Tafel 38 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zur Mobil­ma­chung der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe für den Angriff auf Polen im Jahr 1939 wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zum Ein­satz der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe beim Angriff auf Polen im Jahr 1939 fort­ge­setzt.   

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Vor­be­mer­kung:
Die aktu­el­len RICHTLINIEN ZUM TRADITIONSVERSTÄNDNIS UND ZUR TRADITIONSPFLEGE der Bun­des­wehr ent­hal­ten zum The­ma „Wehr­macht“ unter Nr. 3.4.1 u.a. fol­gen­de Klar­stel­lung, auf die auch hin­sicht­lich des Ein­sat­zes der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe beim Angriff auf Polen im Jahr 1939 hin­ge­wie­sen wer­den soll: 
„Der ver­bre­che­ri­sche NS-Staat kann Tra­di­ti­on nicht begrün­den. Für die Streit­kräf­te eines demo­kra­ti­schen Rechts­staa­tes ist die Wehr­macht als Insti­tu­ti­on nicht tra­di­ti­ons­wür­dig. Glei­ches gilt für ihre Trup­pen­ver­bän­de sowie Orga­ni­sa­tio­nen, die Mili­tär­ver­wal­tung und den Rüs­tungs­be­reich.“


In der Vor­be­rei­tung des Über­falls auf Polen ver­füg­te die Wehr­macht ab Ende August 1939 mit den von der Deut­schen Reichs­post (DRP) bereit­ge­stell­ten Lei­tun­gen der „Stö­rungs­net­ze“ („StöN“) sowie den zusätz­lich von der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe (HNach­rTr) gebau­ten Feldkabel‑, Feld­fern­ka­bel- und Feld­dau­er­lei­tun­gen über ein Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­netz, das allen Anfor­de­run­gen für die 1. Pha­se des Angriffs ent­sprach. Dar­über hin­aus waren auf allen Füh­rungs­ebe­nen ein­satz­be­rei­te Trup­pen­tei­le der HNach­rTr und Trup­pen-Nach­rich­ten­zü­ge ver­füg­bar, wel­che die­ses Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­netz dem Angriff fol­gend feld­mä­ßig erwei­tern konn­ten.  

Als dann am Mor­gen des 1. Sep­tem­bers 1939 der Angriff auf Polen begann, waren im Bereich jeder Armee auch ein bis zwei beson­de­re „Ablauf­punk­te“ für die Armee-Stamm­lei­tun­gen mit weit­sprech­fä­hi­gen Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zu den Ober­kom­man­dos des Hee­res (OKH) und der Wehr­macht (OKW) geschal­tet: Von die­sen „Ablauf­punk­ten“ bau­ten nun die Armee-Nach­rich­ten-Regi­men­ter (Armee-Nach­rRgt) Feld­dau­er­li­ni­en in Rich­tung des nächs­ten geplan­ten Armee-Gefechts­stan­des, meis­tens als mit­tels mobi­ler Trägerfrequenz-(TF-) und Wechselstromtelegraphie-(WT-) Gerä­te mehr­fach aus­nutz­ba­re Bron­ze­draht-Dop­pel­lei­tun­gen an einem Holz­ge­stän­ge.  

Beim Bau einer Blank­draht-Feld­dau­er­li­nie,

Bild­quel­le: Bild­ta­fel 38

Auf qua­li­ta­tiv guten Dop­pel­lei­tun­gen waren so im leich­ten Stan­gen­bau drei Fern­sprech- oder fünf Fern­schreib­ver­bin­dun­gen gleich­zei­tig, durch 12-fach-WT-Gerä­te auf zwei Dop­pel­lei­tun­gen (4‑Draht-Ver­bin­dung) gleich­zei­tig 12 Fern­schreib­ver­bin­dun­gen mög­lich. Bei gro­ßen Ent­fer­nun­gen wur­den zusätz­lich mobi­le Ver­stär­ker-Trupps zum Aus­gleich der Lei­tungs­dämp­fung ein­ge­setzt. In vor­her­be­stimm­ten Abstän­den wur­den Durch­gangs­ver­mitt­lun­gen ein­ge­rich­tet, von denen Quer­ver­bin­dun­gen zu ande­ren Ver­mitt­lun­gen des auf die­se Wei­se ent­ste­hen­den Armee-Ver­bin­dungs­net­zes führ­ten. 
Die Nach­rich­ten-Regi­men­ter der bei­den Hee­res­grup­pen (HGr­Nach­rRgt) folg­ten jeweils einer in Rich­tung des Angriffs­schwer­punkts füh­ren­den Armee-Stamm­lei­tung und ver­stärk­ten die­se, wodurch die­se mit grö­ße­ren tech­ni­schen Kapa­zi­tä­ten zur Hee­res­grup­pen­ach­se wur­de.

Die­se feld­mä­ßi­ge Mehr­fach­aus­nut­zung der bis­he­ri­gen ein­fa­chen Feld­dau­er­li­ni­en mit­tels mobi­ler TF- und WT-Gerä­te war auf­grund der Aus­wer­tung der Übun­gen und ers­ten Ein­sät­ze im Jahr 1938 sowie des tech­ni­schen Ent­wick­lungs­stan­des als Haupt­mög­lich­keit iden­ti­fi­ziert wor­den, wie und mit wel­chen feld­mä­ßi­gen Nach­rich­ten­mit­teln der hohe Lei­tungs­be­darf und die gro­ßen Ent­fer­nun­gen zukünf­ti­ger Feld­zü­ge bewäl­tigt wer­den konn­ten, da die Über­tra­gungs­ka­pa­zi­tät und Sprech­reich­wei­te von Feld­fern­ka­bel­lei­tun­gen nicht mehr aus­reich­ten sowie der Zeit­be­darf für den Bau von Feld­dau­er­li­ni­en mit meh­re­ren Dop­pel­lei­tun­gen an einem Gestän­ge zu hoch war.
Ein­zi­ge tech­ni­sche Alter­na­ti­ve war ein neu­ent­wi­ckel­tes 14-paa­ri­ges Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel [1], von dem aber auf­grund von Roh­stoff­man­gel – ins­be­son­de­re bei Kup­fer – nur eine begrenz­te Anzahl von Kabel­län­gen pro­du­ziert wer­den konn­te, so daß damit nur das Füh­rungs-Nach­rich­ten­re­gi­ments 40 (FüNach­rRgt 40) aus­ge­stat­tet war.

Bil­der oben: Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel,
Bil­der­quel­le:  Ein­trag zu „Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel“ bei www.der-fernmelder.de

Auf Korps- und Divi­si­ons­ebe­ne wur­den dage­gen die Stamm­lei­tun­gen in der Regel mit Feld­fern­ka­bel (FFKb) gebaut: Jede Divi­si­ons-Nach­rich­ten­ab­tei­lung (Div­Nach­rAbt) bau­te eine Divi­si­ons-Stamm­lei­tung in der Regel ent­lang einer der Marsch­stra­ßen ihrer Divi­si­on. Die Korps-Nach­rich­ten­ab­tei­lun­gen (Korps-Nach­rAbt) folg­ten einer die­ser Divi­si­ons-Stamm­lei­tun­gen im Schwer­punkt der Korps und ver­stärk­ten die­se, wodurch sie zu Korps-Stamm­lei­tun­gen wur­den. Außer­dem stell­ten sie die not­wen­di­gen Quer­ver­bin­dun­gen zu den Stamm­lei­tun­gen der ande­ren Divi­sio­nen und zum benach­bar­ten Armee­korps her.
Wie in den Ein­satz­vor­schrif­ten der HNach­rTr fest­ge­legt, ver­such­ten dabei die Bau­trupps der Nach­rich­ten­ab­tei­lun­gen ab Beginn der Ope­ra­tio­nen dem schnel­len Vor­marsch­tem­po ihrer Groß­ver­bän­de mit ihren Stamm­lei­tun­gen im über­schla­gen­den Ein­satz zu fol­gen und dabei die befoh­le­nen Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen her­zu­stel­len, was jedoch nicht immer gelang.

