑404 für Herstellung und Betrieb der „Richtfunkachse Nord-Süd“ von der Ostseeküste bis zum Erzgebirge mit bis zu 48 Kanälen als mobile Alternative zu den ortsfesten GSN-„Kabelrochaden“
24 zur Unterstützung des Kommandos Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und dessen zentralen Gefechtsstandes
25 NVA-Volksmarine
26 LBR = Leitungsbau-Regiment
27 HNZ = Haupt-Nachrichtenzentrale (in Strausberg)
28 „Integriertes Stabsnetz der Partei- und Staatsführung der DDR und der bewaffneten Organe“: Selbstwähl-Fernsprechnetz sowie zur Fernschreib- und Datenübertragung. Die Leitungswege zwischen den Haupt‑, Knoten- und Vermittlungsstellen des Netzes wurden bei der DP der DDR angemietet sowie aus dem Grundnetz des Staatlichen Nachrichtenwesens (GSN) der DDR bereitgestellt.
29 Das Funk-Fernaufklärungs-Regiment (FuAR‑2, ab 1988/89 Zentraler Funkdienst (ZFD) in Dessau, dessen Einsatz in der Regel aus seiner dortigen ortsfesten Basis (Erfassungs- und Auswertezentrale) mit Schwerpunkten der Nachrichtenaufklärung im HF-Bereich sowie von Richtfunk- und Satellitenverbindungen erfolgte, aber dessen Ausrüstung auch den mobilen Einsatz aller Kapazitäten ermöglichte), die zwei Funk- und funktechnischen Aufklärungsbataillone (FuFuTAB‑5 und FuFuTAB‑3) der NVA-Militärbezirke V (Neubrandenburg) und III (Leipzig), der Funkdienst 18 (FD-18; in Bataillonsstärke) der NVA-Volksmarine sowie die Funk- und Funktechnischen Aufklärungskompanien in den Aufklärungsbataillonen der sechs NVA-Divisionen sowie des NVA-Ausbildungszentrums 19 unterstanden nicht der MfNV-Abteilung „Funkelektronischer Kampf“ (FEK), sondern der MfNV-Abteilung„Funk- und funktechnische Aufklärung“ in der MfNV-Verwaltung „Truppenaufklärung“.
Die grenznahen Erfassungsstellen des FuAR‑2/ZFD in Oebisfelde unmittelbar an der Landesgrenze zu Niedersachsen und in Pferdsdorf/Rhön waren schon ab Dezember 1953 von der Abteilung „R“ (= „Radio-Aufklärung“) der KVP-Verwaltung „Aufklärung“ eingerichtet und betrieben worden, um den HF- und VHF-Funkverkehr der damaligen westlichen Besatzungsstreitkräfte, des Bundesgrenzschutzes und der westdeutschen Polizei in Grenznähe zu erfassen. 1954 gelang es dabei diesen beiden grenznahen Erfassungsstellen das Sprechfunk-Verschleierungsverfahren der britischen und amerikanischen Grenzüberwachungskräfte zu entschleiern sowie über einen längeren Zeitraum mitzulesen. Auch in 1954 wurde die Funkpeil-Kompanie der KVP in Dessau aufgestellt, aus der 1961 das Funktechnische Aufklärungsbataillon 21 (FuAB-21) hervorging, das dann 1963 in FuAR‑2 umgegliedert und ab 1988/89 in ZFD umbenannt wurde.
30 Diese hatten schwerpunktmäßig in den Interessenbereichen der NVA-Militärbezirke „Funkgegenwirkung“ (= Elektronische Gegenmaßnahmen) und in diesem Zusammenhang aber auch Funkaufklärung zur Überwachung von deren Wirkung durchzuführen.
31 Das Diensthabende System (DHS) der Luftverteidigung der DDR war ein in den Warschauer Pakt integriertes Alarm- und Bereitschaftssystem von Einheiten und Verbänden der Luftverteidigung. Aus den NVA-Landstreitkräften waren die Funk- und funktechnischen Aufklärungsbataillone der beiden NVA-Militärbezirke sowie teilweise sowie zeitweilig die Funk- und Funktechnischen Aufklärungskompanien der NVA-Divisionen in das DHS eingebunden.