Tafel 6 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zu Mobil­ma­chung (1859/1864) und ers­tem Ein­satz der preu­ßi­schen Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen im Krieg gegen Däne­mark (1864) wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zum Ein­satz der preu­ßi­schen Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen im Krieg gegen Öster­reich und den deut­schen Bund (1866) fort­ge­setzt.  

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Nach­dem die bei­den preuß. Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen nach dem Krieg gegen Däne­mark Ende 1864 wie­der demo­bi­li­siert wor­den waren, began­nen im Früh­jahr 1866 ers­te Vor­be­rei­tun­gen zur Mobil­ma­chung von nun ins­ge­samt vier preuß. Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen beim Gar­de-Pio­nier­ba­tail­lon für den Fall eines Krie­ges mit Öster­reich und dem Deut­schen Bund. So wur­den u.a. 41 km von dem für die Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lung Nr. III vor­ge­se­he­nen neu­ar­ti­gen Feld­ka­bel bestellt und die Kennt­lich­ma­chung der Ange­hö­ri­gen der Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen durch ein gel­bes „T“ mit dar­un­ter ste­hen­der Abtei­lungs­num­mer in Form einer römi­schen Zif­fer auf ihren roten Pio­nier-Schul­ter­klap­pen ver­fügt.
Ab Anfang Mai erfolg­te dann die Mobil­ma­chung der Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen Nr. I bis III beim Gar­de-Pio­nier­ba­tal­li­on in Ber­lin, Mit­te Mai ihre Zuord­nung zu den Armee­ober­kom­man­dos 1 und 2 sowie zum Gro­ßen Haupt­quar­tier der Preuß. Armee. Außer­dem wur­den auf Grund­la­ge der Erfah­run­gen aus dem Krieg mit Däne­mark (1864) die „Grund­zü­ge für die Her­stel­lung, Benut­zung etc. der Tele­gra­phen­li­ni­en für Kriegs­zwe­cke“ erlas­sen, in denen im Hin­blick auf die Auf­ga­ben künf­tig zwi­schen der Feld- und der Etap­pen-Tele­gra­phie unter­schie­den wur­de. Des Wei­te­ren wur­de auch noch eine Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lung Nr. IV bei der Ersatz-Kom­pa­nie des Gar­de-Pio­nier­ba­tail­lons mobil­ge­macht. Ende Mai ver­ließ schließ­lich die Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lung Nr. I Ber­lin, um im Auf­marsch­raum der 1. Armee um Gör­litz Tele­gra­phen­an­la­gen ein­zu­rich­ten, in den nächs­ten Tagen folg­ten die Abtei­lun­gen in die Auf­marsch­räu­me der 2. Armee um Glatz und des Gro­ßen Haupt­quar­tiers. Anfang Juni wur­den dann beim Gro­ßen Haupt­quar­tier noch die Stel­le „Chef der Mili­tär­te­le­gra­phie“ ein­ge­rich­tet sowie die Feld-Tele­gra­phen­in­spek­tio­nen Nr. I bis III als Bin­de­glied zwi­schen der Feld- und Staats­te­le­gra­phie gebil­det.

