„Künstliche Intelligenz (KI) und KI-Anwendungen – was ist das?”

Kön­nen Sie wis­sen, ob die­sen Arti­kel ein Mensch geschrie­ben hat oder nicht bereits eine Maschi­ne ? Spielt es eine Rol­le für Sie ? Die Mög­lich­keit allein gibt einen Vor­ge­schmack auf die Wel­le, die nach Mus­ta­fa Suley­mans 2024 „The Coming Wave: Künst­li­che Intel­li­genz, Macht und das größ­te Dilem­ma des 21. Jahr­hun­derts” auf die Mensch­heit zurollt.

Oberst­leut­nant i.G. Maxi­mi­li­an Har­hau­sen

Vorweg

Das Buch des Mit­be­grün­ders der Goog­le-Toch­ter „Deep Mind“ sei jedem an´s Herz gelegt, der einen ein­gäng­li­chen Ein­blick in die The­ma­tik sucht.

Zur Ver­fas­sung die­ses Arti­kels wur­de das Sprach­mo­dell „Clau­de 3.7 Son­net“ der US-Fir­ma Anthro­pic zur Unter­stüt­zung genutzt. Was das genau bedeu­tet und war­um die Nut­zung gro­ßer Sprach­mo­del­le nur die Spit­ze des Eis­bergs dar­stellt, soll in die­sem Arti­kel beleuch­tet wer­den. Dane­ben wird ein grund­le­gen­der Ein­blick in das The­ma KI ver­mit­telt und ver­ständ­lich erklärt, was hin­ter die­ser Tech­no­lo­gie steckt, wie sie funk­tio­niert und wel­che Bedeu­tung sie für die Bun­des­wehr und den gesam­ten Sicher­heits­be­reich hat.

Einführung

Die Künst­li­che Intel­li­genz (KI) hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu einer stra­te­gi­schen Schlüs­sel­tech­no­lo­gie des 21. Jahr­hun­derts ent­wi­ckelt. Was vor weni­gen Jahr­zehn­ten noch Sci­ence Fic­tion war, ist heu­te fes­ter Bestand­teil unse­res All­tags und gewinnt zuneh­mend an Bedeu­tung – auch und gera­de für moder­ne Streit­kräf­te und den Sicher­heits­sek­tor. In einer Zeit, in der Infor­ma­ti­ons­über­le­gen­heit, schnel­le Ent­schei­dungs­fin­dung und effi­zi­en­te Res­sour­cen­nut­zung ent­schei­den­de Fak­to­ren sind, kann KI einen wich­ti­gen Bei­trag leis­ten, um die Ein­satz­fä­hig­keit der Bun­des­wehr zu stär­ken und zu erhal­ten.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Künst­li­che Intel­li­genz beschreibt Com­pu­ter­sys­te­me, die in der Lage sind, Auf­ga­ben zu erle­di­gen, die nor­ma­ler­wei­se mensch­li­che Intel­li­genz erfor­dern. Dazu gehö­ren Fähig­kei­ten wie Ler­nen, Pro­blem­lö­sen, Sprach­ver­ständ­nis, Mus­ter­er­ken­nung und logi­sches Schluss­fol­gern. Im Gegen­satz zu her­kömm­li­chen Com­pu­ter­pro­gram­men, die strikt nach vor­pro­gram­mier­ten Regeln arbei­ten, kön­nen KI-Sys­te­me aus Daten ler­nen und sich anpas­sen (vgl. dazu EU Arti­fi­ci­al Intel­li­gence Act Art. 3 (1) „KI-Sys­tem” von Feb 2025).