Bau von FFKb-Lei­tun­gen

Bild­quel­le: Bild­ta­fel 38

Als die Armee­ober­kom­man­dos (AOK) in den ers­ten Kriegs­ta­gen im Zuge des Angriffs ihre Gefechts­stän­de nach Polen ver­leg­ten, ver­schlech­ter­ten sich die Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zu ihnen in dem Maße, wie die Ent­fer­nun­gen immer grö­ßer wur­den, bis sie schließ­lich mit feld­mä­ßi­gen Nach­rich­ten­mit­teln nicht mehr zu über­brü­cken waren: Als ers­tes bra­chen des­halb die direk­ten Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen der AOK zum OKH und OKW ab. Konn­te man sich anfangs noch mit „Umspre­chen“ der Fern­sprü­che durch die Ver­mitt­lun­gen bzw. Fern­sprech­zen­tra­len bei den Hee­res­grup­pen-Ober­kom­man­dos (HGrOK­do) behel­fen, war auch das nicht mehr mög­lich, als die­se eben­falls nach Polen ver­leg­ten
Am 14. Sep­tem­ber brach dann auch die Fern­sprech­ver­bin­dung zwi­schen OKH/OKW und dem HGrOK­do Süd voll­ends zusam­men, als die­ses von sei­nem ers­ten Gefechts­stand Lublinitz/Lubliniec in Polen nach Kiel­ce ver­legt hat­te, wodurch OKH/OKW nur noch ein­ge­schränkt über Funk Ein­fluß u.a. auf das AOK 8 neh­men konn­ten, des­sen Korps und Divi­sio­nen zu die­sem Zeit­punkt in har­te Kämp­fe an der Bzu­ra ver­wi­ckelt waren. 

Bis Lublinitz/Lub­li­niec hat­te die ver­blie­be­ne FFKb-Bau­kom­pa­nie des Füh­rungs-Nach­rich­ten­re­gi­ments 40 (FüNach­rRgt 40) – im Schwer­punkt des Gesamt­an­griffs auf Polen bei HGr Süd – das o.a. neu­ent­wi­ckel­te 14-paa­ri­ge, von Neiße/Nysa kom­men­de  Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel (ca. 120 km, d.h. ca. 480 Kabel­län­gen) noch ver­län­gern kön­nen, dann waren die auf­grund der nur begrenz­ten Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tät ins­ge­samt ver­füg­ba­ren Län­gen die­ses spe­zi­el­len Fern­ka­bels auf­ge­braucht. 

Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel von Neiße/Nysa nach Lublinitz/Lubliniec

Quel­le: Goog­le Maps/Eigene Ergän­zung

Ab Lublinitz/Lub­li­niec muss­te nun – wie schon seit Angriffs­be­ginn bei HGr Nord – das HGr­Nach­rRgt Süd selbst zusätz­lich auch die Ver­ant­wor­tung für alle nach rück­wärts füh­ren­den Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen über­neh­men, was sich durch die­se zusätz­li­che “Rück­wärts­ori­en­tie­rung“ – trotz der durch Gene­ral­ma­jor Fell­gie­bel man­gels aus­ge­bil­de­tem Per­so­nal für das FüNach­rRgt 40 ein­ge­lei­te­ten Zuwei­sung von DRP-Per­so­nal für den Bau von Dau­er­lei­tun­gen, für den Betrieb sowie für den Kabel­meß- und ‑instand­set­zungs­dienst – nega­tiv auch auf die Ver­bin­dun­gen zu den AOK aus­wirk­te. Dabei wur­den FüNach­rRgt 40 sowie den bei­den HGr­Nach­rRgt 570 (HGr Süd) und 537 (HGr Nord) kurz­fris­tig jeweils u.a. 15 DRP-Kabel-Bau­trupps á etwa 30 bis 40 Mann zuge­wie­sen, d.h. ins­ge­samt min­des­tens in Stär­ke jeweils etwa einer Div­Nach­rAbt..
Dar­über hin­aus war HGr­Nach­rRgt 570 (HGr Süd) bereits seit 3. Sep­tem­ber eine der leich­ten Blank­draht-Bau­kom­pa­nien des FüNach­rRgt 40 unter­stellt, wel­che bis zum 14. Sep­tem­ber eine ca. 130 km lan­ge Feld-Dau­er­li­nie von Bochnia/Galizien (Polen) über Tarnow/Tarnów (Galizien/Polen) nach Rzeszow/Rzes­zów (Galizien/Polen) und ab 14. Sep­tem­ber ca. 190 km wei­ter über Jaroslaw/Jarosław(Galizien/Polen) — Prszemysl/Przemyśl (Galizien/Polen) nach Lemberg/Lwiw/Lwow (damals: Galizien/Polen, heu­te Ukrai­ne) bau­te. 

Feld-Dau­er­li­nie von Bochnia über Rzeszow/Rzeszów nach Lemberg/Lwiw/Lwow 

Quel­le: Goog­le Maps/Eigene Ergän­zung

Ab 6. Sep­tem­ber hat­te außer­dem die o.a. FFKb-Bau­kom­pa­nie mit dem Bau einer ca. 110 km lan­gen FFKb-Dau­er­li­nie von Petrikau/Pio­trków Try­bu­nal­ski (süd­lich Lodz/Polen) nach Radom/Maso­wi­en(Polen) begon­nen. 

Bil­der oben:  Beim Bau einer FFKb-Dau­er­li­nie und FFKb-Dau­er­li­nie von Petrikau/Pio­trków Try­bu­nal­skinach Radom
(Quel­le: Goog­le Maps/Eigene Ergän­zung

Mit­te Sep­tem­ber war inzwi­schen die mili­tä­ri­sche Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­la­ge dadurch gekenn­zeich­net, daß die Draht­ver­bin­dun­gen vor­wärts der HGrOK­do im Wesent­li­chen funk­tio­nier­ten, nach rück­wärts zum OKH und OKW aber insta­bil bzw. gar nicht mehr gege­ben waren, was den ver­stärk­ten Ein­satz von Funk­mit­teln und den Ein­satz von DRP-Kabel­bau­trupps not­wen­dig mach­te. Die Haupt­ur­sa­che – der Inspek­teur der Nach­rich­ten­trup­pe, Gene­ral­ma­jor Fell­gie­bel, hat­te vor Beginn des Krie­ges wie­der­holt dar­auf hin­ge­wie­sen – war das Feh­len leis­tungs­star­ker Füh­rungs-Nach­rich­ten­trup­pen: Das ein­zi­ge FüNach­rRgt 40 war mit den auf zahl­rei­che Fern­sprech­ver­kehrs­äm­ter des pol­ni­schen Post­net­zes zer­split­ter­ten schwa­chen Kräf­ten sei­ner ein­zi­gen ver­blie­be­nen Fern­sprech-Betriebs­kom­pa­nie sowie ins­be­son­de­re sei­nen ver­blie­be­nen Kabel- und Lei­tungs­bau­kräf­ten (eine FFKb-Bau­kom­pa­nie und drei leich­te Blank­draht-Bau­kom­pa­nien) allein nicht imstan­de, die immer grö­ßer wer­den­de Ver­bin­dungs­lü­cke zwi­schen dem DRP-Fern­ka­bel­netz – d.h. dem StöN „Her­mann“ – sowie den vor­rü­cken­den AOK und HGrOK­do zu schlie­ßen, da die durch deren Nach­rRgt gebau­ten rück­wär­ti­gen Stamm­lei­tun­gen zumin­dest z.T. zunächst wie­der abge­baut wur­den, um ihre Stamm­lei­tun­gen vor­wärts der AOK-/HGrOK­do- Gefechts­stän­de dem Vor­marsch fol­gend wei­ter­bau­en zu kön­nen.
Dar­über hin­aus war man­gels Frie­dens-Stamm­per­so­nal für FüNach­rRgt 40 die Aus­nut­zung von pol­ni­schen pos­ta­li­schen Fern­ka­beln und Nach­rich­ten­an­la­gen für weit­rei­chen­de Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen – trotz der Erfah­run­gen bei der Beset­zung von Öster­reich und der Tsche­cho­slo­wa­kei im Vor­jahr – nicht vor­be­rei­tet, eine ent­spre­chen­de Aus­bil­dung des Per­so­nals wäre zudem nicht mög­lich gewe­sen. War­um aber – im Gegen­satz zur Beset­zung von Öster­reich und der Tsche­cho­slo­wa­kei– auch kein DRP-Per­so­nal hier­für, d.h. Spe­zi­al­trupps des ver­stärk­ten Post­schut­zes zur schnellst­mög­li­chen Beset­zung, Siche­rung und Wie­der­in­be­trieb­nah­me von geg­ne­ri­schen pos­ta­li­schen Nach­rich­ten- und Funk­an­la­gen, bereit­ge­stellt und ein­ge­setzt wur­de, geht aus den u.a. Quel­len nicht her­vor. 

