Tafel 12, 14 und 16 der Bildtafelausstellung “Fernmeldetruppen – Gestern und heute”

Nach Vor­stel­lung der Bild­ta­fel zum Auf­bau der preuß. und bayr. Tele­gra­phen­trup­pe (1899 — 1913) wird die Serie zu o.a. Bild­ta­fel­aus­stel­lung mit der Vor­stel­lung der Bild­ta­feln zum gleich­zei­ti­gen „Dop­pel­be­trieb“ von Tele­gra­phie und Tele­pho­nie auf einer Tele­gra­phen­lei­tung sowie zu den „Bal­lon­sta­tio­nen“ und zum Fuhr­park der Funk­sta­tio­nen fort­ge­setzt.  

Oberst a.D. Peter Uffel­mann

Mit zuneh­men­der Nut­zung der Tele­pho­nie ab ca. 1880 vor allem im zivi­len Bereich kam zunächst dort die Idee auf, für Weit­ver­kehrs­te­le­pho­nie­ver­bin­dun­gen die schon vor­han­de­nen, meist noch ein­ad­ri­gen Tele­gra­phen­lei­tun­gen mit Erdrück­lei­tung im soge­nann­ten „Dop­pel­be­trieb“ zeit­gleich mit­zu­nut­zen. Um dabei Stö­run­gen der wech­sel­strom­för­mi­gen Tele­pho­nie­si­gna­le durch die Gleich­strom-Tele­gra­phie­im­pul­se zu mini­mie­ren, wur­den diver­se Fil­ter­schal­tun­gen in Form von Fre­quenz­wei­chen ent­wi­ckelt, um bei­des von­ein­an­der zu tren­nen sowie dabei die Tele­gra­phie­im­pul­se zu „glät­ten“ und die Tele­pho­nie­si­gna­le her­aus­zu­fil­tern.
Weit ver­brei­tet war hier­zu das „Van Rysselberghe´sche Sys­tem“ des bel­gi­schen Mathe­ma­ti­kers und Phy­si­kers, Meteo­ro­lo­gen sowie elek­tro­tech­ni­schen Erfin­ders Fran­cois van Rys­sel­berg­he, wel­ches des­halb ab Ende Okto­ber 1899 auch bei den preuß. Tele­gra­phen­trup­pen ein­ge­führt wur­de, um ange­sichts der zuneh­men­den Bedeu­tung des Fern­spre­chens auch im mili­tä­ri­schen Bereich den gleich­zei­ti­gen Betrieb eines Mor­se- und eines Fern­sprech­ap­pa­ra­tes – den „Dop­pel­be­trieb“ – auf nur einer Draht­lei­tung zu ermög­li­chen.  
Genutzt wur­de dazu der soge­nann­te „Dop­pel-Betriebs­kas­ten“.

Die­ser „Dop­pel-Betriebs­kas­ten“ war eine Kom­bi­na­ti­on aus einem groß­flä­chi­gen „Luft-Kon­den­sa­tor“ (oben) zwi­schen den Anschluß­klem­men LA und L2A (unten) sowie aus einer Draht­spu­le (Mit­te) zwi­schen den Anschluß­klem­men LA und L (unten). An der Anschluß­klem­me LA wur­de die (Telegraphen-)Leitung, an der Anschluß­klem­me L der Mor­se-/Te­le­gra­phen­ap­pa­rat und an der Anschluß­klem­me L2A der Fern­sprech­ap­pa­rat ange­schlos­sen. Mor­se-/Te­le­gra­phen­ap­pa­rat und Fern­sprech­ap­pa­rat wur­den dann noch geer­det oder – falls schon eine Zwei­draht-Lei­tung genutzt wur­de – an die zwei­te Lei­tungs­ader ange­schlos­sen.