In der Fach­dis­kus­si­on wird oft zwi­schen “schwa­cher KI” und “star­ker KI” unter­schie­den:

  • „Schwa­che KI“ ist auf spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben spe­zia­li­siert und arbei­tet in klar defi­nier­ten Gren­zen. Hier­zu gehö­ren Sprach­as­sis­ten­ten, Bil­der­ken­nungs­sys­te­me oder Schach­com­pu­ter. Die­se Sys­te­me sind bereits weit ver­brei­tet und wer­den stän­dig wei­ter­ent­wi­ckelt. Alle aktu­ell exis­tie­ren­den KI-Sys­te­me fal­len in die­se Kate­go­rie.
  • „Star­ke KI“ beschreibt hypo­the­ti­sche Sys­te­me, die über ein men­schen­ähn­li­ches Bewusst­sein und ein umfas­sen­des Ver­ständ­nis ver­fü­gen wür­den. Eine sol­che KI könn­te selbst­stän­dig den­ken und kom­ple­xe Pro­ble­me domä­nen­über­grei­fend lösen. Star­ke KI exis­tiert aller­dings bis­lang nur als theo­re­ti­sches Kon­zept und in der Sci­ence Fic­tion (wie bspw. „HAL 9000“ aus dem 1968 erschie­ne­nen Film „2001: Odys­see im Welt­raum”).

Die Geschich­te der KI reicht – anders als die aktu­el­le Wahr­neh­mung sug­ge­riert – deut­lich bis in die 1950er Jah­re zurück, als ers­te Grund­la­gen­for­schun­gen began­nen. Mili­tä­ri­sche Anwen­dun­gen spiel­ten dabei von Anfang an eine wich­ti­ge Rol­le – von frü­hen Exper­ten­sys­te­men über com­pu­ter­ge­stütz­te Lage­bil­der bis hin zu moder­nen auto­no­men Sys­te­men. Nach meh­re­ren Auf- und Abwärts­pha­sen (soge­nann­ten “KI-Win­tern”) hat die Tech­no­lo­gie in den letz­ten 15 Jah­ren enor­me Fort­schrit­te gemacht, haupt­säch­lich dank leis­tungs­fä­hi­ge­rer Com­pu­ter, grö­ße­rer Daten­men­gen und ver­bes­ser­ter Algo­rith­men. Zum Ein­stieg wird das Ange­bot der Platt­form „Ler­nen­de Sys­te­me“ der Deut­schen Aka­de­mie der Tech­nik­wis­sen­schaf­ten (aca­tech) und des Minis­te­ri­ums für Bil­dung und For­schung (BMBF) emp­foh­len, die unter https://www.youtube.com/@PlattformLernendeSysteme mit sehr anschau­li­chen Vide­os einen guten Ein­stieg in das The­ma bie­ten.

Wie funktioniert KI?

Um die Funk­ti­ons­wei­se von KI zu ver­ste­hen, ist es zunächst hilf­reich, die wich­tigs­ten Grund­prin­zi­pi­en zu ken­nen: 
„Machi­ne Lear­ning“ („Maschi­nel­les Ler­nen“) bil­det das Fun­da­ment moder­ner KI-Sys­te­me. Statt mit expli­zi­ten Pro­gram­mier­re­geln zu arbei­ten, wer­den die­se Sys­te­me mit gro­ßen Daten­men­gen trai­niert, aus denen sie selb­stän­dig Mus­ter erken­nen und Regeln ablei­ten. Bei­spiels­wei­se könn­te ein Sys­tem durch das Ana­ly­sie­ren tau­sen­der Radar­bil­der ler­nen, bestimm­te Fahr­zeug­ty­pen zu iden­ti­fi­zie­ren, ohne daß ein Mensch jedes ein­zel­ne Merk­mal expli­zit pro­gram­mie­ren muß. 

„Deep Lear­ning“ („Tie­fes Ler­nen“) ist eine fort­ge­schrit­te­ne Form des „Machi­ne Lear­ning“, die auf künst­li­chen neu­ro­na­len Net­zen basiert. Die­se ori­en­tie­ren sich an der Funk­ti­ons­wei­se des mensch­li­chen Gehirns und bestehen aus meh­re­ren Schich­ten (daher “tief”) mit­ein­an­der ver­bun­de­ner Kno­ten. Jede Schicht extra­hiert unter­schied­li­che Merk­ma­le aus den Daten – von ein­fa­chen Struk­tu­ren bis hin zu kom­ple­xen Kon­zep­ten. „Deep Lear­ning“ hat in den letz­ten Jah­ren zu erheb­li­chen Durch­brü­chen in Berei­chen wie Sprach­er­ken­nung, Bild­ver­ar­bei­tung und auto­no­men Sys­te­men geführt.