Die Fol­ge die­ses Ver­säum­nis­ses war, daß die Nach­rVbd aller Füh­rungs­ebe­nen unko­or­di­niert ver­such­ten, die in ihren Angriffs­strei­fen vor­ge­fun­de­nen unbe­schä­dig­ten pol­ni­schen pos­ta­li­schen Nach­rich­ten­an­la­gen auf eige­ne Faust und nach Gut­dün­ken für eige­ne Zwe­cke zu nut­zen. Dabei hat­ten Nach­rich­ten­füh­rer der Hee­res­grup­pen und Armeen, aber selbst auch Kom­man­deu­re der Korps- und Div­Nach­rAbt aus den nutz­ba­ren pol­ni­schen Fern­ka­bel­ab­schnit­ten zwi­schen grö­ße­ren Städ­ten ein­zel­ne Kabel­adern her­aus­füh­ren las­sen und für ihren eige­nen, meist ört­li­chen Bedarf genutzt.
Die Ver­su­che, die teil­wei­se stark beschä­dig­ten pol­ni­schen Fern­ka­bel und Ver­stär­ker­äm­ter auf Betrei­ben des Reichs­post­mi­nis­te­ri­ums (RPM) durch das den Nach­rRgt zuge­ord­ne­te o.a. DRP-Per­so­nal plan­mä­ßig instand­set­zen zu las­sen, blie­ben ande­rer­seits alle nur Stück­werk, weil es zu kei­ner ent­spre­chen­den Koor­di­nie­rung zwi­schen RPM und Stab HNW/WNV kam.

Spä­tes­tens Mit­te Sep­tem­ber war des­we­gen eine geord­ne­te zen­tra­le Füh­rung des Nach­rich­ten­mit­tel­ein­sat­zes im Rah­men des wei­te­ren Angriffs in Polen nicht mehr gewähr­leis­tet, was das dazu führ­te, daß der Kom­man­deur des FüNach­rRgt 40, Oberst Rolf Göh­ring [2] am 14. Sep­tem­ber von Gene­ral­ma­jor Fell­gie­bel den Auf­trag bekam, die­se unver­züg­lich wie­der­her­zu­stel­len.
Dazu hat­te FüNach­rRgt 40

  • alle Kräf­te, ins­be­son­de­re aber die bis­her auf zahl­rei­che Fern­sprech­ver­kehrs­äm­ter des pol­ni­schen Post­net­zes zer­split­ter­ten Betriebs­kräf­te, zu kon­zen­trie­ren
  • die Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zwi­schen OKH/OKW sowie den Gefechts­stän­den des HGrOK­do Süd und sei­nen drei AOK sicher­zu­stel­len
  • die gesam­ten pol­ni­schen Fern­ka­bel west­lich der Linie War­schau — Myslowitz/Mysło­wice(Schle­si­en) und das Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel in Betrieb zu neh­men sowie zu beschal­ten. 

Raum west­lich der Linie War­schau — Myslowitz/Mysłowice (Schle­si­en)

Quel­le: Goog­le Maps/Eigene Ergän­zun­gen

Ergän­zend hier­zu wur­de die Reichs­post­di­rek­ti­on Oppeln am 15. Sep­tem­ber über das RPM ange­wie­sen, die Fern­ka­bel­li­ni­en Gleiwitz/Gli­wice (Schle­si­en) — Krakau/Kraków (West­ga­li­zi­en) mit ca. 105 km Län­ge und Myslowitz/Mysło­wice (Schle­si­en) — Mistek/Friedberg (Mäh­ren) mit ca. 100 km Län­ge ein­schließ­lich der dazu­ge­hö­ri­gen Ver­stär­ker­äm­ter und sons­ti­gen Betriebs­stel­len in DRP-Ver­wal­tung zu über­neh­men.

Bil­der oben: Post-Fern­ka­bel­li­ni­en Glei­witz — Kra­kau und Mys­lo­witz — Mis­tek, 
Quel­le: Goog­le Maps/Eigene Ergän­zun­gen

Dar­über hin­aus über­nah­men die erst ab 16. Sep­tem­ber auf­ge­stell­ten Feld­nach­rich­ten­kom­man­dan­tu­ren 13 — 15 weni­ge Tage spä­ter im Auf­trag des FüNach­rRgt 40 und in engem Zusam­men­wir­ken mit der DRP die Koor­di­nie­rung aller Instand­set­zungs­ar­bei­ten sowie der Beschal­tung der o.a. pol­ni­schen Fern­ka­bel und des Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bels aus­schließ­lich für OKH/OKW sowie die HGrOK­do und AOK.

Im Sep­tem­ber 1939 gebau­te Fern­ka­bel und Feld­dau­er­li­ni­en im Bereich der HGr Süd
Quel­le: Goog­le Maps/Eigene Ergän­zun­gen

Zudem ver­leg­te am 19. Sep­tem­ber 1939 der Stab der I./FüNach­rRgt 40, dem zu die­sem Zeit­punkt nur noch die ver­blie­be­ne o.a. FFKb-Bau- und Fern­sprech-Betriebs­kom­pa­nie für den Ein­satz unter­stellt waren, nach Bromberg/Bydg­oszcz (Polen) im Bereich der HGr Nord und über­nahm dort die Lei­tung bei Ein­rich­tung sowie Betrieb von Ver­mitt­lun­gen und beim Neu-/Nach­bau von Feld­dau­er­li­ni­en durch die dem FüNach­rRgt 40 zuge­ord­ne­ten DRP-Bau­trupps.

Bau­trupp der DRP im Ein­satz

Bild­quel­le: Bild­ta­fel 32

Das o.a. rigo­ro­se Ein­grei­fen von Gene­ral­ma­jor Fell­gie­bel als Chef des Hee­res­nach­rich­ten­we­sens (HNW) und der Wehr­machts­nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen (WNV) führ­te schließ­lich zur Berei­ni­gung die­ser kri­ti­schen Nach­rich­ten­ver­bin­dungslageBis Ende Sep­tem­ber 1939 konn­ten die Füh­rungs­ver­bin­dun­gen zwi­schen OKH/OKW und den HGrOK­do sowie AOK weit­ge­hend sta­bi­li­siert und wich­ti­ge orga­ni­sa­to­ri­sche Vor­aus­set­zun­gen für ihr wei­te­res Funk­tio­nie­ren geschaf­fen wer­den – der Auf­stel­lung wei­te­rer Füh­rungs-Nach­rTr als eigent­li­chem Schlüs­sel zu Lösung der o.a. Pro­ble­me war man aller­dings noch kei­nen Schritt näher gekom­men.