Abb. links: Dop­pel-Betriebs­kas­ten (Prin­zip-Dar­stel­lung)

Der „Luft-Kon­den­sa­tor“ (in der Prin­zip-Dar­stel­lung oben bzw. in der Prin­zip­schal­tung rechts) wirk­te dabei als „Hoch­paß“ für die wech­sel­strom­för­mi­gen Tele­pho­nie­si­gna­le bzw. als „Gleich­strom­fil­ter“ für die Gleich­strom-Tele­gra­phie­im­pul­se vor dem Fern­sprech­ap­pa­rat (F) und die Draht­spu­le (in der Prin­zip-Dar­stel­lung Mit­te bzw. in der Prin­zip­schal­tung links) als „Tiefpaß“ für die Gleich­strom-Tele­gra­phie­im­pul­se bzw. als „Wech­sel­strom­fil­ter“ für die wech­sel­strom­för­mi­gen Tele­pho­nie­si­gna­le vor dem Mor­se-/Te­le­gra­phen­ap­pa­rat (T). Die dabei trotz­dem im Fern­spre­cher immer noch auf­tre­ten­den Stör­ge­räu­sche durch die Tele­gra­phie­im­pul­se in Form von fort­ge­setz­tem Kna­cken bei Bedie­nung der Mor­se­tas­te nahm man vor­erst in Kauf. 

Abb. links: Prin­zip­schal­tung des Dop­pel-Betriebs­kas­tens mit ange­schlos­se­nem Mor­se-/ Tele­gra­phen­ap­pa­rat und Fern­sprech­ap­pa­rat

Die guten Erfah­run­gen mit feld­mä­ßi­ger Nut­zung des Fern­spre­chers im rus­sisch-japa­ni­schen Krieg (1904 — 1905) führ­ten dazu, daß Feld­fern­spre­cher auch bei den deut­schen Kai­ser­ma­nö­vern zuneh­mend für tak­ti­sche und ope­ra­ti­ve Ver­bin­dun­gen sowie zur Manö­ver­lei­tung ein­ge­setzt wur­den, wodurch die Trup­pen­füh­rer und ihre Gene­ral­stabs­of­fi­zie­re immer ver­trau­ter mit ihrer Benut­zung wur­den. Seit­dem dann 1908 ver­schie­de­ne neue Mus­ter von Feld­fern­spre­chern in die Aus­rüs­tung der Tele­gra­phen-Batail­lo­ne auf­ge­nom­men wur­den, dräng­ten sie den Feld-Tele­gra­phen­ap­pa­rat – nicht zuletzt durch ihre leich­te­re Hand­hab­bar­keit und auf­grund sei­ner läs­ti­gen Gesprächs­stö­run­gen beim Dop­pel­be­trieb – immer mehr in den Hin­ter­grund. 

Feld­fern­sprech­ap­pa­ra­te ab 1908

Jedoch erst im Som­mer 1910 wur­de u.a. zur end­gül­ti­gen Klä­rung der Fra­ge „Fern­sprech­be­trieb oder Dop­pel­be­trieb ?“ eine mehr­tä­gi­ge Tele­gra­phen-Ver­suchs­übung in Fran­ken und Thü­rin­gen durch­ge­führt, wor­auf­hin die Gene­ral­inspek­ti­on des Mili­tär-Ver­kehrs­we­sens im Herbst 1911 beim Kriegs­mi­nis­te­ri­um die Ablö­sung des „Dop­pel­be­trie­bes“ durch den rei­nen Fern­sprech­be­trieb (über ein­ad­ri­ges leich­tes bzw. zwei­ad­ri­ges, ver­drill­tes schwe­res Feld­ka­bel) und damit den Ver­zicht auf den Tele­gra­phen­be­trieb bean­trag­te. Begrün­dung: Der Dop­pel­be­trieb sei schwer­fäl­lig, unfeld­mä­ßig und für das erheb­lich erwei­ter­te Ver­wen­dungs­ge­biet der Feld­te­le­gra­phie nicht mehr geeig­net sowie, daß dadurch die Schnel­lig­keit und Sicher­heit der Über­mitt­lung unnö­tig her­ab­ge­min­dert wer­de, wäh­rend der rei­ne Fern­sprech­be­trieb für alle Feld­lei­tungs­net­ze her­vor­ra­gen­de Leis­tungs­fä­hig­keit und Betriebs­si­cher­heit erbracht habe, die ihm eine unbe­ding­te Über­le­gen­heit über den Mor­se- und Dop­pel­be­trieb ver­lei­hen wür­den. 
Vor allem aber Per­so­nal­pro­ble­me, ins­be­son­de­re die lan­ge Aus­bil­dungs­zeit sowie das Fehl an geeig­ne­tem Ersatz bei gleich­zei­ti­gen Neu­auf­stel­lun­gen von Tele­gra­phen­ba­tail­lo­nen, waren dabei aus­schlag­ge­bend für die Abschaf­fung des Tele­gra­phie­be­triebs.
Nach Zustim­mung des Kriegs­mi­nis­te­ri­um – trotz war­nen­der Stim­men von Exper­ten – ver­füg­te die Inspek­ti­on der Feld­te­le­gra­phie am 1. April 1912 die Ablö­sung des Tele­gra­phen- durch den Fern­sprech­be­trieb und die Abga­be der Tele­gra­phen­ap­pa­ra­te aus der Aus­rüs­tung der Tele­gra­phen-Batail­lo­ne – eine Ent­schei­dung, die sich nach Beginn des 1. Welt­kriegs bei den über­dehn­ten Ent­fer­nun­gen im Rah­men des Vor­mar­sches durch Bel­gi­en sowie in Frank­reich und den dadurch nicht mehr funk­tio­nie­ren­den Fern­sprech­ver­bin­dun­gen ver­häng­nis­voll auf die deut­sche Füh­rungs­fä­hig­keit aus­wir­ken soll­te. 

