Tag 7 in Livigno: „Raceday“ bei “La Sgambeda” 

Nach 25 km auf teils ape­ren Loi­pen und Anstie­gen von 350 Höhen­me­tern den Sieg in der Wer­tungs­klas­se M5 im Ziel­sprint erkämpft.
Eine inten­si­ve Trai­nings­wo­che mit täg­lich 20 — 30 km bei ca. 10 — 6 Grad Minus auf den Loi­pen des zoll­frei­en ita­lie­ni­schen Win­ter­sport­orts Livi­g­no zwi­schen 1.808 m und dem Zugang zum For­co­la-Paß auf 1.950 m reich­te für einen Sieg des im Ski­lang­lauf für den SV Pol­ling star­ten­den Mul­ti­sport­lers und Mit­glied im Fern­mel­de­ring Hans-Peter Grü­ne­bach (76) in der Wer­tungs­klas­se M5 (alle Män­ner der Jahr­gän­ge 1950 und älter). 

Oberst a.D. Hans-Peter Grü­ne­bach

Oberst a.D. Hans-Peter Grü­ne­bach nach dem M5-Sieg bei „La Sgam­be­da 2024“ in Livi­g­no, Bild: Pri­vat

Schnee­man­gel ließ die Orga­ni­sa­to­ren ton­nen­wei­se Kunst­schnee auf Wege und Wie­sen ver­tei­len, um wenigs­tens 25 km Wett­kampf­loi­pe sicher­zu­stel­len: Der Pro­duk­ti­on der Kunst­schnee­ber­ge kamen Tem­pe­ra­tu­ren von nachts bis minus 16 Grad, am Tag von unter minus 7 Grad ent­ge­gen. 

Am Wett­kampf­mor­gen hat­te es geschneit: Ein Tem­pe­ra­tur­an­stieg auf minus 4 Grad traf vie­le Ath­le­ten – auch den Pol­lin­ger – unver­hofft. Sie hat­ten bei der Aus­wahl des Ski-Wach­ses auf Tem­pe­ra­tu­ren von minus 7 bis minus 12 Grad gesetzt und die Ski ent­spre­chend vor­be­rei­tet: Wie­der ein­mal ver­wachst … 

Am Sonn­tag, dem 15. Dezem­ber 2024 um 11 Uhr star­te­ten 306 Män­ner und 59 Frau­en zu dem tra­di­tio­nel­len, ers­ten Ren­nen die­ser Art in der dies­jäh­ri­gen Win­ter­sai­son: Nach einer Anfangs­run­de am „Cen­tro Fon­do“ in Livi­g­no ging es zunächst mode­rat tal­auf­wärts. 

Anstieg bei „La Sgam­be­da 2023“, Bild: www.lasgambeda.it/Fabio Bor­ga

Bald öff­ne­ten sich ver­schnei­te Alm­wie­sen mit Schlei­fen, stär­ke­ren Stei­gun­gen und flot­ten Abfahr­ten: Ein kal­ter Ost­wind brems­te oder schob. Man­cher Läu­fer oder man­che Läu­fe­rin behin­der­ten den Pol­lin­ger, der sich wegen der Stock­bruch­ge­fahr im Gewühl weit hin­ten ein­ge­reiht hat­te und nun auf den teils ape­ren Loi­pen Platz zum Über­ho­len such­te. Die Wol­ken ver­schwan­den, die Son­ne beschien für den Rest des Tages die Drei­tau­sen­der drum her­um: Im Berg­schat­ten des obe­ren Tals lie­fen die Ski­er des Pol­lin­gers etwas bes­ser. 

Über eine Alm-Schlei­fe stie­gen die Ath­le­ten zum höchs­ten Punkt: Ein Stück glit­ten sie über die schnee­be­deck­te Paß­stra­ße, dann ging es tal­ab­wärts, mit eini­gen gif­ti­gen Anstie­gen gespickt. Immer wie­der hieß es, Stel­len aus­zu­wei­chen, an denen Erde, Gras und Stei­ne frei­ge­legt waren: Die Schnee­de­cke von nur ca. 20 cm war abge­fah­ren. 

Nach Kilo­me­ter 20 kam der anspruchs­volls­te Teil, “die Ser­pen­ti­nen”, wie Grü­ne­bach sie getauft hat­te: Sei­ne Frau Mari­an­ne feu­er­te ihn dort an, so war “bel­la figu­ra” bei dem kras­ses­ten Anstieg für ihn Ver­pflich­tung. 


Der letz­te Kilo­me­ter wur­de mit sta­bi­len Reser­ven zu einer Auf­hol­jagd auf eine Fün­fer­grup­pe, die sich gegen­sei­tig Wind­schat­ten gab: 500 m vor dem Ziel zog Grü­ne­bach vor­bei, nutz­te das Über­ra­schungs­mo­ment aus und spur­te­te in der 1:1‑Technik Rich­tung Ziel. Die Fünf kon­ter­ten, aber Grü­ne­bach hielt das Sprint­tem­po bis zur Finish-Linie durch. Ohne daß er es ahnen konn­te, in der Fün­fer­grup­pe befand sich auch ein jün­ge­rer Kon­kur­rent der M5, Dr. Hans-Joa­chim Bro­nisch aus Erfurt, den er so hin­ter sich ließ und so mit 4 Sekun­den Vor­sprung sieg­te. Auf dem drit­ten und vier­ten Platz folg­ten ein jün­ge­rer und ein älte­rer Ita­lie­ner in grö­ße­ren Abstän­den auf die Zei­ten von 1:49 Std der ers­ten zwei: Der Pol­lin­ger hat­te sich trotz fal­schem Wachs als zweit­äl­tes­ter Wett­kämp­fer gut geschla­gen.

Hin­weis der Redak­ti­on: 
„La Sgam­be­da“ ist ein Ski­ma­ra­thon in Ita­li­en mit Start und Ziel in Livi­g­no. Die Ver­an­stal­tung wird jähr­lich im Dezem­ber durch­ge­führt. Es wer­den Läu­fe in frei­er Tech­nik und ein Lauf in klas­si­scher Tech­nik aus­ge­tra­gen. Die Stre­cken ver­lau­fen in einer Höhe von 1.800 bis 2.100 m ü. NN. Das ers­te Ski-Ren­nen von „La Sgam­be­da“ fand 1990 statt.