Tafel 7 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zum Ein­satz der preu­ßi­schen Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen im Krieg gegen Öster­reich (1866) wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zum Ein­satz der deut­schen Feld-und Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen im Krieg gegen Frank­reich (1870/71) fort­ge­setzt.  

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Nach­dem die vier preuß. Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen und drei Feld-Tele­gra­phen­in­spek­tio­nen nach dem Krieg gegen Öster­reich Ende 1866 wie­der demo­bi­li­siert wor­den waren, begann ab Mit­te Juli 1879 drei Tage nach der durch Bis­marck redi­gier­ten „Emser Depe­sche“ und drei Tage vor der dadurch aus­ge­lös­ten fran­zö­si­schen Kriegs­er­klä­rung die Mobil­ma­chung von zunächst sie­ben Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen (4x preuß., 2x bay­er. und 1x würt­tem­berg.) und von zunächst vier Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen (3x preuß. und 1x bay­er.) zum Krieg gegen Frank­reich. Damit gelang es in der ers­ten Kriegs­pha­se im Rah­men des deut­schen Vor­mar­sches aus­ge­hend von Mainz über den Raum Saar­brü­cken und die Süd­pfalz zunächst bis in den Raum Nan­cy und Metz ins­ge­samt vier zum Teil unter­ein­an­der ver­maschte „Stamm­lei­tun­gen“ für das Gro­ße Haupt­quar­tier und die Haupt­quar­tie­re der drei Armee­ober­kom­man­dos ein­zu­rich­ten und zu betrei­ben. 

„Die Stamm­lei­tun­gen der deut­schen Armeen in der ers­ten Kriegs­pha­se“

Nach den „Grund­zü­gen der Mili­tär­te­le­gra­phie“ von 1867 hat­ten dabei die kom­pa­nie­star­ken Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen geführt durch einen Offi­zier die Ver­bin­dun­gen des jewei­li­gen Haupt­quar­tiers mit den Armee­ober­kom­man­dos (AOK) bzw. Gene­ral­kom­man­dos der Armee­korps her­zu­stel­len und die eben­falls kom­pa­nie­star­ken Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen gelei­tet durch einen Beam­ten der Staats-Tele­gra­phie das jewei­li­ge Haupt­quar­tier mit dem Staats-Tele­gra­phen­netz zu ver­bin­den. Durch ihr wech­sel­sei­ti­ges Zusam­men­wir­ken soll­te außer­dem die Tele­gra­phen­ver­bin­dung zwi­schen den AOK gewähr­leis­tet wer­den. 
Ab Mit­te August wur­den dazu eine wei­te­re sowie ab Mit­te Sep­tem­ber zwei wei­te­re preuß. Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen und zwei wei­te­re preuß. Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen mobil­ge­macht, so daß bis Ende Sep­tem­ber ins­ge­samt 10 Feld- und sechs Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen den Kom­man­do­be­hör­den zuge­ord­net waren. 

„Zuord­nung der Feld- und Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen (Stand: 28.09.1870)“

Die Staats-Tele­gra­phie soll­te dar­über hin­aus den Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen auf dem Fuße fol­gend, die flüch­tig her­ge­stell­ten Lei­tun­gen sta­bi­li­sie­ren und die Feld­sta­tio­nen über­neh­men sowie ihnen das abge­bau­te Mate­ri­al wie­der zufüh­ren. Zur Unter­stüt­zung der Staats-Tele­gra­phie wur­den zudem im Lau­fe des Feld­zu­ges drei Kriegs­te­le­gra­phen­di­rek­tio­nen in Frank­reich ein­ge­rich­tet. 

Wäh­rend die Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen dem schnel­len Vor­marsch­tem­po der Trup­pen in der Regel nicht fol­gen konn­ten, erga­ben sich in Pha­sen rela­ti­ver Ruhe – wie z.B. bei der Bela­ge­rung fes­ter Plät­ze – gute Mög­lich­kei­ten für ihren Ein­satz.

„Der preuß. Gene­ral­stabs­chef, Gene­ral­oberst Hell­muth von Molt­ke mit sei­nem Stab vor Paris – 
ganz rechts neben dem Geschütz: Pio­nie­re beim Bau einer Tele­gra­phen­lei­tung“

So wur­den bei den mehr­mo­na­ti­gen Bela­ge­run­gen von Metz und Paris jeweils ring­för­mi­ge Tele­gra­phen­lei­tun­gen um die Stadt gebaut – bei der Bela­ge­rung von Paris eine 85 km lan­ge Ring­lei­tung, die es ermög­lich­ten, die Bela­ge­rungs­trup­pen bei Aus­bruchs­ver­su­chen schnell zu alar­mie­ren und recht­zei­tig an den Aus­bruchs­stel­len zu ver­stär­ken.

„Das deut­sche Tele­gra­phen­netz bei der Bela­ge­rung von Paris“

Ins­ge­samt wur­den wäh­rend des Deutsch-fran­zö­si­schen Krie­ges 1870/71 durch die Feld- und Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen Lei­tun­gen mit einer Gesamt­län­ge von 10.399 km betrie­ben, davon 3.811 km durch die Feld- und 6.588 km durch die Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen. Dazu wur­de Per­so­nal in Stär­ke von 365 bzw. 246 ein­ge­setzt. Die Staats-Tele­gra­phie betrieb dar­über hin­aus mit einer Per­so­nal­stär­ke von 162 Lei­tun­gen mit einer Gesamt­län­ge von 17.012 km .
Die Demo­bi­li­sie­rung der Feld- und Etap­pen-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen begann ab Anfang April 1871 und ende­te im August.



Quel­le:

Tafel 7 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”



Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

1. Die Anfän­ge des mili­tä­ri­schen Fern­mel­de­we­sens in Deutsch­land (Preu­ßen 1832 —  
    1899) auf www.fmbtl620.de unter „Geschich­te der Fern­mel­de­trup­pe“

2. Goe­bel, Die­ter: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de-Trup­pen – Orga­ni­sa­ti­ons­dar-
    stel­lung 1830 — 1980, FmS/FSHEloT 1980

3. Das Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­we­sen von den Anfän­gen bis 1939 nach Gene­ral-
    major Erich Fell­gie­bel in: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs-
    diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 19 ff.

4. Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter-
    stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 217 ff. und S. 225 ff.

5. Recke, Hans-Joa­chim: Die Ent­wick­lung der Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­trup­pe in: 
    Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 6 ff.

6. Lar­sen, Uwe: Mei­len­stei­ne der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik für das Fern­mel­de­we­sen des 
    Hee­res in: Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 
    1999 – S. 18 ff.

7. Fern­mel­de­trup­pe und Mili­tär auf der Sei­te von Oberst a.D. Mil. His­to­ri­ker Dipl. Ing.oec. Hans Georg Kam­pe (†)