Durch den Ein­satz der Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen Nr. I bis III sowie Nut­zung der durch sie gebau­ten und betrie­be­nen Feld-Tele­gra­phen­li­ni­en zwi­schen dem Gro­ßen Haupt­quar­tier und den Armee­ober­kom­man­dos gelang es Anfang Juli die 1. Armee und die Elb-Armee von Nord­wes­ten sowie die 2. Armee von Nord­os­ten zur Ent­schei­dungs­schlacht mit der Öster­rei­chi­schen Nord-Armee bei König­grätz in Böh­men zusam­men­zu­füh­ren und die­se zum Rück­zug auf Wien zu zwin­gen. Dar­über hin­aus konn­ten zeit­lich par­al­lel unter Nut­zung der fes­ten Lini­en der preuß. Staats­te­le­gra­phie – und der Eisen­bahn­li­ni­en – Preuß. Trup­pen auch im Wes­ten von Preu­ßen weit­räu­mig her­an­ge­führt wer­den, um die Han­no­ver­sche Armee bei (Bad) Lan­gen­sal­za zu stel­len sowie – trotz tak­ti­scher Nie­der­la­ge – zur Kapi­tu­la­ti­on zu zwin­gen und so ihre Zusam­men­füh­rung mit der Baye­ri­schen Armee zu ver­hin­dern. Zur danach gebil­de­ten Main-Armee für die Beset­zung von Kur­hes­sen und Frank­furt sowie zum Angriff auf Bay­ern wur­de durch das Gro­ße Haupt­quar­tier in Böh­men Ver­bin­dung mit­tels der Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lung Nr. IV gehal­ten. Auch in Bay­ern war eine Feld­te­le­gra­phen­ab­tei­lung in Kom­pa­nie­stär­ke durch das Genie­regi­ment in Ingol­stadt auf­ge­stellt wor­den, die meh­re­re Tele­gra­phen­ver­bin­dun­gen her­stell­te, wel­che von Kit­zin­gen aus Mün­chen erreich­ten, das VIII. Bun­des­korps in Kit­zin­gen und Markt­breit sowie das bay­er. Haupt­quar­tier in Würz­burg mit der 1. Bay­er. Divi­si­on in Rem­lin­gen und der 4. Bay­er. Divi­si­on in Markt­hei­den­feld anschlos­sen. (auf der Bild­ta­fel nicht dar­ge­stellt)
Mit­te Sep­tem­ber begann etwa sechs Wochen nach den Waf­fen­still­stän­den mit Öster­reich und den Staa­ten des Deut­schen Bun­des die Demo­bi­li­sie­rung der vier preuß. Feld-Tele­gra­phen­ab­tei­lun­gen und drei Feld-Tele­gra­phen­in­spek­tio­nen.
Im Febru­ar 1867 wur­den die Erfah­run­gen aus die­sem Kriegs­ein­satz der preuß. Feld- und Etap­pen-Tele­gra­phie durch das preuß. Kriegs­mi­nis­te­ri­um in einem Bericht zusam­men­ge­fasst und der preuß. Staats­te­le­gra­phen­di­rek­ti­on zur prak­ti­schen Umset­zung der dar­in erho­be­nen For­de­run­gen für ihre künf­ti­ge „Feldtelegraphenapparat“-Entwicklung über­ge­ben.



Quel­le:

Tafel 6 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”



Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:


1. Die Anfän­ge des mili­tä­ri­schen Fern­mel­de­we­sens in Deutsch­land (Preu­ßen 1832 — 
    1899) auf www.fmbtl620.de unter „Geschich­te der Fern­mel­de­trup­pe“

2. Goe­bel, Die­ter: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de-Trup­pen – Orga­ni­sa­ti­ons­dar-
    stel­lung 1830 — 1980, FmS/FSHEloT 1980

3. Das Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­we­sen von den Anfän­gen bis 1939 nach Gene­ral-
    major Erich Fell­gie­bel in: Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs-
    diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 19 ff.

4. Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter-
    stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 217 ff. und S. 225 ff.

5. Recke, Hans-Joa­chim: Die Ent­wick­lung der Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­trup­pe in: 
    Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 6 ff.

6. Lar­sen, Uwe: Mei­len­stei­ne der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik für das Fern­mel­de­we­sen des 
    Hee­res in: Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 
    1999 – S. 18 ff.

7. Fern­mel­de­trup­pe und Mili­tär auf der Sei­te von Oberst a.D. Mil. His­to­ri­ker Dipl. Ing.oec. Hans Georg Kam­pe (†)

8. Praun, Albert: Wie aus der Pio­nier­trup­pe die Nach­rich­ten­trup­pe wur­de …, Teil 1: 1866 — 1914 in: F‑Flagge 3–2020, S. 44 ff.