Im Gegen­satz zu den Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen war der Funk­ein­satz ab Angriffs­be­ginn trotz der nur etwa 4.000 ver­füg­ba­ren Fre­quen­zen für die mehr als 80.000 Funk­ge­rä­te weit­ge­hend unpro­ble­ma­tisch, da man kurz vor Kriegs­be­ginn die Fre­quenz­pla­nung und ‑ver­tei­lung neu gere­gelt hat­te: Da die­se den Nach­rich­ten­füh­rern der Hee­res­grup­pen und Armeen nun grö­ße­ren Spiel­raum ließ, konn­ten vie­le Fre­quen­zen mehr­fach ver­ge­ben wer­den, ohne daß gegen­sei­ti­ge Stö­run­gen zu befürch­ten waren und ein­tra­ten. 
Die hohe Dyna­mik der Kampf­hand­lun­gen, aber auch die z.T. unzu­rei­chen­den oder zeit­wei­se abge­ris­se­nen Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen sowie die Mög­lich­keit von Funk­ver­kehr auch in Bewe­gung mach­ten Funk somit schnell zu einem unent­behr­li­chen Füh­rungs­mit­tel: So führ­te die 10. Armee zeit­wei­lig nur über Funk, u.a. auch durch Ein­satz von Flie­ger­staf­feln mit der soge­nann­ten „Nach­rich­ten-Ju 52“ [3], die eigent­lich dazu vor­ge­se­hen waren, eine Erst-Erreich­bar­keit über Funk im Rah­men der Ver­le­gung von Luft­waf­fen­ge­schwa­dern auf neue Feld­flug­plät­ze sicher­zu­stel­len.

Ein Schwer­punkt der Funk­ein­satz­pla­nung waren vor Angriffs­be­ginn die Funk­ver­bin­dun­gen zwi­schen OKH/OKW und dem HGrOK­do Nord gewe­sen, da befürch­tet wur­de, daß die See­ka­bel nach Ost­preu­ßen – sie­he das Bild „Hee­res­in­ter­ne Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen“ in Post 21 – zer­stört wer­den könn­ten: Des­halb hat­te man die leis­tungs­fä­higs­ten mobi­len sowie sta­tio­nä­ren Funk-Sen­de- und ‑Emp­fangs­an­la­gen für die­se Funk­ver­bin­dun­gen zusam­men­ge­zo­gen.
Ein wei­te­rer Schwer­punkt der Funk­ein­satz­pla­nung waren die Funk­ver­bin­dun­gen zwi­schen den AOK der „Flü­gel­ar­meen“ der bei­den Hee­res­grup­pen – AOK 4 und AOK 8, da zwi­schen die­sen kei­ne direk­te Lei­tungs­ver­bin­dung bestand. Trotz­dem kamen die­se Funk­ver­bin­dun­gen auf­grund des unzu­rei­chen­den Aus­bil­dungs­stan­des der als Fun­ker ein­ge­setz­ten Reser­vis­ten zunächst nicht zustan­de, und für die Funk­ver­bin­dun­gen zwi­schen den „Flü­gel­korps“ die­ser bei­den Armeen hat­te man den Aus­tausch der Funk­un­ter­la­gen ver­ges­sen – alle drei Defi­zi­te soll­ten sich wäh­rend der Schlacht an der Bzu­ra Mit­te Sep­tem­ber 1939 noch nega­tiv aus­wir­ken (sie­he unten)

Im Bereich des Horch­diens­tes bzw. der Funk­auf­klä­rung wur­den ins­ge­samt vier mobi­le Horch­kom­pa­nien und zwei Aus­wer­te­stel­len bei den bei­den HGrOK­do sowie die drei Fes­ten Horch­stel­len für die „Ost-Auf­klä­rung“ (Cranz bei Königs­berg, Strie­gau bei Bres­lau in Schle­si­en und Treu­en­briet­zen) ein­ge­setzt.
Jeder der bei­den Hee­res­grup­pen wur­den dabei je zwei mobi­le Horch­kom­pa­nien und je eine Aus­wer­te­stel­le auf Zusam­men­ar­beit ange­wie­sen, Horch-Abtei­lungs­stä­be waren jedoch zunächst nicht gebil­det wor­den, weil der Stab HNW bzw. des­sen Horch-Leit­stel­le unmit­tel­ba­ren Ein­fluß auf die gesam­ten Horch- bzw. Funk­auf­klä­rungs­kräf­te neh­men woll­te: Die Aus­wer­te­stel­len hat­ten inso­fern auch kei­ner­lei Befehls­be­fug­nis gegen­über den Horch­kom­pa­nien in ihrem Bereich.

Die vier der mobi­len Horch­kom­pa­nien hat­ten dazu schon ab Anfang August 1939 die Funk­auf­klä­rung gegen Polen ergän­zend zu den in der „Ost-Auf­klä­rung“ ein­ge­setz­ten o.a. Fes­ten Horch­stel­len auf­ge­nom­men.
Dabei und zunächst auch nach Kriegs­be­ginn konn­ten aller­dings nur die meis­ten Auf­marsch­schwer­punk­te bzw. ‑räu­me des pol­ni­schen Hee­res ent­lang der pol­nisch-deut­schen Gren­zen fest­ge­stellt wer­den, weil der äußerst gerin­ge pol­ni­sche Hee­res­funk­ver­kehr unter außer­or­dent­li­chen Schutz­maß­nah­men abge­wi­ckelt wur­de – eini­ge, wenn auch ope­ra­tiv wenig bedeut­sa­me Erkennt­nis­se konn­ten aber aus dem Funk­ver­kehr der pol­ni­schen Grenz­wacht, Poli­zei und Zivil­be­hör­den gewon­nen wer­den, wäh­rend das Funk­netz der obers­ten pol­ni­schen Füh­rung erst drei Tage nach Kriegs­be­ginn über­haupt in Betrieb genom­men wur­de.

Ein­satz­or­te der deut­schen Funk­auf­klä­rung und durch die­se fest­ge­stell­te Auf­marsch­schwer­punk­te bzw. ‑räu­me des pol­ni­schen Hee­res vor Angriffs­be­ginn

Quel­le: Eige­ne Unterlagen/U.a. Quel­le 11

Dar­über hin­aus wur­den die weni­gen pol­ni­schen Pan­zer­kräf­te in Ver­bin­dung mit den Kaval­le­rie­bri­ga­den „Wiel­ko-Pol­ska“ und „Pomor­ska“ auf­ge­klärt.
Nicht erkannt
 wur­den dage­gen die ope­ra­ti­ven Reser­ven im Inne­ren von Polen, die Armee „Prus­sy“ im Raum Radom sowie die Grup­pen „Kut­no“ und „Wysz­kow“, und der Auf­marsch der Armee „Kar­pa­ty“ ent­lang der pol­nisch-slo­wa­ki­schen Gren­ze, obwohl eine Fes­te Horch­stel­le mitt­ler­wei­le sogar bis in die Slo­wa­kei vor­ge­scho­ben wor­den war. Die am meis­ten erwar­te­te Infor­ma­ti­on über die pol­ni­sche Mobil­ma­chung wur­de im Übri­gen erst am 1. Sep­tem­ber nach Anschluß an das pol­ni­sche Post­netz durch Fern­sprech­auf­klä­rung erfasst.

Aus­gangs­la­ge der deut­schen und pol­ni­schen Kräf­te am 31. August 1939 und deut­scher Ope­ra­ti­ons­plan für den Angriff auf Polen

Quel­le: Depart­ment of Histo­ry, United Sta­tes Mili­ta­ry Aca­de­my

Ab Beginn der Kampf­hand­lun­gen konn­te dann aber ein erheb­lich ange­wach­se­ner pol­ni­scher Funk­ver­kehr erfasst wer­den, was aller­dings eine mehr­tä­gi­ge Ein­ar­bei­tung der deut­schen Funk­auf­klä­rung erfor­der­lich mach­te.
In die­ser ers­ten Pha­se scheint aber zunächst auch nur die Luft­waf­fe in der Lage gewe­sen zu sein, auf Grund­la­ge von Mel­dun­gen der Funk­auf­klä­rung u.a. über pol­ni­sche Trup­pen­trans­por­te sowie Luft­waf­fen­ein­sät­ze schnell und wen­dig Luft­an­grif­fe auf bzw. gegen die­se durch­zu­füh­ren. Durch eben­falls erfass­te pol­ni­sche Mel­dun­gen über die Wir­kung deut­scher Luft­an­grif­fe hat­te die Funk­auf­klä­rung somit wesent­li­chen Anteil am wir­kungs­vol­len deut­schen Luft­waf­fen­ein­satz.

