Tafel 66 — 70 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen — Gestern und heute”

Nach der Vor­stel­lung der Bild­ta­feln zu den Füh­rungs­diens­ten von Mari­ne und Luft­waf­fe in der Bun­des­wehr wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung abschlie­ßend mit Anmer­kun­gen zu den Bild­ta­feln über den Ein­satz der Fernmelde‑, Führungsunterstützungs‑, Infor­ma­ti­ons­tech­nik- und Elek­tro­ni­schen Kampf­füh­rungs­trup­pe im Rah­men der Beson­de­ren Aus­lands- sowie Hilfs­ein­sät­ze der Bun­des­wehr (1990 — 2021) fort­ge­setzt und abge­schlos­sen.  

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Ers­te Ein­sät­ze von Trup­pen­tei­len bzw. Teil­ein­hei­ten oder von Ange­hö­ri­gen der Fern­mel­de­trup­pe bzw. des dama­li­gen Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes im Rah­men von Aus­lands- sowie Hilfs­ein­sät­zen der Bun­des­wehr began­nen bereits wesent­lich frü­her als 1990 und umfas­sen daher mehr als die auf den Bild­ta­feln 66 — 70 dar­ge­stell­ten im Zeit­raum 1990 — 2021.

Schon Anfang März bis Anfang April 1960 kam Fern­mel­de­per­so­nal von Heer und Mari­ne in Stär­ke von 17 Mann im Rah­men des ers­ten grö­ße­ren huma­ni­tä­ren Hilfs­ein­sat­zes der Bun­des­wehr nach einem Erd­be­ben in Marok­ko Ende Febru­ar 1960 im Raum Aga­dir zum Ein­satz.

Ange­hö­ri­ge des Ein­satz­kon­tin­gents im Raum Aga­dir — 1960, Bild: Quel­le 5

Auch im Rah­men des ers­ten Hoch­was­ser-Kata­stro­phen­hilfs­ein­sat­zes der Bun­des­wehr nach einer Sturm­flut im Jahr 1962 im Raum Ham­burg kamen wahr­schein­lich Trup­pen­tei­le der Fern­mel­de­trup­pe bzw. Teil­ein­hei­ten des dama­li­gen Trup­pen­fern­mel­de­ver­bin­dungs­diens­tes zum Ein­satz – sowohl in ihrer ori­gi­nä­ren Rol­le als Fern­mel­der, als auch als Hilfs­kräf­te bei Deich­ver­stär­kun­gen, Ret­tung von durch das Hoch­was­ser ein­ge­schlos­se­nen Per­so­nen und bei den spä­te­ren Auf­räum­ar­bei­ten, auch wenn dies in den öffent­lich zugäng­li­chen Berich­ten nicht im Ein­zel­nen auf­ge­führt ist.

Dies gilt auch für die bei­den Erd­be­ben-Kata­stro­phen­hilfs­ein­sät­ze in Ita­li­en: 1976 im Fri­aul, wo unter Füh­rung des Korp­spio­nier­kom­man­deurs des dama­li­gen II. (GE) Korps sowie im Rah­men des dort von Mit­te — Ende Mai ein­ge­setz­ten dama­li­gen Gebirgspio­nier­ba­tail­lons 8 mit Tei­len von Pio­nier­ba­tail­lon 4 und 10, ABC-Abwehr­ba­tail­lon 210, Feld­jä­ger­ba­tail­lon 290 sowie von Fern­mel­de­ba­tail­lon 210 sowie spä­ter (Anfang — Ende Juni) des dama­li­gen Leich­ten Pio­nier­ba­tail­lons 240 mit Tei­len von Pio­nier­ba­tail­lon 4 und 10, Amphi­bi­sches Pio­nier­ba­tail­lon 230, Schwe­res Pio­nier­ba­tail­lon 210 sowie Pan­zer­pio­nier­kom­pa­nie 280 sicher­lich auch die jewei­li­gen Fern­mel­de­zü­ge sowie ver­mut­lich auch ein 400-W-HF-Schreib­funk­trupp (vgl. mit 1980/81) für die direk­te Ver­bin­dung nach Deutsch­land betei­ligt waren, und 1980/81 in Süd­ita­li­en im Raum Avel­li­no — Mat­e­r­do­mi­ni (ca. 60 km süd­ost­wärts von Nea­pel), wo wie­der­um unter Füh­rung des Korp­spio­nier­kom­man­deurs des dama­li­gen II. (GE) Korps von Ende Novem­ber bis Ende Dezem­ber zunächst das um Tei­le von Pio­nier­ba­tail­lon 4 und 10, Amphi­bi­sches Pio­nier­ba­tail­lon 230 sowie Schwe­res Pio­nier­lehr­ba­tail­lon 210 ver­stärk­te Leich­te Pio­nier­ba­tail­lon 240, von Ende Dezem­ber bis Ende Janu­ar Gebirgspio­nier­ba­tail­lon 8 – um Tei­le von Pio­nier­ba­tail­lon 4 und 10, Amphi­bi­sches Pio­nier­ba­tail­lon 230, Schwe­res Pio­nier­lehr­ba­tail­lon 210, 2./Schwimmbrückenbataillon 260, ABC-Abwehr­lehr­ba­tail­lon 210 und Instand­set­zungs­ba­tail­lon 220 ver­stärkt – als „Kata­stro­phen­ein­satz­ver­band“ (KEV) mit über 900 Sol­da­ten sowie fast 300 Fahr­zeu­gen und Pio­nier­ma­schi­nen ein­ge­setzt waren – dabei aber auch zwei 400-W-HF-Schreib­funk­trupps (davon 1x als Reser­ve) der dama­li­gen 4./FmBtl 210 aus Dillingen/Donau für die direk­te Ver­bin­dung nach Deutsch­land und – auf­grund sei­ner ita­lie­ni­schen Sprach­kennt­nis­se ein­ge­setzt als Ver­bin­dungs­of­fi­zier und S2 im Gefechts­stand von Pio­nier­kom­man­do 2 – der dama­li­ge Ober­leut­nant und S2 des dama­li­gen FmBtl 210 sowie spä­te­re Oberst und das heu­ti­ge Mit­glied des Fern­mel­de­rings e.V. Hans-Peter Grü­ne­bach.

