Der Fernmeldering — Ein wenig Geschichte

Der Fern­mel­de­ring führt die Tra­di­ti­on der “Kame­rad­schaf­ten der Nach­rich­ten­trup­pe“ fort, die ab 1918 nach Ende des 1. Welt­krie­ges gegrün­det wur­den. Damals muss­ten bei der erzwun­ge­nen Ver­rin­ge­rung der Streit­kräf­te vie­le Nach­rich­ten­sol­da­ten „ihren Rock aus­zie­hen“. Etli­che blie­ben aber ihrer „Waf­fe“ ver­bun­den und tra­fen sich, um die Tra­di­ti­on der Nach­rich­ten­trup­pe und den kame­rad­schaft­li­chen Zusam­men­halt zu pfle­gen. So ent­stan­den in allen Land­stri­chen und den gro­ßen Städ­ten Deutsch­lands soge­nann­te „Kaden­ach“. Die­se orga­ni­sier­ten sich in Lan­des­grup­pen. In Süd­deutsch­land wur­de seit 1925 ein Ver­bands­blatt mit dem Namen „F‑Flagge“ her­aus­ge­ge­ben.[1]

Am 2. Okto­ber 1927 in Han­no­ver wur­de auf einer Ver­samm­lung von Mit­glie­dern der Kaden­ach ein über­re­gio­na­ler „Waf­fen­ring der Nach­rich­ten­trup­pe“ gegrün­det, der Hun­der­te von Mit­glie­dern umfass­te. In der Fol­ge ist die akti­ve Trup­pe offi­zi­ell beauf­tragt wor­den, Tra­di­ti­ons­pfle­ge zu betrei­ben und den „Kame­rad­schaf­ten der Nach­rich­ten­trup­pe“ jeg­li­che Hil­fe zu gewäh­ren. Als die Kaden­ach Koblenz 1930 zu einem Tref­fen ein­be­rief, ver­sam­mel­ten sich drei­tau­send Teil­neh­mer. 1937 gehör­ten den 13 Lan­des­grup­pen des Waf­fen­rings 123 ört­li­che Ver­ei­ne an.

Wie alle ande­ren Ver­ei­ni­gun­gen wur­den auch die bestehen­den Waf­fen­rin­ge zwangs­wei­se in die Orga­ni­sa­ti­on der NSDAP ein­be­zo­gen. Fol­ge die­ser Gleich­schal­tung war 1938 die Umbe­nen­nung in „Tra­di­ti­ons­ver­band der Nach­rich­ten­trup­pe“. „Die F‑Flagge“ erschien jetzt als „Deut­sche Nach­rich­ten­trup­pen (Die F‑Flagge) — Zeit­schrift für die Nach­rich­ten­trup­pe und Truppennachrichtenverbände/ Nach­rich­ten­blatt der Kame­rad­schaf­ten des Tra­di­ti­ons­ver­ban­des der Nach­rich­ten­trup­pen“. 1944 wur­de die Her­aus­ga­be der Zeit­schrift im 20. Jahr ihres Bestehens aus Papier­man­gel ein­ge­stellt.

Mit Been­di­gung des 2. Welt­krie­ges brach auch die Orga­ni­sa­ti­on des ehe­ma­li­gen Waf­fen­rings zusam­men. Ansät­ze zu Neu­grün­dun­gen ver­lie­fen zunächst ergeb­nis­los, auch nach Neu­auf­stel­lung von Fern­mel­de­ver­bän­den im Rah­men der Bun­des­wehr ab 1956. Erst am 14. Sep­tem­ber 1961 wur­de auf Anre­gung des ehe­ma­li­gen Gene­rals der Nach­rich­ten­trup­pe Praun und in Abstim­mung mit dem sei­ner­zei­ti­gen Inspi­zi­en­ten der Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res, Bri­ga­de­ge­ne­ral Kunt­zen, der „Fern­mel­de­ring“ als Zusam­men­schluss ehe­ma­li­ger Nach­rich­ten- und akti­ver Fern­mel­de­sol­da­ten in Bonn gegrün­det. Dabei wur­de auch das heu­ti­ge Wap­pen vor­ge­stellt und beschlos­sen, die bereits seit 1960 erschei­nen­de Fach­zeit­schrift der Fern­mel­de­trup­pe mit dem Namen „Fern­mel­de-Impul­se“ auch als „Organ“ des Fern­mel­de­rings zu nut­zen. Es soll­te nach sei­nem Initia­tor und ers­tem Inspi­zi­en­ten der Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res, dem dama­li­gen Gene­ral­ma­jor Hepp ein Forum für den Gedan­ken­aus­tausch aller mili­tä­ri­schen Fern­mel­de­fra­gen sein. Sei­ne Bei­la­ge “Das gel­be Blatt” dien­te dabei dazu, Berich­te aus der frü­he­ren Nach­rich­ten­trup­pen und der neu­en Fern­mel­de­trup­pe, Infor­ma­tio­nen aus dem Fern­mel­de­ring sowie per­sön­li­che Nach­rich­ten zu sei­nen Mit­glie­dern zu ver­öf­fent­li­chen. “Fern­mel­de-Impul­se” muss­te aber man­gels Unter­stüt­zung sein Erschei­nen (1972) ein­stel­len. 1973 ent­stand dann die heu­ti­ge “F‑Flagge”, die seit­her ihren Lesern neben ver­eins­in­ter­nen Infor­ma­tio­nen über­wie­gend fach­lich Wis­sens­wer­tes aus Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft anbie­tet.