Bald nach Angriffs­be­ginn tra­ten aber auch erheb­li­che Pro­ble­me beim mobi­len Ein­satz der vier Horch­kom­pa­nien auf, wobei sich ins­be­son­de­re die Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zur Horch-Leit­stel­le sowie die Mel­de­ver­bin­dun­gen zu den Aus­wer­te­stel­len bei den HGrOK­do und von dort zu den AOK als Schwach­stel­len sowie deren Bewer­tung und Nut­zung der Auf­klä­rungs­er­geb­nis­se als sehr unter­schied­lich erwie­sen. Hin­zu kam die zu star­ke Zen­tra­li­sie­rung der Funk­auf­klä­rung durch die Horch-Leit­stel­le beim Stab HNW bzw. OKH.
Schon mit der ers­ten Ver­le­gung der Horch­kom­pa­nien nach Polen hin­ein ris­sen jedoch die Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zur Horch-Leit­stel­le meist ab, da auch die AOK – in deren Berei­chen die Horch­kom­pa­nien zum Ein­satz kamen – in die­ser Pha­se meis­tens kei­ne Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen mehr zu OKH/OKW hat­ten. In der Fol­ge kam es zu „Neben­ein­an­der­her-Arbeit“ von Horch­kom­pa­nien und Aus­wer­te­stel­len einer­seits sowie Fes­ten Horch­stel­len und Horch-Leit­stel­le ande­rer­seits, was noch durch den unter­schied­li­chen Aus­bil­dungs­stand des jewei­li­gen Horch-Per­so­nals und des­sen unter­schied­li­che Arbeits­wei­se ver­stärkt wur­de. 
Ab 5. bzw. 7. Sep­tem­ber 1939
 wur­den des­halb jeweils die Fes­ten Horch­stel­len Cranz und Strie­gau sowie je zwei der mobi­len Horch­kom­pa­nien zu den Horch-Abtei­lun­gen Nord und Süd zusam­men­ge­fasst sowie mit den bei­den HGrOK­do auf Zusam­men­ar­beit ange­wie­sen, was aber nur das Pro­blem der Draht-Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zwi­schen den Horch­kom­pa­nien und der Horch-Leit­stel­le besei­tig­te, nicht aber das der  Ergeb­nis­über­mitt­lung im Hee­res­grup­pen­be­reich und durch die Fes­ten Horch­stel­len.   De fac­to arbei­te­ten die Horch­kom­pa­nien des­halb aber immer mehr mit den AOK zusam­men, in deren Berei­chen sie ein­ge­setzt waren, obwohl es auch hier­bei auf­grund der meist gro­ßen Ent­fer­nun­gen zwi­schen den Ein­satz­räu­men der Horch­kom­pa­nien im Raum­wel­len­be­reich und den AOK-Gefechts­stän­den Pro­ble­me bei den Mel­de­ver­bin­dun­gen gab. Zudem gab es dadurch einen stän­di­gen Kon­flikt zwi­schen ihrem eigent­li­chen Auf­trag, für die HGrOK­do ope­ra­ti­ve und logis­ti­sche pol­ni­sche Funk­ver­keh­re auf­zu­klä­ren, und dem Inter­es­se der AOK und Korps an tak­ti­schen pol­ni­schen Funk­ver­keh­ren, deren Inhal­te für die­se wich­tig waren.
Die zu deren Auf­klä­rung eigent­lich vor­ge­se­he­nen Nach­rich­ten­auf­klä­rungs­zü­ge [4] bei den Divi­sio­nen blie­ben näm­lich ohne Bedeu­tung für die Korps und AOK, da sie zwar die Ergeb­nis­se an ihre Divi­sio­nen und die räum­lich zustän­di­ge Horch­kom­pa­nie mel­de­ten, die­se aber außer­stan­de waren, die­se Mel­dun­gen recht­zei­tig aus­zu­wer­ten und wei­ter­zu­lei­ten. Im Übri­gen erziel­ten sie kei­ne nen­nens­wer­ten Ergeb­nis­se

Die Auf­klä­rungs­er­geb­nis­se der Horch­kom­pa­nien wur­den dabei in zuneh­men­dem, aber sehr unter­schied­li­chem Aus­maß bei deren Ope­ra­ti­ons­pla­nung berück­sich­tigtBei AOK 4 und 10 war dies beson­ders aus­ge­prägt – mög­li­cher­wei­se weil deren Ober­be­fehls­ha­ber Gene­ral der Artil­le­rie Gün­ther von Klu­ge 1933/34 Inspek­teur der Nach­rich­ten­trup­pe (sie­he Bild­ta­fel 29) bzw. Gene­ral der Artil­le­rie Wal­ter von Rei­chen­au 1929/30 Chef des Sta­bes der Inspek­ti­on der Nach­rich­ten­trup­pe gewe­sen waren und dabei die Mög­lich­kei­ten der Funk­auf­klä­rung ken­nen­ge­lernt hat­ten.
Bei AOK 14 wur­den die Ergeb­nis­se der Funk­auf­klä­rung dage­gen fast über­haupt nicht bei des­sen Ope­ra­ti­ons­pla­nung berück­sich­tigt und die Horch­kom­pa­nie im Bereich des AOK 8 scheint zu lang­sam gear­bei­tet zu haben: Letz­te­res trat bei der Schlacht an der Bzu­ra, der ein­zi­gen ope­ra­ti­ven Kri­se auf deut­scher Sei­te, klar zu Tage.

Bil­der oben: Lage­ent­wick­lung in Polen im Zeit­raum 1. — 14. Sep­tem­ber 1939 
und die Schlacht an der Bzu­ra (9. — 19. Sep­tem­ber 1939),
Quel­le: 
Depart­ment of Histo­ry, United Sta­tes Mili­ta­ry Aca­de­my

In der Schlacht an der Bzu­ra führ­ten Kräf­te der pol­ni­schen Armeen „Poz­nan“ und „Pomor­ze“, die deut­scher­seits schon als geschla­gen betrach­tet wur­den, einen Gegen­an­griff in Flan­ke und Rücken der 8. Armee, was AOK 8 zwar durch erfass­te Funk­sprü­che bekannt wur­de, aber erst, als es bereits zu spät war, noch recht­zei­tig zu reagie­ren. Dage­gen lagen Erkennt­nis­se der Funk­auf­klä­rung über die­se o.a. Kräf­te bei AOK 4 schon län­ger vor, wur­den jedoch nicht aus­ge­wer­tet und auch nicht an AOK 8 über­mit­telt. Ers­te­res wur­de ver­säumt, weil die­se Infor­ma­tio­nen die 4. Armee nicht unmit­tel­bar betra­fen, letz­te­res schei­ter­te an feh­len­den direk­ten Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen – sowohl per Draht­lei­tung, als auch Funk­ver­bin­dung – zwi­schen die­sen bei­den AOK (sie­he oben). Dar­über hin­aus haben aber auch die Aus­wer­te­stel­le bzw. der Stab der Horch-Abtei­lung beim HGrOK­do Nord oder die Horch-Leit­stel­le nicht für eine Wei­ter­lei­tung die­ser Infor­ma­tio­nen an HGrOK­do Süd bzw. AOK 8 gesorgt – sofern die­se zumin­dest dort­hin über­haupt über­mit­telt wor­den waren, was ange­sichts der zu die­ser Zeit herr­schen­den Pro­ble­me im gesam­ten Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­sys­tem sowie der gera­de lau­fen­den Umor­ga­ni­sa­ti­on und Dezen­tra­li­sie­rung der Funk­auf­klä­rung eher frag­lich erscheint.
Der Ober­be­fehls­ha­ber der 10. Armee scheu­te dage­gen nicht davor zurück, ent­ge­gen den Infor­ma­tio­nen aus ande­ren Quel­len auf Grund­la­ge der ihm von der Horch­kom­pa­nie in sei­nem Bereich vor­ge­leg­ten Erkennt­nis­se der Funk­auf­klä­rung über die Kräf­te der Armeen „Poz­nan“ und „Pomor­ze“ recht­zei­tig ope­ra­ti­ve Maß­nah­men ein­zu­lei­ten, die dann im Zusam­men­wir­ken mit allen ande­ren betei­lig­ten deut­schen Kräf­ten zur Ein­schlie­ßung und Zer­schla­gung der Armeen „Poz­nan“ und „Pomor­ze“ im Weich­sel-Bzu­ra-Drei­eck führ­ten.