Geo­gra­phi­sche Lage und Kar­te des Raums Avel­li­no — Mat­e­r­do­mi­ni, Gra­phi­ken: Quel­le 6

Erd­be­ben­in­ten­si­täts­kar­te des Raums Avel­li­no — Mat­e­r­do­mi­ni (VII = sehr stark/mässige Schä­den, VIII = zerstörend/Schäden an vie­len alten Häu­sern, IX = verwüstend/starke Schä­den an schwa­chen Gebäu­den)

Gra­phik: Quel­le 7

Am Abend des 27. Novem­ber war das dama­li­ge Fern­mel­de­kom­man­do 2 beauf­tragt wor­den, die Abstel­lung von zwei 400-W-HF-Schreib­funk­trupps und eines Fern­mel­de­of­fi­ziers mit ita­lie­ni­schen Sprach­kennt­nis­sen zu prü­fen: Bereits am 28. Novem­ber, einem Frei­tag gegen 09:00 erfolg­te dar­auf­hin die Befehls­aus­ga­be auf Ebe­ne der 4./FmBtl 210 in Dillingen/Donau, für die­se bei­den Schreib­funk­trupps mit ins­ge­samt je einem Feld­we­bel und Unter­of­fi­zier ohne Por­te­pee sowie acht Mann­schaf­ten bis 17:00 Marsch­be­reit­schaft her­zu­stel­len sowie sich dabei auf eine Ein­satz­dau­er von vier Wochen ein­zu­stel­len. Am Sams­tag, 29. Novem­ber um 06:30 war Abmarsch zur Bahn­ver­la­dung in Ingol­stadt, wo trotz kräf­ti­gem Schnee­fall in der Nacht und Eis­glät­te auf der Marsch­stra­ße gegen 08:30 der Sam­mel­punkt erreicht wur­de sowie nach einer Ein­wei­sung in die Bahn­ver­la­dung und Emp­fang des Mate­ri­als hier­für ab 13:00 mit die­ser begon­nen wer­den konn­te: Gegen 17:00 ver­lie­ßen bei­de HF-Schreib­funk­trupps mit dem ers­ten Zug den Güter­bahn­hof Ingol­stadt und began­nen ihren Bahn­trans­port von ca. 1.800 km über Kuf­stein – Inns­bruck — Bren­ner – Bolo­gna – Rimi­ni – Anco­na – Rom nach Caser­ta, wo am Mon­tag, 1. Dezem­ber — 05:00 ent­la­den wer­den soll­te.

Bahn­ver­la­dung der HF-Schr­Fu­Trp in Ingol­stadt

Bild: Quel­le 6

Auf­grund einer Ver­zö­ge­rung durch die Ent­la­dung von zwei wei­te­ren Zügen aus Pas­sau mit dem Per­so­nal und Mate­ri­al des Leich­ten Pio­nier­ba­tail­lons 240 begann nach einem fast 40-stün­di­gen Bahn­trans­port ab 07:30 die Ent­la­dung in Caser­ta, von wo ab etwa 13:00 der Wei­ter­marsch nach Avel­li­no begann, das um 15:30 erreicht wur­de: Auf einem ehe­ma­li­gen Sport­platz in einer Kaser­ne der ita­lie­ni­schen Armee wur­de neben dem Gefechts­stand von PiK­do 2 auf­ge­baut und um 19:40 die HF-Schreib­funk­ver­bin­dung nach Ulm her­ge­stellt.

Auf­bau­platz der HF-Schr­Fu­Trp in Avel­li­no und Trp-Besat­zung mit OLt Grü­ne­bach (ganz vor­ne)
Bil­der: Quel­le 6

Dar­über hin­aus wur­de auch noch eine VHF-Schreib­funk­ver­bin­dung vom Klos­ter am Mon­te Ver­gi­ne ober­halb von Avel­li­no nach Mat­e­r­do­mi­ni, dem Ein­satz­raum des Pio­nier­ba­tail­lons her­ge­stellt und betrie­ben.
Am 27. Dezem­ber traf die zwei­te Trupp­be­sat­zung zur Ablö­sung ein, die ers­te Trupp­be­sat­zung wur­de nach Deutsch­land aus­ge­flo­gen sowie die HF- und VHF-Schreib­funk­ver­bin­dung noch bis zum Ende des Kata­stro­phen­hilfs­ein­sat­zes durch Gebirgspio­nier­ba­tail­lons 8 am 29. Janu­ar gehal­ten sowie betrie­ben.

Auch bei der Kur­den­hil­fe von April bis Juni 1991 im West-Iran kamen eben­falls Fern­mel­de­per­so­nal sowie ‑mit­tel zum Ein­satz, um Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land und im Ein­satz­land her­zu­stel­len, zu hal­ten und zu betrei­ben.
Dabei kamen auch Sol­da­ten des LLFm­LehrBtl 9 zum Ein­satz: Am 8. Mai wur­de als einer der ers­ten der dama­li­ge Haupt­mann Jür­gen Schick — heu­te Oberst a.D. und Bei­sit­zer im Vor­stand sowie Web­mas­ter des Fern­mel­de­rings e.V. — auf­grund sei­ner Erfah­run­gen aus sei­ner Zeit in der LLFmKp 9 AMF(L) mit Kräf­ten des FmBtl 230 nach Bakht­a­ran geschickt, um dort mit­tels von der Deut­schen Bun­des­post ange­mie­te­ten Satel­li­ten-Kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­la­gen die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land sicher­zu­stel­len. Dort wur­de die ers­ten 14 Tage ein stän­dig beset­zes Lage­zen­trum IRAN aus Sol­da­ten der Fern­mel­de­ein­satz­grup­pe der 1.LLDiv gebil­det. Im wei­te­ren Ver­lauf erhiel­ten noch der dama­li­ge Fun­ker Mar­co Debe­ren und der dama­li­ge Haupt­feld­we­bel Albert Man­del einen Ein­satz­auf­trag, letz­te­rer mit sechs mobi­len HF-Funk­ge­rä­ten aus NVA-Bestän­den. Der Ein­satz der deut­schen Sol­da­ten ende­te schließ­lich am 22. Juni 1991.