Nach­dem Hein­rich Hertz bereits 1886 den expe­ri­men­tel­len Nach­weis der elek­tro­ma­gne­ti­schen Wel­len­aus­brei­tung erbracht hat­te, 1897 die Über­tra­gung von Mor­se­si­gna­len im Lang­wel­len­be­reich über eini­ge Kilo­me­ter gelun­gen war sowie dies auch Kai­ser Wil­helm II. durch Adolf Sla­by vor­ge­führt wor­den war, wur­den schon ca. einen Monat danach ers­te mili­tä­ri­sche Ver­su­che mit „Fun­ken­te­le­gra­phie“ bei der Luft­schif­fer­ab­tei­lung in Ber­lin unter Nut­zung von deren Bal­lo­nen und Dra­chen zum Aus­brin­gen einer ca. 200 — 300 m lan­gen Anten­ne durch­ge­führt – die Inspek­ti­on der Mili­tär­te­le­gra­phie dage­gen begeg­ne­te den Ver­su­chen mit Miss­trau­en. 
1898 gelang Fer­di­nand Braun durch Ein­füh­rung eines induk­tiv gekop­pel­ten Schwing­krei­ses mit Kon­den­sa­tor eine wesent­li­che Stei­ge­rung der Sen­de­leis­tung der zunächst genutz­ten soge­nann­ten Knall­fun­ken­sen­der, wodurch nun auch meh­re­re Dut­zend Kilo­me­ter über­brückt wer­den konn­ten. Gemein­sam mit der Sie­mens & Hals­ke GmbH grün­de­te Braun dar­auf­hin die „Gesell­schaft für draht­lo­se Tele­gra­phie m.b.H, Sys­tem Braun“.

Die­se Knall- oder auch Knarr­fun­ken­sen­der – so genannt weil beim Sen­den eine Fun­ken­stre­cke und ein knal­len­des oder knar­ren­des Geräusch ent­steht – waren die ers­ten tech­nisch rea­li­sier­ten Hoch­fre­quenz­sen­der im Lang­wel­len­be­reich, die aller­dings den Nach­teil hat­ten, daß sie durch die gro­ße Band­brei­te des erzeug­ten Signals den Emp­fang ande­rer Sen­der stör­ten­und der Schwing­kreis jeweils nur kur­ze Zeit ange­regt wur­de, wodurch nur eine Fol­ge gedämpf­ter Schwin­gun­gen ent­stand. Auf die dabei sich bil­den­de Fun­ken­stre­cke geht auch die Bezeich­nung „fun­ken“ für die draht­lo­se Über­tra­gung von Infor­ma­tio­nen zurück. Dar­über hin­aus konn­ten Knall­fun­ken­sen­der nur zur Funk­te­le­gra­phie (FT) genutzt wer­den, d.h. Nach­rich­ten als Funk­te­le­gram­me in Form von Mor­se­zei­chen draht­los über­mit­teln.