Nach Abschluß der Kampf­hand­lun­gen und schritt­wei­ser Her­aus­lö­sung der Mas­se der HNach­rTr aus dem Nach­rich­ten­ver­bin­dungs­sys­tem in Polen sowie sei­ner Über­ga­be an die DRP Ende Okto­ber 1939 begann die Aus­wer­tung des Ein­sat­zes der HNach­rTr im Polen­feld­zug durch den Stab HNW: Dabei wur­de fest­ge­stellt, daß mit Aus­nah­me bei FüNach­rRgt 40 Glie­de­rung und Aus­rüs­tung der Ver­bän­de und Ein­hei­ten der HNach­rTr im Wesent­li­chen den Anfor­de­run­gen die­ses Krie­ges ent­spro­chen hat­ten. Dage­gen mach­ten sich aber neben dem Fehl min­des­tens eines wei­te­ren Füh­rungs-Nach­rich­ten­re­gi­ments sowie ins­be­son­de­re anfangs aus­rei­chen­der Bau­kräf­te und Län­gen an Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel auch bei Orga­ni­sa­ti­on der gesam­ten Nach­rich­ten­kräf­te und ‑mit­tel erheb­li­che Pro­ble­me sowie Män­gel bemerk­bar, z.B. in Form von „Neben­ein­an­der­her“ beim Ein­satz der Nach­rich­ten­ver­bän­de der ein­zel­nen Füh­rungs­ebe­nen – nicht nur von FüNach­rRgt 40 und HGr­Nach­rRgt 570 im Bereich der HGr Süd, son­dern u.a. auch beim Abbau von FFKb-Lei­tun­gen (FFKbLtg) durch Korps-Nach­rRgt und anschlie­ßen­dem Neu­bau durch Armee-Nach­rRgt sowie beim Bau von „Drehkreuz“-Verbindungen im Armee­be­reich durch HGr­Nach­rRgt und gleich­zei­ti­gen ent­spre­chen­den Bau­auf­trä­gen an Armee-Nach­rRgt …

Kabel­nach­schub in einem pol­ni­schen Dorf — Eine Korps-Nach­rAbt erhält vom Armee-Nach­rRgt Ersatz für die ver­bau­ten FFKb-Län­gen

 Bild­quel­le: Bild­ta­fel 38

Hin­sicht­lich der zunächst feh­len­den und spä­ter z.T. immer noch unzu­rei­chen­den Aus­nut­zung der Fern­ka­bel sowie Ver­stär­ker- und Betriebs­äm­ter der pol­ni­schen Post wur­de damals nur fest­ge­stellt, daß die eigent­lich zur Koor­di­nie­rung der sich hier­aus erge­ben­den Auf­ga­ben vor­ge­se­he­nen und den Nach­rich­ten­re­gi­men­tern zuge­ord­ne­ten Feld­nach­rich­ten­kom­man­dan­tu­ren (FNach­rKdtr) oft für ganz ande­re Zwe­cke ein­ge­setzt wor­den waren: Nicht sel­ten wur­den sie als Stä­be zweck­ent­frem­det, um den Ein­satz zeit­wei­lig unter­stell­ter zusätz­li­cher Nach­rich­ten­kräf­te und ‑mit­tel zu orga­ni­sie­ren und zu lei­ten. 
Aus heu­ti­ger Sicht ist jedoch dar­über hin­aus anzu­mer­ken, daß

  • die FNach­rKdtr auch zu spät – erst ca. zwei Wochen nach Angriffs­be­ginn – auf­ge­stellt, mobil­ge­macht und den Nach­rRgt zuge­ord­net wur­den – zu mög­li­chen Grün­den oder Ursa­chen ent­hal­ten die u.a. Quel­len aller­dings kei­ne Anga­ben;
  • ent­ge­gen den Erfah­run­gen wäh­rend der Anne­xio­nen von Öster­reich und der Tsche­cho­slo­wa­kei kei­ne DRP-Spe­zi­al­trupps des ver­stärk­ten Post­schut­zes zur schnellst­mög­li­chen Beset­zung, Siche­rung und Wie­der­in­be­trieb­nah­me der pol­ni­schen pos­ta­li­schen Nach­rich­ten- und Funk­an­la­gen, bereit­ge­stellt und ein­ge­setzt wur­den;
  • es anfangs zu kei­ner bzw. nur unge­nü­gen­der Koor­di­na­ti­on zwi­schen Stab HNW/WNV und RPM – trotz des­sen Betrei­bens – beim Ein­satz von DRP-Kabel­bau­trupps zur plan­mä­ßi­gen Instand­set­zung der teil­wei­se stark beschä­dig­ten pol­ni­schen Fern­ka­bel und Ver­stär­ker­äm­ter kam.

Des Wei­te­ren wur­den im Rah­men der o.a. Aus­wer­tung durch den Stab HNW zahl­rei­che Pro­ble­me und Schwie­rig­kei­ten bei der Wie­der­in­be­trieb­nah­me von pol­ni­schen pos­ta­li­schen Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen dar­auf zurück­ge­führt, daß es zudem oft ohne Wis­sen der zustän­di­gen mili­tä­ri­schen Stel­len zu unko­or­di­nier­ten Ein­sät­zen von DRP-Bau­trupps durch an Polen angren­zen­de RPD kam. 
Auch hier­zu ist aus heu­ti­ger Sicht jedoch dar­über hin­aus anzu­mer­ken, daß dabei ver­mut­lich die o.a. feh­len­de bzw. nur unge­nü­gen­de Koor­di­na­ti­on zwi­schen Stab HNW/WNV und RPM eine Rol­le gespielt hat, aber auch der o.a. zu spä­te sowie oft auch zweck­ent­frem­de­te Ein­satz der FNach­rKdtr.

Neben eini­gen ent­spre­chen­den Ände­run­gen in den Ein­satz­vor­schrif­ten der HNach­rTr führ­ten die o.a. Fest­stel­lun­gen im Rah­men der o.a. Aus­wer­tung durch den Stab HNW vor allem zu einer struk­tu­rel­len Neu­re­ge­lung der Ein­satz- und Füh­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on der HNach­rTr auf Ebe­ne der Armeen und Hee­res­grup­pen: Zukünf­tig gab es dort neben den Kom­man­deu­ren (Kdr) der Nach­rRgt auch jeweils einen Nach­rich­ten­füh­rer, der sich nach Tei­lung des bis­he­ri­gen Rgt-Sta­bes mit sei­nem klei­nen Stab aus­schließ­lich auf Pla­nung, Orga­ni­sa­ti­on und Koor­di­nie­rung der Nach­rVbdg im Armee- bzw. HGr-Bereich kon­zen­trie­ren soll­te. Von der Her­aus­lö­sung die­ser Auf­ga­ben aus der Ver­ant­wor­tung der Nach­rRgtKdr ver­sprach man sich bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen sowohl für die Durch­füh­rung die­ser Auf­ga­ben, als auch für die Füh­rung der Nach­rich­ten­kräf­te und ‑mit­tel im Ein­satz durch die Nach­rRgtKdr.