Nach­dem die Ver­bin­dun­gen ins Hei­mat­land sicher­ge­stellt waren, war Hptm Jür­gen Schick im Flücht­lings­la­ger ein­ge­setzt.

Bild: Jür­gen Schick


Beim Ein­satz eines deut­schen Feld­hos­pi­tals in Phnom Phen zur Unter­stüt­zung der UN-Frie­dens­mis­si­on United Nati­ons Tran­si­tio­nal Autho­ri­ty Cambo­dia (UNTAC) in Kam­bo­dscha kamen von Mai 1992 bis Okto­ber 1993 für jeweils vier Mona­te auch drei Fern­mel­de­sol­da­ten des dama­li­gen Fern­mel­de­ba­tail­lons 920 aus Kas­tellaun zum Ein­satz, wel­che u.a. die erst­mals für Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land genutz­ten mobi­len ein­ka­na­li­gen Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­la­gen der zivi­len „Inter­na­tio­nal Mari­ti­me Satel­li­te Orga­niza­ti­on“ (INMARSAT) und eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­zen­tra­le mit 30-er Ver­mitt­lung für die hos­pi­tal­in­ter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on betrie­ben sowie die Betreu­ungs­kom­mu­ni­ka­ti­on sicher­stell­ten.    

Die deut­sche Betei­li­gung an der UN-Mis­si­on „UNOSOM II“ in Soma­lia (Mai 1993 — März 1994) mit einem Unter­stüt­zungs­ver­band in Regi­ments­stär­ke – zu dem u.a. auch eine Kom­pa­nie des dama­li­gen Fern­mel­de­ba­tail­lons 4 aus Regens­burg mit je einem Funk‑, Weitverkehrs‑, Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Fern­sprech­bau-Zug gehör­te – mach­te es erfor­der­lich, daß für die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen nach Deutsch­land über eine Ent­fer­nung von etwa 6.500 km neben einer HF-Schreib­funk­ver­bin­dung auch erst­mals Mehr­ka­nal-Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­bin­dun­gen (SATCOM) ver­wen­det wur­den, wobei die HF-Schreib­funk­ver­bin­dung zwi­schen den deut­schen Unter­stüt­zungs­kräf­ten im Raum Bel­et Uen/Beled Wey­ne und dem dama­li­gen Stab des III. (GE) Korps in Koblenz mit ihrer nur gerin­gen Infor­ma­ti­ons­über­tra­gungs­ka­pa­zi­tät ledig­lich über­la­gernd genutzt, aber bei Bedarf auch auf Sprech­funk umge­schal­tet und über Funk­über­leit­stel­len mit Tele­fon­net­zen ver­knüpft wer­den konn­te. 
Dar­über hin­aus waren auch Über­tra­gungs­ka­nä­le zwi­schen den deut­schen Unter­stüt­zungs­kräf­ten im Raum Bel­et Uen/Beled Wey­ne und der deut­schen Logis­tik­ba­sis in Dschibuti/Djibouti erfor­der­lich: Über die Mehr­ka­nal-SAT­COM-Ver­bin­dun­gen wur­den dazu Tran­sit­bün­del für die AUTO­KO-Kno­ten­ver­mitt­lun­gen in Koblenz, Dschibuti/Djibouti und Bel­et Uen/Beled Wey­ne geschal­tet, wobei der Luft­trans­port­punkt in Dschibuti/Djibouti zusätz­lich an das Auto­ma­ti­sche Füh­rungs­fern­mel­de­netz der Luft­waf­fe (AUTO­FÜFmNLw) ange­schlos­sen wur­de, wodurch AUTOKO und AUTOFÜ auch dem Unter­stüt­zungs­ver­band in Soma­lia zur Ver­fü­gung stan­den. 
Dar­über hin­aus wur­den in May­en und Koblenz für den Fern­sprech­be­trieb Netz­über­gän­ge in das All­ge­mei­ne Fern­sprech­wähl­netz der Bun­des­wehr (AllgFsprWNBw) sowie in Kas­tellaun eine Fern­schreib- und Tele­fax-Über­leit­stel­le zwi­schen Soma­lia sowie Deutsch­land ein­ge­rich­tet. Die Fern­sprech­ver­bin­dun­gen konn­ten nachts auch pri­vat für die soge­nann­te Betreu­ungs­kom­mu­ni­ka­ti­on mit­ge­nutzt wer­den – vor­aus­ge­setzt, daß dadurch kei­ne zusätz­li­chen Kos­ten ent­stan­den, was stark genutzt wur­de, wie der Spit­zen­wert von 4.957 Pri­vat­ge­sprä­chen in einer Kalen­der­wo­che zeigt.