Bild links: Das Braun´sche Sys­tem

Am Kai­ser­ma­nö­ver 1900 nah­men erpro­bungs­hal­ber erst­mals zwei bei der Luft­schif­fer­ab­tei­lung gebau­te „Bal­lon­sta­tio­nen“ teil, da auch die neue Inspek­ti­on der Tele­gra­phen­trup­pen jeg­li­che Zustän­dig­keit für die „Fun­ken­te­le­gra­phie“ ablehn­te, und erziel­ten Reich­wei­ten von bis zu 28 km. Als nach­tei­lig erwies sich die Abhän­gig­keit von Wind und Wet­ter, da die Bal­lo­ne bei stär­ke­rem Wind abge­ris­sen und bei Regen nie­der­ge­drückt wur­den. 
Auch am Kai­ser­ma­nö­ver 1902 nah­men erneut ver­suchs­wei­se zwei Bal­lon-Funk­sta­tio­nen der Luft­schif­fer­ab­tei­lung teil, dies­mal zur Ver­bin­dung mit der zur Auf­klä­rung ein­ge­setz­ten Kaval­le­rie-Divi­si­on. Mit dem Mor­se­schrei­ber wur­den Ver­bin­dun­gen bis auf zwei Tages­mär­sche (bis zu ca. 45 km), mit dem Hör­ap­pa­rat auf drei bis vier Tages­mär­sche (ca. 67 — 90 km) noch sicher her­ge­stellt.
Da die Inspek­ti­on der Tele­gra­phen­trup­pen die Über­nah­me der „Fun­ken­te­le­gra­phie“ in ihren Zustän­dig­keits­be­reich wei­ter­hin ablehn­te, wur­de dar­auf­hin eine „Fun­ken-Tele­gra­phen­ab­tei­lung“ aus Frei­wil­li­gen und kom­man­dier­tem Per­so­nal beim Luft­schif­fer-Batail­lon gebil­det. Erst 1905 wur­de die­se dann dem Tele­gra­phen-Batail­lon Nr.1 zuge­ord­net.

1903 lie­fer­te die „Gesell­schaft für draht­lo­se Tele­gra­phie, Sys­tem Braun“ die ers­te fahr­ba­re Bal­lon-Funk­sta­ti­on an das Heer, d.h. noch an das Luft­schif­fer-Batail­lon. Mit einer aus Vor­der- und Hin­ter­wa­gen bestehen­den Prot­ze – von 6 Pfer­den gezo­gen – wur­de die Appa­ra­te­tech­nik und das umfang­rei­che Zube­hör trans­por­tiert. Dazu zähl­ten u.a. auch ein Bal­lon und meh­re­re Dra­chen, die bei stär­ke­rem Wind bes­ser geeig­net waren. In Marschla­ge wur­de der die Anten­ne beim Betrieb etwa 200 — 300 m hoch heben­de Bal­lon gefüllt über dem Fahr­zeug trans­por­tiert.

Im Vor­der­wa­gen waren alle Sen­de- und Emp­fangs­ap­pa­ra­te sowie eine Bat­te­rie, im Hin­ter­wa­gen Hilfs- und Reser­ve­mit­tel sowie eine Reser­ve­bat­te­rie unter­ge­bracht. Dies ermög­lich­te in schwie­ri­gem Gelän­de eine Tren­nung der Wagen, weil die Sta­ti­on auch nur mit dem Vor­der­wa­gen allein betrie­ben wer­den konn­te.

Bild links: „Bal­lon-Fun­ken-Sta­ti­on“

Die ers­ten Bal­lon-Fun­ken­sta­tio­nen des Jah­res 1900 emp­fin­gen die Mor­se­zei­chen mit einem „Kohä­rer“ oder „Frit­ter“: In einem Glas­röhr­chen befand sich ein Metall­pul­ver zwi­schen zwei Elek­tro­den, das beim Ein­tref­fen elek­tro­ma­gne­ti­scher Wel­len durch die Mor­se­zei­chen zusam­men­back­te und damit lei­tend wur­de sowie dadurch ein Relais aus­lös­te, das den Mor­se­schrei­ber akti­vier­te.