Ein wei­te­rer Bereich der o.a. Aus­wer­tung durch den Stab HNW war der Ein­satz zivi­len DRP-Per­so­nals wäh­rend des Polen­feld­zug und die dabei auf­ge­tre­te­nen Pro­ble­me: Ins­be­son­de­re des­sen recht­li­cher Sta­tus wäh­rend ihres Ein­sat­zes war zunächst unklar geblie­ben und es waren vor­erst nur pro­vi­so­ri­sche Rege­lun­gen – z.B. zu Ein­klei­dung in Wehr­machts­uni­form ohne Schul­ter­klap­pen, Kenn­zeich­nung mit gel­ber Arm­bin­de mit der Auf­schrift „Deut­sche Wehr­macht“ sowie Aus­stat­tung mit Gas­mas­ke und ggf. Schuß­waf­fe, wenn dar­an aus­ge­bil­det – gül­tig gewe­sen.
Die­se Aus­wer­tung unter Ein­be­zie­hung des RPM führ­te zu einer grund­sätz­li­chen Neu­re­ge­lung des Ein­sat­zes zivi­len DRP-Per­so­nals in der Wehr­macht, wobei aller­dings die Fest­le­gun­gen zum Ein­satz der nach­rich­ten­tech­ni­scher Bera­ter als Mili­tär­be­am­te unver­än­dert blie­ben. Bei allen ande­ren benö­tig­ten DRP-Kräf­ten, den soge­nann­ten „Fach­trupps“ wur­de zukünf­tig zwi­schen stän­dig und zeit­wei­lig zuge­ord­ne­ten Fach­trupps unter­schie­den: Die stän­dig zuge­ord­ne­ten Fach­trupps hat­ten Kom­bat­tan­ten­sta­tus und tru­gen Wehr­machts­uni­form; ihre Trupp­füh­rer bzw. Vor­ar­bei­ter hat­ten in der Regel den Sta­tus eines „Son­der­füh­rers“ mit Befehls­be­fug­nis. Die nur zeit­wei­lig zuge­ord­ne­ten Fach­trupps blie­ben dage­gen in ihrem Dienst­ver­hält­nis zur DRP und kehr­ten nach ihren Ein­sät­zen zu ihren DRP-Dienst­stel­len zurück; sie tru­gen in der Regel kei­ne Wehr­machts­uni­form, hat­ten kei­nen Kom­bat­tan­ten­sta­tus und zähl­ten zum soge­nann­ten „Wehr­machts­ge­fol­ge“.

Ergän­zend zu den o.a. Punk­ten der o.a. Aus­wer­tung durch den Stab HNW ist aus heu­ti­ger Sicht jedoch dar­über hin­aus noch anzu­mer­ken, daß

  • schon die sepa­ra­ten, dop­pel­ten Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zu den HGrOK­do und AOK für das OKW zu einer Kapa­zi­täts­ver­rin­ge­rung und damit Über­las­tung des gesam­ten Nach­rVbdg-Sys­tems führ­ten;
  • das Fehl min­des­tens eines wei­te­ren Füh­rungs-Nach­rich­ten­re­gi­ments und zumin­dest geka­der­ter Armee- und HGr-Nach­rRgt auf Ableh­nung des dazu erfor­der­li­chen Per­so­nal­be­darfs beruh­ten;
  • das Fehl ins­be­son­de­re anfangs aus­rei­chen­der Bau­kräf­te bei FüNach­rRgt 40 und der Ein­satz nur einer leich­ten Blank­draht-Bau­kom­pa­nie erst ab 3. Sep­tem­ber offen­sicht­lich auf zeit­li­che Ver­zö­ge­run­gen bei Auf­stel­lung und Mobil­ma­chung der leich­ten Blank­draht-Bau­kom­pa­nien zurück­zu­füh­ren ist;
  • der bekann­ter­ma­ßen unzu­rei­chen­de Vor­rat an Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel nicht durch recht­zei­tig ver­füg­ba­re wei­te­re leich­te Blank­draht-Bau­kom­pa­nien (sie­he oben) kom­pen­siert wer­den konn­te, was zum zeit­wei­sen Abriß der Draht-Nach­rVbdg zu HGrOk­do Süd führ­te;
  • es offen­sicht­lich kei­ne bzw. kaum Vor­aus­pla­nun­gen des Sta­bes HNW für die Draht-Nach­rVbdg bei bzw. nach den ers­ten Gefechts­stand­wech­seln nach Polen gab, obwohl die durch­aus end­li­chen Reich­wei­ten die­ser Nach­rVbdg bekannt waren und die zu über­brü­cken­den Ent­fer­nun­gen spä­tes­tens im Rah­men der kon­kre­ten Ope­ra­ti­ons­pla­nung bekannt gewor­den sein müs­sen – aber viel­leicht war man zu opti­mis­tisch, die­ses Pro­blem mit­tels Funk über­brü­cken zu kön­nen und im Übri­gen auch der eine oder ande­re Trup­pen- oder Nach­rich­ten­füh­rer gar nicht so unfroh, daß OKH-/OKW-„Gängelband“ los­zu­wer­den; 
  • es erst zu einem ver­spä­te­ten bzw. zu spä­tem Ein­satz des Sta­bes der I./FüNach­rRgt 40 im Bereich der HGr Nord zur Koor­di­nie­rung bei Ein­rich­tung sowie Betrieb von Ver­mitt­lun­gen und beim Neu-/Nach­bau von Feld­dau­er­li­ni­en kam, obwohl die­ser Stab nach Abstel­lung ihrer Funk­kom­pa­nie und einer ihrer FsprB­trbKp nach Zos­sen bereits Anfang August sowie Abga­be einer ihrer FFKb-Bau-Kp an Korps-Nach­rAbt 62 Ende August spä­tes­tens seit­dem mit der Füh­rung der einen ver­blie­be­nen FsprB­trbKp, deren Per­so­nal aber bis dahin auf zahl­rei­che Fern­sprech­ver­kehrs­äm­ter des pol­ni­schen Post­net­zes ver­teilt war, und der einen ver­blie­be­nen FFKb-Bau-Kp, die für ihre Bau­ein­sät­ze ver­mut­lich auch jeweils einem der Nach­rRgt unter­stellt wur­de, fach­lich kaum noch aus­ge­las­tet gewe­sen sein kann;    
  • es zwar äußerst auf­wen­dig und schwie­rig gewe­sen wäre, zwi­schen den AOK der „Flü­gel­ar­meen“ der bei­den Hee­res­grup­pen – AOK 4 und AOK 8 – eine direk­te Lei­tungs­ver­bin­dung ein­zu­rich­ten und zu betrei­ben – es aber umso wich­ti­ger und not­wen­di­ger gewe­sen wäre, einer­seits in allen Berei­chen sicher­zu­stel­len, daß eine stän­di­ge und siche­re Funk­ver­bin­dung her­ge­stellt und gehal­ten wer­den kann, was offen­sicht­lich anfangs sowohl per­so­nell, als auch orga­ni­sa­to­risch ver­säumt wur­de, und ande­rer­seits dar­über hin­aus zumin­dest eine ereig­nis­ori­en­tier­te Infor­ma­ti­ons­wei­ter­lei­tung über die HGrOK­do zu gewähr­leis­ten, wofür das Bewußt­sein zumin­dest bei AOK 4 wäh­rend der Schlacht an der Bzu­ra wohl völ­lig fehl­te, was aber als Pro­blem des inhalt­li­chen Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ments über die Zustän­dig­keit der dama­li­gen HNach­rTr hin­aus geht;   
  • im Bereich des Horch­diens­tes bzw. der Funk­auf­klä­rung nur eine halb­her­zi­ge Umor­ga­ni­sa­ti­on erfolg­te, die eher zu einer Schein­lö­sung, denn zu einer Besei­ti­gung der eigent­li­chen Pro­ble­me und Schwie­rig­kei­ten bei Zuord­nung der Horch­kom­pa­nien sowie deren Mel­de­ver­bin­dun­gen führ­te. 