SAT­COM-Ver­bin­dungs­plan und ‑Boden­sta­ti­on bei UNOSOM II 

Gra­phik: Quel­le 1, Sei­te 216; Bild rechts: Bild­ta­fel 54

Um den Bedarf an SAT­COM-Boden­sta­tio­nen zu decken, wur­den sie­ben zivi­le, mobil ein­setz­ba­re 5‑Ka­nal-SAT­COM-Gerä­te beschafft sowie in Bun­des­wehr­fahr­zeu­ge von FmBtl 930 und FmBtl 960 ein­ge­rüs­tet sowie für FmBtl 970 ein 27-Kanal-SAT­COM-Trupp bei der Deut­schen Tele­kom AG ange­mie­tet, wobei Über­tra­gungs­ka­pa­zi­tä­ten via INTELSAT ledig­lich über zivi­le Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten ange­mie­tet wer­den konn­ten. Dar­über hin­aus waren 13, spä­ter 18 Ein­ka­nal-INMAR­SAT-Trupps aus dem Bestand von FüUstgBrig 900 ver­füg­bar. Ins­ge­samt konn­te somit ein zuver­läs­si­ges Über­tra­gungs­sys­tem bereit­ge­stellt wer­den, das im Durch­schnitt eine Ver­füg­bar­keits­ra­te von mehr als 95% bot.

Erst nach Been­di­gung die­ser deut­schen UNO­SOM-Betei­li­gung und diver­sen Umrüs­tun­gen gemäß Bun­des­wehr­for­de­run­gen konn­ten aller­dings die o.a. sie­ben 5‑Ka­nal-SAT­COM-Gerä­te regu­lär ein­ge­führt und auf bis zu 30 Ein­zel­ka­nä­le á 64 kBit/s oder je 2.048 kBit/s als Bün­del leis­tungs­ge­stei­gert wer­den. Sie wur­den danach durch FüUstgBrig 900 (FmBtrbRgt 920: Ein­ka­nal-SAT­COM und HF-Funk, FmVbdgRgt 930: Mehr­ka­nal-SAT­COM und 120-Kanal-Richt­funk) vor allem für Out-of-area-Ein­sät­ze bereit­ge­hal­ten und ein­ge­setzt, wozu auch seit Ende Janu­ar 1998 bis heu­te in Gerol­stein eine orts­fes­te Mehr­ka­nal-SAT­COM-Boden­sta­ti­on betrie­ben wird.

Der u.a. von Sol­da­ten des dama­li­gen FmRgt 990 fern­mel­de­tech­nisch sicher­ge­stell­te UN-Ein­satz United Nati­ons Protec­tion Force (UNPROFOR) in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na (1992 — 1995) führ­te zur Ver­wen­dung von klei­ne­ren trans­por­ta­blen Satel­li­ten­an­la­gen und Nut­zung von INMAR­SAT-Satel­li­ten, die Ver­bin­dun­gen sowohl inner­halb des Ein­satz­ge­bie­tes – anstel­le von gelän­de­be­dingt nur teil­wei­se nutz­ba­ren VHF-Funk­ver­bin­dun­gen, als auch nach Deutsch­land ermög­lich­ten.

INMAR­SAT-Anla­gen, Bil­der: Bild­ta­fel 55

Die Teil­nah­me an den NATO-Mis­sio­nen auf dem Bal­kan – Imple­nta­ti­on Force (IFOR; 1995 — 1996) und Stabi­liza­ti­on Force (SFOR; 1996 — 2004) in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na sowie Koso­vo Force (KFOR; seit 1999) im Koso­vo – erfor­der­te bei IFOR/SFOR den Ein­satz einer aus zahl­rei­chen Fern­mel­de­ver­bän­den sowie ‑ein­hei­ten zusam­men­ge­stell­ten deut­schen Fern­mel­de­kom­pa­nie, bei KFOR anfangs Fern­mel­de­kräf­te in der Stär­ke eines Batail­lons und schloß auch den Ein­satz von Elo­Ka-Kräf­ten ein: So kam z.B. im Rah­men von SFOR eine Elo­Ka-Taskforce mit einer Per­so­nal­stär­ke von nur 30 bis 45 zum Ein­satz, die im Raum Mostar eine klei­ne Erfas­sungs­zen­tra­le mit dem Auf­trag betrieb, ggf. Warn­mel­dun­gen und Lage­bei­trä­ge vor­zu­le­gen sowie Elek­tro­ni­sche Gegen­maß­nah­men vor­zu­be­rei­ten. Dazu stan­den zudem drei gepan­zer­te Peil­trupps (1- 200 MHz auf TPz „Fuchs“) für punk­tu­el­le Ein­sät­ze zur Ver­fü­gung, wäh­rend zwei gepan­zer­te Stör­trupps („Hum­mel“) in Bereit­schaft gehal­ten wur­den. 
Die Elo­Ka-Taskforce bei KFOR hat­te eine Per­so­nal­stär­ke von etwa 70 Sol­da­ten.

Gepan­zer­ter Funk­trupp in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na und Abbau einer Ku-Band-SAT­COM-Boden­sta­ti­on in Fili­po­vici (Bos­ni­en)
Bil­der: Bild­ta­fel 67

Im Rah­men von SFOR wur­de am 14. März 1997 auch die Ope­ra­ti­on „LIBELLE“ durch­ge­führt, eine inner­halb von 24 Stun­den schnell impro­vi­sier­te Eva­ku­ie­rung von 99 Per­so­nen aus 23 Natio­nen, dar­un­ter 21 Deut­sche, mit mitt­le­ren Trans­port­hub­schrau­bern CH-53 aus Tira­na in Alba­ni­en, bei der es zu einem teil­streit­kraft­über­grei­fen­den Fern­mel­de­ein­satz von Fern­mel­de­kräf­ten des Hee­res, der Luft­waf­fe und der Mari­ne kam.