Kohärer/Fritter – Ursprüng­li­che Bau­form
Prin­zi­pi­el­ler Auf­bau des Kohärers/Fritters
Kohä­rer-Emp­fän­ger 
(C = Kohä­rer, R = Relais, S = Mor­se­schrei­ber)

1903 wur­de ein neu­er Emp­fän­ger­typ in Gestalt einer „elek­tro­ly­ti­schen Zel­le“ ent­wi­ckelt. Da die­se einen höhe­ren Wir­kungs­grad auf­wies, ver­dräng­te sie die bis dahin nur den Schreib­emp­fang zulas­sen­den „Kohä­rer“ bzw. „Frit­ter“.
Aber erst mit der Erfin­dung des Kris­tall­de­tek­tors begann um 1906 die Ära des Detek­tor-Hör­emp­fangs, mit dem der Schreib­emp­fang end­gül­tig abge­löst wur­de. Von nun an gehör­te nicht mehr der Mor­se­schrei­ber, son­dern der Kopf­hö­rer zur Aus­rüs­tung der Sta­tio­nen.

Bild links: Kris­tall­de­tek­tor

Seit 1907 wur­den anstel­le der bis dahin als Anten­nen­trä­ger der Funk­sta­tio­nen ein­ge­setz­ten Bal­lo­ne und Dra­chen soge­nann­te „Magi­rus-Kur­bel- oder ‑Steck­mas­ten“ ver­wen­det. Ent­spre­chend dem Sta­ti­ons­typ kamen Mas­ten von 40, 30, 17 und 15 m zum Ein­satz, die mit ein bis drei Pard­un­en­grup­pen zu je drei bis vier Sei­len abge­spannt wur­den.

Bild links: Auf­bau eines Anten­nen­mas­tes

1905 war der Knall­fun­ken­sen­der zum Lösch­funken­sen­der, auch Ton­fun­ken­sen­der genannt, wei­ter­ent­wi­ckelt wor­den und wur­de 1908 durch die Gesell­schaft für draht­lo­se Tele­gra­phie m.b.H, Sys­tem Tele­fun­ken im Heer bei allen Tele­gra­phen­ba­tail­lo­nen ein­ge­führt. Auch der Lösch­funken­sen­der basier­te auf dem Prin­zip des Anre­gens eines elek­tri­schen Schwing­krei­ses durch Span­nungs­über­schlä­ge, aber im Gegen­satz zum Knall­fun­ken­sen­der getak­tet mit­tels einer Wech­sel­strom­quel­le von z.B. 500 Hz.Die Fun­ken­stre­cke war zudem im Auf­bau in meh­re­re Abschnit­te von 0,2 mm Län­ge unter­teilt. In jeder Ein­zel­stre­cke wur­den die Teil­licht­bö­gen durch gro­ße Metall­schei­ben gekühlt, damit sie wie­der schnell abrei­ßen bzw. „gelöscht“ wur­den. 

Bild links: Quer­schnitt durch einen Teil der Lösch­funken­stre­cke
(F = Metall­schei­be, M = Iso­lie­ren­de Glim­mer­schei­be, S = Mikro-Fun­ken­stre­cke)

Das ermög­lich­te bei 500 Hz Wech­sel­span­nung ca. 1.000 Fun­ken pro Sekun­de (je Halb­wel­le eine Auf­la­dung), gegen­über nur rund 30 Fun­ken beim Knall­fun­ken­sen­der, was sich durch einen „ange­neh­men“ Summ­ton auf der Emp­fangs­sei­te bemerk­bar mach­te, der sich im Gegen­satz zum „Knar­ren“ der Knall­fun­ken­sen­dun­gen gut von atmo­sphä­ri­schen Stö­run­gen unter­schei­den ließ. Daher nann­te man die­sen Sen­der­typ auch Ton­fun­ken­sen­der.

Unge­ach­tet der Beden­ken eini­ger Spe­zia­lis­ten ver­füg­te aber das Kriegs­mi­nis­te­ri­um 1908 auch die Ein­füh­rung des „Sys­tems Poul­sen“, eines Licht­bo­gen­sen­ders zur Erzeu­gung unge­dämpf­ter Schwin­gun­gen im Längst- und Lang­wel­len­be­reich für die künf­tig für die Tele­gra­phen­trup­pe zu beschaf­fen­den schwe­ren fahr­ba­ren Funk­sta­tio­nen. 