Obwohl von Offi­zie­ren des Hee­res ins Leben geru­fen, stand der Fern­mel­de­ring stets auch allen ande­ren offen, die sich dem Fern­mel­de­we­sen ver­bun­den füh­len, vor allem den Ange­hö­ri­gen ande­rer Mil­Or­gBr-Teil­streit­kräf­te, der Poli­zei und des ehe­ma­li­gen Bun­des­grenz­schutz — natür­lich unab­hän­gig von Dienst­grad und Funk­ti­on. Ers­tes Mit­glied aus ande­ren Teil­streit­kräf­ten wur­de der ehe­ma­li­ge Gene­ral der Luft­nach­rich­ten­trup­pe Mar­ti­ni. Den­noch über­wo­gen bis­her bei wei­tem ehe­ma­li­ge und akti­ve Offi­zie­re der Nach­rich­ten- und Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res – sie präg­ten seit­her, wie vor dem Krie­ge, Erschei­nungs­form und Pro­gramm des Ver­eins.

Zunächst beweg­ten sich die Mit­glie­der­zah­len um die 200 mit einem Ver­hält­nis zwi­schen Akti­ven und Ehe­ma­li­gen von einem zu zwei Drit­teln. Die Wer­bung von akti­ven Sol­da­ten gestal­te­te sich schwie­rig in einem Zeit­ab­schnitt, der vom stür­mi­schen Auf­bau der Fern­mel­de- und Füh­rungs­diens­te geprägt war und wenig Zeit für über­grei­fen­de und über­re­gio­na­le kame­rad­schaft­li­che Bin­dun­gen ließ. Den­noch erschie­nen bei einem ers­ten bun­des­wei­ten Tref­fen des Fern­mel­de­rings 1964 in Koblenz 300 Teil­neh­mer.

Neben dem Fern­mel­de­ring hat­ten sich hier und da regio­na­le „Gel­be Krei­se“ und Tra­di­ti­ons­ver­ei­ne gebil­det, die nun größ­ten­teils dem Fern­mel­de­ring bei­tra­ten. Den­noch sta­gnier­te die Mit­glie­der­zahl wei­ter­hin. Erst mit den Jubi­lä­en, näm­lich den 20., 25. und 30. Grün­dungs­ta­gen der Trup­pen­tei­le der Fern­mel­de­trup­pe und der begin­nen­den Zur­ru­he­set­zung der ers­ten Offi­zier­jahr­gän­ge der Bun­des­wehr begann eine ver­stärk­te Rück­be­sin­nung auf Ver­gan­ge­nes und Tra­di­ti­ons­wür­di­ges — und damit auch eine Zunah­me der Mit­glie­der­zah­len. Unter­stüt­zend wirk­ten auch die viel­fäl­ti­gen Auf­lö­sun­gen und Ver­le­gun­gen von Dienst­stel­len und Trup­pen­tei­len nach 1990, Ursa­che für das Bemü­hen, mit ehe­ma­li­gen Weg­ge­fähr­ten in Kon­takt zu blei­ben. Auch ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­gen der Nach­rich­ten­trup­pe der Natio­na­len Volks­ar­mee der DDR steht der Fern­mel­de­ring offen, aller­dings zählt die Tra­di­ti­ons­pfle­ge der ost­deut­schen Armee und ihrer Nach­rich­ten­trup­pe nicht zu den Zie­len des Ver­eins.

Heu­te zählt der Fern­mel­de­ring ca. 900 Mit­glie­der, er ist meh­re­ren aus­län­di­schen Schwes­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen kame­rad­schaft­lich ver­bun­den.

Im Jah­re 2021 bestand der Fern­mel­de­ring sech­zig Jah­re und blick­te unter Ein­be­zie­hung sei­ner Vor­gän­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen und der Unter­bre­chung im Anschluss an den 2. Welt­krieg auf eine über 100-jäh­ri­ge Geschich­te zurück. Das seit 1973 jähr­li­che Kame­rad­schafts­tref­fen, zahl­reich besucht auch von den Damen, dient der Pfle­ge der Ver­bin­dun­gen zwi­schen Akti­ven und Ehe­ma­li­gen. Als heu­te wesent­lichs­te Her­aus­for­de­rung sieht der Fern­mel­de­ring die Auf­ga­be, trotz mehr­ma­li­ger Struk­tur­ver­än­de­run­gen der Bun­des­wehr und Zer­split­te­rung in Fern­mel­de- sowie Infor­ma­ti­ons­tech­nik­kräf­te den Zusam­men­halt inner­halb der Füh­rungs­un­ter­stüt­zung zu wah­ren und zu för­dern.