Ins­ge­samt bestä­tig­te sich aber den­noch im gro­ßen Gan­zen die von der Inspek­ti­on der Nach­rich­ten­trup­pe erar­bei­te­te und in den gro­ßen Vor­kriegs­übun­gen erprob­te Ein­satz­kon­zep­ti­on der Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe unter Kriegs­be­din­gun­gen sowohl im Posi­ti­ven, als auch im Nega­ti­ven: Wäh­rend vor­wärts der HGrOK­do die Heeresgruppen‑, Armee- und Korps-Stamm­lei­tun­gen dem schnel­len Vor­marsch fol­gen sowie die dabei gefor­der­ten Ent­fer­nun­gen ent­we­der durch fahr­ba­re Ver­stär­ker­trupps bei Blank­draht-Feld­dau­er­li­ni­en, oder durch Pupin-Spu­len bei FFKbLtg über­brückt wer­den konn­ten und Quer­ver­bin­dun­gen das Zusam­men­wir­ken der zahl­rei­chen Vor­marsch­ko­lon­nen ermög­lich­ten, war es nur unzu­rei­chend gelun­gen, rück­wärts der HGrOK­do weit­ver­kehrs­fä­hi­ge Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen mit mög­lichst viel Weit­sprech-Lei­tun­gen und min­des­tens einer 4‑Draht-WT-Ver­bin­dung bereit­zu­stel­len, so daß OKH/OKW die HGrOK­do und über die­se die ein­zel­nen AOK nicht jeder­zeit mit brauch­ba­rer Ver­stän­di­gung errei­chen konn­ten.   

Die­se ins­ge­samt kon­zep­tio­nel­le, orga­ni­sa­to­ri­sche, per­so­nel­le sowie mate­ri­el­le und tech­ni­sche Bewäh­rung der HNach­rTr in ihrem ers­ten Kriegs­ein­satz trug aber auch mit dazu bei, daß ab 1. Sep­tem­ber 1939 in Polen ein ver­bre­che­ri­scher, deut­scher Expansions‑, Raub- und Ver­nich­tungs­krieg geführt wer­den konn­te, der gera­de auch erst durch das zuver­läs­si­ge Funk­tio­nie­ren der Nach­rich­ten­trup­pen und der durch sie sicher­ge­stell­ten Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen ermög­licht wur­de. Durch erfass­te pol­ni­sche Mel­dun­gen über pol­ni­sche Trup­pen­trans­por­te und Ein­sät­ze der pol­ni­schen Luft­streit­kräf­te sowie über die Wir­kung deut­scher Luft­an­grif­fe hat­te dabei ins­be­son­de­re die Funk­auf­klä­rung der HNach­rTr nicht nur wesent­li­chen Anteil am wir­kungs­vol­len deut­schen Luft­waf­fen­ein­satz gegen pol­ni­sche Trup­pen­trans­por­te und die pol­ni­schen Luft­streit­kräf­te, son­dern auch an kriegs­ver­bre­che­ri­schen Luft­an­grif­fen auf unver­tei­dig­te pol­ni­sche Städ­te und Ort­schaf­ten sowie deren Bevöl­ke­rung.


Quel­le:

Tafel 38 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”


Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

  1. N., N.: Die Nach­rich­ten­trup­pe im Zwei­ten Welt­krieg, in: Tele­gra­phen-/ Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 99 ff.
  2. N., N.: Mili­tä­ri­sche Nut­zung der Fern­mel­de­net­ze der Deut­schen Reichs­post 1918 — 1945, in: Tele­gra­phen-/ Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 113 ff.
  3. Recke, Hans-Joa­chim: Die Ent­wick­lung der Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­trup­pe, in: Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 6 ff.
  4. Kam­pe, Hans-Georg: Die Hee­res-Nach­rich­ten­trup­pe der Wehr­macht 1935 — 1945, 1994 – S. 92 ff.
  5. Ein­trag zu „Füh­rungs-/Ste­cker-Fern­ka­bel“ bei www.der-fernmelder.de
  6. Ran­de­wig, Kuni­bert: 50 Jah­re Deut­sche Hee­res-Funk- und Nach­rich­ten­au­klä­rung – Ein Rück­blick im Jah­re 1964 auf ihre orga­ni­sa­to­ri­sche Ent­wick­lung von 1914 — 1945, in: Tele­gra­phen-/ Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 39 ff.
  7. Ran­de­wig, Kuni­bert: Die Orga­ni­sa­ti­on der deut­schen Nach­rich­ten­auf­klä­rung 1918 — 1945, in: Praun, Albert: Eine Unter­su­chung über den Funk­dienst des rus­si­schen, bri­ti­schen und ame­ri­ka­ni­schen Hee­res im Zwei­ten Welt­krieg vom deut­schen Stand­punkt aus, unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung ihrer Sicher­heit; Neu­markt — St. Veit – 1950
  8. Heydorn, Vol­ker Det­lef: Nach­rich­ten­na­h­auf­klä­rung (Ost) und sowjet­rus­si­sches Hee­res­funk­we­sen bis 1945 – Ein­zel­schrif­ten zur mili­tä­ri­schen Geschich­te des Zwei­ten Welt­kriegs 28, Hrsg.: MGFA 1985 – S. 60 ff.
  9. Ara­zi, Doron: Die deut­sche mili­tä­ri­sche Funk­auf­klä­rung im Zwei­ten Welt­krieg – Ver­such eine Über­blicks, in: Der Zwei­te Welt­krieg – Ana­ly­sen — Grund­zü­ge — For­schungs­bi­lanz, Hrsg. im Auf­trag des MGFA: Mich­al­ka, Wolf­gang; Piper – Okto­ber 1989
  10. Wild­ha­gen, Karl-Heinz (Hrsg.): Erich Fell­gie­bel – Meis­ter ope­ra­ti­ver Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen, S. 70 — 75 und S. 90 — 95
  11. Uffel­mann, Peter: Zur Geschich­te und Ent­wick­lung der Fern­mel­de­auf­klä­rung im deut­schen Heer, S. 5 ff. – Im Zwei­ten Welt­krieg; Unter­richts­hil­fe für die Offi­zier­an­wär­ter-Zusatz­aus­bil­dung in der FmAusbKp 5/III, 1987/1988

[1] sie­he www.der-fernmelder.de/feldkabelbau/fuehrungsfernkabel/

[2] der spä­te­re ers­te Vor­sit­zen­de des Fern­mel­de­rings e.V (1961 — 1972)

[3] In den Luft­nach­rich­ten-Regi­men­tern der Luft­flot­ten gab es eine Flie­ger­staf­fel, die vor allem mit die­sen soge­nann­ten „Nach­rich­ten-Ju 52“ aus­ge­stat­tet waren, um Nach­rich­ten­ver­bin­dun­gen zu nicht aus­ge­bau­ten, ein­ge­nom­me­nen Flug­plät­ze her­zu­stel­len.   

[4] Soll-Per­so­nal­stär­ke: 16, Ist-Per­so­nal­stär­ke meist deut­lich gerin­ger: z.B. 0/1/6//7 (ZgFhr und Aus­wer­ter, je 2 Horch­funker und Dol­met­scher sowie je 1 MKf und Krad­mel­der); je ein Fu H.E. c/u (730 — 25.000 kHz, A3-Sprech­funk) und Tor­nis­ter­emp­fän­ger b (100 — 6970 kHz, A1-Tast­funk)