Funk­ein­satz wäh­rend der Eva­ku­ie­rungs­ope­ra­ti­on LIBELLE 

Bild: Bild­ta­fel 69

Das Stabs-/Fern­mel­de­ba­tail­lon bei KFOR war Anfang 1999 zunächst für einen Blau­helm­ein­satz im Rah­men der UN im Koso­vo geplant gewe­sen: Es wur­de aus dem dama­li­gen St/FmRgt 4 in Regens­burgzusam­men­ge­stellt und unter Füh­rung des dama­li­gen Oberst­leut­nant Jür­gen Schick nach Ohrid in Maze­do­ni­en ver­legt, um von dort im Rah­men der Koso­vo Veri­fi­ca­ti­on Mis­si­on (KVM) dann in den Koso­vo zu ver­le­gen. Nach­dem sich die ser­bi­sche Füh­rung gewei­gert hat­te, den Ver­trag von Ramouil­let zu unter­zeich­nen, und den dar­auf­hin durch­ge­führ­ten NATO-Luft­an­grif­fen auf Ser­bi­en und Koso­vo, einig­ten sich dann Anfang Juni 1999 NATO und Ser­bi­en mit dem Abkom­men von Kuma­no­vo auf die Sta­tio­nie­rung einer NATO-geführ­ten Frie­dens­trup­pe unter UN-Man­dat. 
Somit ver­leg­te das Stabs-/Fern­mel­de­ba­tail­lon am 12. Juni auf dem Land­marsch durch Alba­ni­en nach Priz­ren in den Koso­vo: Dort wur­de in einer auf­ge­las­se­nen Fabrik der Gefechts­stand der Mul­ti­na­tio­na­len Bri­ga­de Süd ein­ge­rich­tet sowie die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen zu den Ein­satz­ba­tail­lo­nen und nach Deutsch­land her­ge­stellt. 
Im Fol­ge­kon­tin­gent ver­leg­te der Gefechts­stand und das Fern­mel­de­ba­tail­lon in ein Feld­la­ger bei Priz­ren, das in einer ehe­ma­li­gen Kaser­ne der jugo­sla­wi­schen Armee ein­ge­rich­tet wur­de. Der Ein­satz in Priz­ren dau­er­te bis ins Jahr 2019.

Im Zusam­men­hang mit KFOR fand von April bis Sep­tem­ber 1999 in Alba­ni­en der ers­te huma­ni­tä­re Ein­satz der NATO statt, bei dem die Allied Mobi­le Force (AMF) als Alba­nia Force (AFOR) zum Ein­satz kam. Die Füh­rungs­un­ter­stüt­zung für das dama­li­ge AMF-Haupt­quar­tier und die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen für den Unter­stüt­zungs­ver­band Alba­ni­en wur­den dabei durch die dama­li­ge Luft­lan­de­fern­mel­de­kom­pa­nie AMF(L) 9 aus Dillingen/Donau unter Füh­rung des dama­li­gen Haupt­manns Ingo Hand­schuh – heu­te Oberst­leut­nant a.D. – in Durres/Albanien sicher­ge­stellt.

Fern­mel­de­staf­fel der LLFmKp 9 an einem expo­nier­ten Auf­bau­platz ange­lehnt an eine alba­ni­sche SAT­COM-Anla­ge

Bild: Bild­ta­fel 69

Wei­te­re Fern­mel­de­ein­sät­ze der Bun­des­wehr im Aus­land in den Jah­ren 2001 — 2003 sind auf Bild­ta­fel 69 dar­ge­stellt, ihre all­ge­mei­nen Rah­men­be­din­gun­gen auf Bild­ta­fel 66.

Für die tak­ti­schen Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen des im Früh­jahr 2002 im Kern aus dem Stab der dama­li­gen LLBrig 31 gebil­de­ten Haupt­quar­tiers der Kabul Multinatio­nal Briga­de (KMNB) im „Camp Warehouse“ in Kabul und des im Früh­jahr bis Som­mer 2003 im Kern aus dem Stab des Deutsch-Nie­der­län­di­schen Korps gebil­de­ten Haupt­quar­tiers der Inter­na­tio­nal Secu­ri­ty Assis­tance Force (ISAF) in Kabul/Afghanistan wur­de aus dem nie­der­län­di­schen Fern­mel­de­sys­tem TITAAN, dem deut­schen AUTOKO 90 und AUTO­FüFmN der Luft­waf­fe sowie aus zivi­ler Tech­nik, wie z.B. TETRAPOL, ein ört­li­ches Fern­mel­de­netz auf­ge­baut. Die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen von Deutsch­land nach Kabul und zum Luft­trans­port­stütz­punkt Ter­mez in Usbe­ki­stan wur­den mit­tels Mehr- und Ein­ka­nal-SAT­COM sowie über HF-Schreib­funk betrie­ben. 

AUTO­KO-Anten­nen­mast und SAT­COM-Anten­nen im „Camp Warehouse“ in Kabul, Bil­der: Bild­ta­fel 68

Relais-Anten­ne auf dem „TV Hill“ in Kabul

 Bild: Bild­ta­fel 68

Zu den Fern­mel­dern des deut­schen ISAF-Trup­pen­kon­tin­gents gehör­ten auch etwa 30 Sol­da­ten einer Elo­Ka-Taskforce, die vom EloK­a­Btl 932 gestellt wur­de, von denen vier bei dem ers­ten Selbst­mord­an­schlag gegen deut­sche Kräf­te am 7. Juni 2003 in Kabul zu Tode kamen.