Bild links: Sche­ma­ti­sche Dar­stel­lung des Poul­sen-Licht­bo­gen­sen­ders
(SG = Licht­bo­gen­stre­cke, M = Elek­tro­ma­gnet, L/C = Schwing­kreis, 
RFC = Hoch­fre­quenz­dros­sel, VDC = Gleich­span­nung — ca. 500 V) 

Unge­dämpf­te Schwin­gun­gen eig­ne­ten sich wegen ihrer Fre­quenz- und Ampli­tu­den­kon­stanz als Trä­ger­schwin­gung auch für die Modu­la­ti­on mit Sprach- bzw. Ton­si­gna­len. Dar­über hin­aus hat­te der Licht­bo­gen­sen­der den Vor­teil, im Ver­gleich zu den gedämpf­ten Schwin­gun­gen der Knall- und Lösch­funken­sen­der ein wesent­lich schma­le­res Fre­quenz­band sowie nur wenig Neben- und Ober­wel­len abzu­strah­len. So erziel­te man bei glei­cher Sen­de­leis­tung erheb­lich grö­ße­re Reich­wei­ten und konn­te in einem Fre­quenz­band bis zum Fünf­fa­chen an Sen­dern unter­brin­gen. Ande­rer­seits war der Emp­fän­ger nicht mehr so ein­fach auf die schmal­ban­di­ge Abstrah­lung abzu­stim­men und die­se war nur auf einer ganz bestimm­ten Fre­quenz hör­bar. Für den Funk­ver­kehr zwi­schen zwei Sta­tio­nen bedurf­te es daher jetzt genau­er Fre­quenz­ab­spra­chen. Da die schmal­ban­di­ge Abstrah­lung aber auch anfäl­li­ger gegen­über Stö­run­gen war, konn­ten sich die Poul­sen-Licht­bo­gen­sen­der im Heer nicht durch­set­zen.

Die sich in schnel­ler Fol­ge voll­zie­hen­de Ent­wick­lung im Gerä­te­bau führ­te zudem dazu, daß die Funk­aus­rüs­tung der Tele­gra­phen­trup­pe bis Kriegs­aus­bruch im Jahr 1914 von ganz unter­schied­li­chen Sta­ti­ons­ty­pen bestimmt wur­de. Neben den ver­al­te­ten Bal­lon­funk­sta­tio­nen exis­tier­ten leich­te und schwe­re bespann­te Feld-Funk­sta­tio­nen in meh­re­ren unter­schied­li­chen Aus­füh­run­gen. Außer­dem gab es seit 1911 für die Obers­te Hee­res­lei­tung auch eine Auto­mo­bil­funk­sta­ti­on, das soge­nann­te „Kai­ser­au­to“.

Die Feld­dienst­ord­nung vom 22. März 1908 besag­te dazu u.a.: „Die Fun­ken­te­le­gra­phie ver­bin­det die obers­ten Kom­man­do­stel­len des Hee­res. Jede die­ser Stel­len erhält eine Sta­ti­on. Die wich­tigs­ten besit­zen zwei Sta­tio­nen – als Dop­pel­sta­ti­on – von denen immer eine steht und den Betrieb unter­hält, die ande­re dem Sta­be folgt. Die Reich­wei­te beträgt 100 bis 200 km. Jede Sta­ti­on kann mit jeder ande­ren inner­halb die­ser Reich­wei­te ste­hen­den Sta­ti­on Tele­gram­me wech­seln, den Ver­kehr feind­li­cher Sta­tio­nen unter Umstän­den mit­le­sen oder feind­li­che Sta­tio­nen stö­ren. … Es kön­nen etwa 400 Wor­te in der Stun­de tele­gra­phiert wer­den. … Auf- und Abbau einer Sta­ti­on dau­ert je drei­vier­tel Stun­den.“