EULE-Trupp bei ISAF

Bild: Bild­ta­fel 68

Zum ers­ten gro­ßen Fern­mel­de­ein­satz im Rah­men des bis dahin größ­ten Hoch­was­ser-Kata­stro­phen­hilfs­ein­sat­zes der Bun­des­wehr kam es an der Oder im Jahr 1997: Dabei wur­de die Not­wen­dig­keit hier­für offen­sicht­lich anfangs noch sehr unter­schied­lich beur­teilt – wäh­rend im Vor­be­fehl des dama­li­gen IV. Korps vom 16. Juli für einen mög­li­chen Kata­stro­phen­ein­satz der Bun­des­wehr die unter­stell­ten dama­li­gen WBK I/6. PzG­ren­Div, WKB VII/13. PzG­ren­Div und WBK VIII/14. PzG­ren­Div sowie die dama­li­ge FüUstgBrig 4 und LMech­Brig 1 immer­hin schon beauf­tragt wur­den, die für den Ein­satz not­wen­di­gen Fern­mel­de­mit­tel zu über­prü­fen, wur­de noch im Befehl Nr. 1 des dama­li­gen HFüK­do für die Vor­be­rei­tung der Kata­stro­phen­hil­fe vom 17. Juli die unter­stell­te dama­li­ge FüUstgBrig 900 ledig­lich beauf­tragt, sich dar­auf ein­zu­stel­len, mit Sprach­mitt­lern der dama­li­gen Front­nach­rich­ten­lehr­kom­pa­nie 300 kurz­fris­tig zu unter­stüt­zen – Rege­lun­gen zur Füh­rungs­un­ter­stüt­zung fehl­ten dage­gen völ­lig. Aber auch im Befehl Nr. 2 des IV. Korps vom sel­ben Tag wur­de FüUstgBrig 4 nur beauf­tragt, sich dar­auf ein­zu­stel­len, ggf. in Polen ein­ge­setz­te Kräf­te anzu­schlie­ßen und auch hier fehl­ten Rege­lun­gen zur Füh­rungs­un­ter­stüt­zung völ­lig.

Ein­satz­raum der Hilfs­kräf­te an der Oder 1997

Bild: Bild­ta­fel 70

WBK VIII/14. PzG­ren­Div beauf­trag­te aller­dings schon am 17. Juli sein dama­li­ges St-/FmBtl 801 zunächst, die drei gemäß Kata­stro­phen­alarm­pla­nung vor­ge­se­he­nen VHF-Funk­trupps auch am bevor­ste­hen­den Wochen­en­de (18. — 20. Juli) für einen mög­li­chen Ein­satz im Raum Frankfurt/Oder in Bereit­schaft zu hal­ten, ent­schied sich dann aber auf­grund der durch die Medi­en­be­richt­erstat­tung bekannt­ge­wor­de­nen Ent­wick­lung der Hoch­was­ser­la­ge, anstel­le der Funk­trupps hier­für eine AUTO­KO-Kom­pa­nie im 5. Aus­bil­dungs­mo­nat vor­zu­se­hen. Nach­dem die unver­züg­li­che Erkun­dung durch den Kom­pa­nie­chef die­ser Kom­pa­nie, den dama­li­gen Haupt­mann und spä­te­ren Oberst sowie Vor­sit­zen­den des Fern­mel­de­rings e.V. (2014 — 2016) Man­fred Kutz, beim dama­li­gen, regio­nal zustän­di­gen VBK 85 in Frankfurt/Oder, das zunächst die ers­ten Hilfs­kräf­te der Bun­des­wehr führ­te, eine sehr ange­spann­te Lage ergab, wur­de sei­ne Kom­pa­nie in Marsch gesetzt, um VBK 85 und die­se Hilfs­kräf­te im Raum Frankfurt/Oder mit­tels AUTOKO zu ver­bin­den.
Schon am 18. Juli konn­te so mit Abstüt­zung auf eine Kno­ten­ver­mitt­lung (KnV) an der dama­li­gen Grund­netz­schalt- und ‑ver­mitt­lungs­stel­le der Bun­des­wehr (GSVBw) in Frankfurt/Oder, die den Über­gang in das AllgFsprWNBw und das fes­te Netz der Deut­schen Tele­kom AG ermög­lich­te, eine AUTO­KO-Ver­bin­dung vom unmit­tel­bar an der Oder gele­ge­nen VBK 85 zur höher­ge­le­ge­nen Oder­land-Kaser­ne her­ge­stellt wer­den, wo ein Teil der ers­ten Hilfs­kräf­te der Bun­des­wehr unter­ge­bracht war. So wur­de außer­dem eine Aus­weich­mög­lich­keit für VBK 65 in die Oder­land-Kaser­ne geschaf­fen, falls es zu einer Über­flu­tung sei­ner Fern­mel­de- und Elek­tro­an­la­ge gekom­men wäre.
Am 19. Juli wur­de die­se ers­te AUTO­KO-Ver­bin­dung um eine Richt­funk­ver­bin­dung zur dama­li­genPio­nier­bri­ga­de 80 in Stor­kow erwei­tert, wodurch ers­te wich­ti­ge Grund­la­gen für den wei­te­ren Fern­mel­de­ein­satz, vor allem für den Über­gang in fes­te Fern­mel­de­net­ze gelegt wur­den.

Ein­satz­be­spre­chung in der Oder­land-Kaser­ne in Frankfurt/Oder – der dama­li­ge Oberst­leut­nant Klaus-Die­ter Ber­mes, Kom­man­deur des St/FmBtl 801 (Mit­te); Oberst­leut­nant Trem­mel (links), Kom­man­deur des FmBtl 430 (?) und Haupt­mann Kutz (rechts)

Bild: Bild­ta­fel 70

Als am 21. Juli wei­te­re AUTO­KO-Kräf­te erfor­der­lich wur­den, um die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen für die beab­sich­tig­te neue Füh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on zum anlau­fen­den Groß­ein­satz zur Hoch­was­ser­hil­fe mit dem WBK-Gefechts­stand in Frankfurt/Oder sowie den Gefechts­stän­den der Ein­satz­füh­rungs­stä­be Nord (PzGren­Brig 41) in Bad Frei­en­wal­de und Süd (PzBrig 42 „Bran­den­burg“ – wo damals der Autor als G3 und ChdSt tätig war) in Müll­ro­se sicher­zu­stel­len, wur­den die­se durch das dama­li­ge FmBtl 430 aus Blan­ken­fel­de gestellt.

Auf­bau einer AUTO­KO-Kno­ten­ver­mitt­lung von FmBtl 430 in der Oder­land-Kaser­ne in Frankfurt/Oder

Bild: Bild­ta­fel 70

Nach einem ers­ten Oder-Deich­bruch in der Zil­ten­dor­fer Nie­de­rung bei Bries­kow-Fin­ken­heerd am 23. Juli ver­schärf­te sich die Hoch­was­ser­la­ge an der Oder in dra­ma­ti­scher Wei­se, was den Ein­satz wei­te­rer Hilfs­kräf­te erfor­der­lich mach­te, für deren Füh­rung wei­te­re AUTO­KO-Ver­bin­dun­gen durch wei­te­re AUTO­KO-Kräf­te her­ge­stellt wer­den muss­ten: Hier­zu war in zwei Etap­pen der Rück­griff auf fast alle Fern­mel­de­ver­bän­de des Hee­res not­wen­dig, da auf­grund des AUTO­KO-Ein­sat­zes bei SFOR sowie umfang­rei­cher Trup­pen­ver­su­che mit und Umrüs­tun­gen auf AUTOKO 90 die per­so­nel­le sowie mate­ri­el­le Ver­füg­bar­keit der AUTO­KO-Kräf­te in den ein­zel­nen Fern­mel­de­ver­bän­den sehr begrenzt war.

Am Hoch­was­ser­ein­satz an der Oder in 1997 betei­lig­te Fern­mel­de­ver­bän­de

Bild: Quel­le 2, Anla­ge B.37

Der Ein­satz von AUTOKO bis auf Ver­bands­ebe­ne der Hilfs­kräf­te wur­de erfor­der­lich, weil ihre Füh­rung durch die Ein­satz­füh­rungs­stä­be über VHF-Funk auf­grund der gro­ßen Ent­fer­nun­gen sowie nur weni­gen „Hohen Punk­ten“ in der Oder-Nie­de­rung kaum mög­lich war, und Stan­dard­te­le­fon­an­schlüs­se der Deut­schen Tele­kom AG zumin­dest anfangs nicht in der erfor­der­li­chen Anzahl sowie Schnel­lig­keit geschal­tet wer­den konn­ten.
Dar­über hin­aus wur­den die Ver­bän­de – wo immer mög­lich – auch an das AllgFsprWNBw ange­schlos­sen, was auch die rasche Über­mitt­lung schrift­li­cher oder gra­phi­scher Infor­ma­tio­nen mit Tele­fax-Gerä­ten zuließ.

Durch den Ein­satz von ins­ge­samt

  • 49 RiFu­Trp, mittel/halbe – Reser­ve: 6
  • 11 Mul­ti­plex-RiFu­Trp, klein – Reser­ve: 4
  •   8 Mul­ti­plex-RiFu­Trp, groß – Reser­ve: 2
  •   3 Mul­ti­plex-RiFu­Trp, Bri­ga­de – Reser­ve: 1
  •   7 KnVTrp – Reser­ve: 2
  •   1 Zen­tra­le Netz­ab­fra­ge

konn­te ein raum­de­cken­des, ver­maschtes und leis­tungs­fä­hi­ges AUTO­KO-Netz ein­ge­rich­tet wer­den, das eine maxi­ma­le Nord-/Süd-Aus­deh­nung von ca. 130 km und von etwa 90 km in Ost-/West-Rich­tung erreich­te.   

AUTO­KO-Netz beim Oder-Hoch­was­ser­ein­satz 1997 – Prin­zip­skiz­ze

Gra­phik: Quel­le 3, S. 93

Detail­plan (Stand: 271840Bjul97), Gra­phik: Quel­le 4

Ende Juli war für sei­nen Betrieb Per­so­nal in Stär­ke von ins­ge­samt fast 590 im Ein­satz, wobei der Kern von St/FmBtl 801 und fast die Hälf­te aus dem Bereich des IV. Korps kam, wäh­rend die ande­ren Fern­mel­de­ver­bän­de nur mit drei bis sie­ben Dut­zend betei­ligt waren.
Dar­über hin­aus wur­den noch 12 HF-Sprech­funk­trupps mit Per­so­nal in Stär­ke von inge­samt 60 in drei Füh­rungs­krei­sen des HFüK­do, IV. Korps und WBK VIII/14.PzGrenDiv ein­ge­setzt, die aber auf­grund der ver­füg­ba­ren leis­tungs­fä­hi­gen Fern­sprech­ver­bin­dun­gen über AUTOKO kaum bzw. nicht genutzt wur­den. HF-Schreib­funk kam dage­gen nicht zum Ein­satz.

Per­so­nal- und Mate­ri­al­ein­satz der Fern­mel­de­kräf­te beim Oder-Hoch­was­ser­ein­satz 1997 (Stand: 28.07.1997)

Gra­phik: Quel­le 4 

Nicht ver­ges­sen wer­den soll dabei, daß dar­über hin­aus noch ca. 600 Sol­da­ten der Fern­mel­de­trup­pe – davon allein ca. 200 von St/FmBtl 820 – als „Deich­läu­fer“, „Sand­sack-Packer“ und Kraft­fah­rer ein­ge­setzt waren. 