Ob nun gedämpf­te Knall- oder Lösch­funken­sen­der oder unge­dämpf­te Licht­bo­gen-/Poul­sen-Sen­der, bis zum Aus­bruch des Krie­ges im Jahr 1914 blieb die Ver­wen­dung der „Fun­ken­te­le­gra­phie“ als Mit­tel der Trup­pen­füh­rung umstrit­ten. Schließ­lich sah man als weit­ge­hend ein­zi­ge Mög­lich­keit ihren Ein­satz bei der für die tak­ti­sche Auf­klä­rung zustän­di­gen Kaval­le­rie.
Dar­aus folg­te die Fest­le­gung im Mobil­ma­chungs­plan von 1913, daß im Kriegs­fall jede Kaval­le­rie­di­vi­si­on eine schwe­re Feld-Fun­ken­sta­ti­on mit ca. 150 km Reich­wei­te (Lang­wel­le) und zwei leich­te Feld-Fun­ken­sta­tio­nen mit ca. 50 km Reich­wei­te (Mit­tel­wel­le) erhal­ten soll­te. Als Gegen­stel­len bei den Armee­ober­kom­man­dos waren zwei schwe­re Sta­tio­nen vor­ge­se­hen. Die leich­ten Feld-Fun­ken­sta­tio­nen dien­ten der Ver­bin­dung zwi­schen Kaval­le­rie­di­vi­si­on und den Auf­klä­rungs­schwa­dro­nen, die seit 1911 eben­falls über leich­te Feld-Fun­ken­sta­tio­nen ver­füg­ten.     

Noch weni­ge Tage vor Beginn des 1. Welt­krie­ges fand Ende Juli 1914 dazu in Thü­rin­gen eine Funk­übung mit allen Tele­gra­phen-Batail­lo­nen statt. Am 26. Juli­wurde die­se Funk­übung plötz­lich abge­bro­chen, um noch letz­te Maß­nah­men für eine zunächst nur even­tu­el­le Mobil­ma­chung vor­zu­be­rei­ten, die dann ab 1. August 1914 erfolg­te.

Quel­le:

Tafel 12, 14 und 16 der Bild­ta­fel­aus­stel­lung “Fern­mel­de­trup­pen – Ges­tern und heu­te”

Wei­te­re Quel­len und zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum The­ma:

  1. Das Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­we­sen von den Anfän­gen bis 1939 nach Gene­ral­ma­jor Erich Fell­gie­bel – in: Tele­gra­phen-/ Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 19 ff.
  2. Tele­gra­phen-/Nach­rich­ten-/Fern­mel­de­trup­pen und Füh­rungs­diens­te – Füh­rungs­un­ter­stüt­zung seit 1899, Hrsg.: Fern­mel­de­ring e.V. 1999 – S. 225 ff.
  3. Recke, Hans-Joa­chim: Die Ent­wick­lung der Tele­gra­phen- und Nach­rich­ten­trup­pe in: Anten­ne-Son­der­aus­ga­be „100 Jah­re Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 6 ff.
  4.  Lar­sen, Uwe: Mei­len­stei­ne der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik für das Fern­mel­de­we­sen des Hee­res – in: „Antenne“-Sonderausgabe „100 Jah­re 
     Fern­mel­de­trup­pen“, FmS/FSHElT 1999 – S. 18 ff.
  5.  „Das Tele­gra­phen-Batail­lon 3“ auf der Inter­net-Sei­te von Kame­rad­schaft der Fern­mel­der Koblenz/Lahnstein e.V.
  6.  Eng­lisch­spra­chi­ger Wiki­pe­dia-Ein­trag zu „Fran­cois van Rys­sel­berg­he“
  7.  Van­den Berg­hen, Fons: Fran­çois VAN RYSSELBERGHE (1846–1893)
  8.  Ver­helst, Jan: Fran­cois Van Rys­sel­berg­he, a pio­neer of long-distance tele­pho­ne net­works
  9.  Eng­lisch­spra­chi­ger Wiki­pe­dia-Ein­trag zu „Con­den­ser Tele­pho­ne“
  10.  Eng­lisch­spra­chi­ger Wiki­pe­dia-Ein­trag zu „Earth-return tele­graph“
  11.  But­ler, Lloyd: The Pho­no­po­re – An Ear­ly Tele­pho­ne which ope­ra­ted across a Tele­graph Line
  12.  Wiki­pe­dia-Ein­trag zu Fre­quenz­wei­che 
  13.  Wiki­pe­dia-Ein­trag zu Knall­fun­ken­sen­der 
  14.  Wiki­pe­dia-Ein­trag zu Kohä­rer 
  15.  Wiki­pe­dia-Ein­trag zu Kris­tall-Detek­tor 
  16.  Wiki­pe­dia-Ein­trag zu Lösch­funken­sen­der 
  17.  Wiki­pe­dia-Ein­trag zu Licht­bo­gen­sen­der