Die auf Klein­fahr­zeu­ge beschränk­te Befahr­bar­keit der Wege in Oder- und Deich­nä­he hat­te auch Ein­fluß auf den Ein­satz des VHF-Trup­pen­funks in den Ver­bän­den der Hilfs­kräf­te: So war ein Ein­satz von Gefechts­stand- oder gar Gefechts­fahr­zeu­gen mit ihren VHF-Trup­pen­funk­ge­rä­ten zwar nicht mög­lich, was aber durch die im all­ge­mei­nen aus­rei­chend ver­füg­ba­ren Klein­fahr­zeu­ge mit SEM 80/90 kom­pen­siert wer­den konn­te, um die Kom­pa­nien und Züge im Deich­be­reich zu füh­ren.
Schwie­ri­ger gestal­te­ten sich die Fern­mel­de­ver­bin­dun­gen zu den im Rah­men der Deich­über­wa­chung ein­ge­setz­ten, soge­nann­ten „Deich­läu­fern“, da anfangs nicht aus­rei­chend SEM 35 bzw. SEM 70 und genug Bat­te­rien hier­für ver­füg­bar waren sowie kaum dienst­li­che Mobil­te­le­fo­ne — anfangs 64 (!), spä­ter zusätz­lich 200 von der Deut­schen Tele­kom AG zur Ver­fü­gung gestell­te, für die dar­über hin­aus abseits von Städ­ten sowie grö­ße­ren Ort­schaf­ten kaum eine deut­sche D1- und D2-Netz­ab­de­ckung vor­han­den war oder bei denen oft nur Ver­bin­dun­gen in das pol­ni­sche Mobil­te­le­fon­netz zustan­de kamen.
Auf­grund der sehr begrenz­ten Anzahl und Netz­ab­de­ckung konn­ten dienst­li­che Mobil­te­le­fo­ne des­halb nur als zusätz­li­ches Fern­mel­de­mit­tel für Füh­rungs­per­so­nal, Ver­bin­dungs­of­fi­zie­re sowie Füh­rer mobi­ler Instand­set­zungs- und War­tungs­trupps genutzt wer­den.

Elbe-Hoch­was­ser­ge­biet im August 2002

Gra­phik: Bild­ta­fel 70

Auch im August 2002 kam es im Rah­men des bis bis­her größ­ten Hoch­was­ser-Kata­stro­phen­hilfs­ein­sat­zes der Bun­des­wehr an der Elbe wie­der zu einem grö­ße­ren Ein­satz der Fern­mel­de­trup­pe: Wie­der­um wur­de u.a. an der unte­ren Elbe im Raum Boi­zen­burg – Hage­now – Buch­holz – Dömitz – Neu­haus – Boi­zen­burg ein raum­de­cken­des, ver­maschtes und leis­tungs­fä­hi­ges AUTO­KO-Netz ein­ge­rich­tet, das Ende August eine Nord-/Süd- und Ost-/West-Aus­deh­nung von ca. 100 x 100 km erreich­te.

Prin­zip­skiz­ze des AUTO­KO-Net­zes beim Elbe-Hoch­was­ser­ein­satz 2002

Gra­phik: Bild­ta­fel 70

Inge­samt hat ihr Ein­satz im Rah­men der Beson­de­ren Aus­lands­ein­sät­ze der Bun­des­wehr zum Inter­na­tio­na­len Kri­sen­ma­nage­ment (IKM) – ins­be­son­de­re seit Ende der 1990-er Jah­re – bis Ende 2021 auch die Fernmelde‑, Führungsunterstützungs‑, Infor­ma­ti­ons­tech­nik- und Elek­tro­ni­sche Kampf­füh­rungs­trup­pe fast drei Jahr­zehn­te geprägt – erst seit Beginn des rus­si­schen Angriffs­krie­ges gegen die Ukrai­ne Anfang 2022 hat eben­falls bei ihnen eine Umstel­lung von Orga­ni­sa­ti­on, Aus­bil­dung sowie Übun­gen auf Lan­des- und Bünd­nis­ver­tei­di­gung begon­nen. 



Quel­len:
Tafel 66 — 70 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”

Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

  1. Löbens, Man­fred: Das Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tem der Bun­des­wehr (SAT­COMBw), in: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 209 ff.
  2. Ber­ren­berg, Dr. Peter: Geschich­te der Fern­mel­de­trup­pe des Hee­res in der Bun­des­wehr im Wan­del der poli­ti­schen und tech­ni­schen Rah­men­be­din­gun­gen unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Zeit seit 1970, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V., Bonn 1999
  3. Bap­pert, Wolf­gang: Die Fern­mel­de­trup­pe Fern­mel­de­ver­bin­dungs­dienst im Zeit­raum 1976 — 2004 – Teil E, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V., Neu­stadt 2007 – ISBN 978–3‑00–020652‑8
  4. Chro­nik der 1. Luft­lan­de­di­vi­si­on 1987–1991, Sei­te 150
  5. Unter­la­gen von HFüK­do — G6/InfoÜ aus Juli/August 1997 zum Fern­mel­de­ein­satz im Rah­men des Bun­des­wehr­hilfs­ein­sat­zes an der Oder (Kopien in Besitz des Ver­fas­sers)
  6. Marok­ko 1960 – Der ers­te Aus­lands­ein­satz des Sani­täts­diens­tes
  7. Unter­la­gen zum Fern­mel­de­ein­satz im Rah­men des Erd­be­ben-Kata­stro­phen­hilfs­ein­sat­zes 1980/81 in Süd­ita­li­en im Raum Avel­li­no — Mat­e­r­do­mi­ni (Datei­en wur­den von Oberst a.D. Hans-Peter Grü­ne­bach zur Ver­fü­gung gestellt)
  8. Bür­kel, Peter/Hunziker, P.: Erd­be­ben­ka­ta­stro­phe in Süd­ita­li­en vom 23.11.1980 —  Scha­den­bil­der und Mass­nah­men in der lnstand­stel­lungs­pha­se (A 15732), Hrsg.: Bun­des­amt für Luft­schutz­trup­pen — Sek­ti­on Aus­rüs­tung und Bau­ten, Bern – März 1982
  9. Mey­er, Micha­el: Pio­nie­re 1976 und 1980/81 im Kata­stro­phen­ein­satz, in: PIONIERE, Aus­ga­be 12/Dezember 2015 – Sei­te 64 f. 
  10. Schick, Jür­gen: Der Ein­satz von St/FmBtl KFOR in Maze­do­ni­en und Koso­vo sowie von LLFmKp AMF (L) 9 in Alba­ni­en im Jahr 1999 (Schrit­li­che Mit­tei­lung an den Autor)