Abbil­dung 2 https://www.ibm.com/think/topics/ai-vs-machine-learning-vs-deep-learning-vs-neural-networks

Das Pro­jekt „3Blue1Brown” des Stan­ford-Absol­ven­ten Grant San­der­son stellt auf dem gleich­na­mi­gen You­Tube-Kanal qua­li­ta­tiv her­vor­ra­gen­de und den­noch kom­pak­te Vide­os zur The­ma­tik bereit. Das Video „Aber was ist ein neu­ro­na­les Netz?”, mitt­ler­wei­le bereits 7 Jah­re alt, unter https://www.youtube.com/3blue1brown ist nach Mei­nung des Autoren einer der bes­ten Start­punk­te für die ver­tie­fen­de tech­ni­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem The­ma – ori­gi­nal­sprach­lich eng­lisch, dank KI mit nahe­zu per­fek­ter deut­scher Syn­chro­ni­sa­ti­on.

Das Trai­nie­ren von KI-Model­len erfor­dert in der Regel:

  • eine gro­ße Men­ge an qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Daten;
  • erheb­li­che Rech­ner­leis­tung;
  • spe­zia­li­sier­te Algo­rith­men;
  • Zeit und Exper­ti­se für die Opti­mie­rung.

Für den mili­tä­ri­schen Ein­satz ist es beson­ders wich­tig, robus­te und zuver­läs­si­ge KI-Sys­te­me zu ent­wi­ckeln. Anders als bei vie­len zivi­len Anwen­dun­gen kön­nen Feh­ler oder uner­war­te­tes Ver­hal­ten in sicher­heits­kri­ti­schen Berei­chen schwer­wie­gen­de Fol­gen haben. Daher wer­den beson­de­re Anfor­de­run­gen an Ver­läss­lich­keit, Nach­voll­zieh­bar­keit und Trans­pa­renz gestellt. Ein KI-Sys­tem muß nicht nur funk­tio­nie­ren, son­dern sei­ne Ent­schei­dun­gen müs­sen auch über­prüf­bar und erklär­bar sein, um das Ver­trau­en der Anwen­der zu gewin­nen.

KI im militärischen Kontext – Grundlagen

Die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on der Bun­des­wehr ist eine der zen­tra­len Her­aus­for­de­run­gen der kom­men­den Jah­re. KI spielt dabei eine Schlüs­sel­rol­le als Quer­schnitts­tech­no­lo­gie, die nahe­zu alle Berei­che von der Füh­rung über die Auf­klä­rung bis hin zur Logis­tik betrifft.

Im Rah­men der Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie der Bun­des­wehr wird KI als eine von meh­re­ren Schlüs­sel­tech­no­lo­gien betrach­tet (vgl. Stich­wort „Umset­zungs­stra­te­gie Digi­ta­le Bun­des­wehr 2019“). Die Haupt­zie­le sind:

  • Ver­bes­se­rung der Ent­schei­dungs­pro­zes­se durch intel­li­gen­te Daten­aus­wer­tung;
  • Stei­ge­rung der Effi­zi­enz durch Auto­ma­ti­sie­rung von Rou­ti­ne­auf­ga­ben;
  • Erhö­hung der Sicher­heit und des Schut­zes der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten durch ver­bes­ser­te Lage­bil­der und Unter­stüt­zungs­sys­te­me;
  • Opti­mie­rung von Aus­bil­dung und Trai­ning durch intel­li­gen­te Simu­la­tio­nen.

Im inter­na­tio­na­len Ver­gleich zeigt sich, daß zahl­rei­che NATO-Part­ner und ande­re Natio­nen erheb­li­che Res­sour­cen in mili­tä­ri­sche KI-Anwen­dun­gen inves­tie­ren. Die USA haben bei­spiels­wei­se mit ihrer “AI Initia­ti­ve” die Ent­wick­lung und den Ein­satz von KI-Tech­no­lo­gien zur natio­na­len Prio­ri­tät erklärt. Auch Chi­na und Russ­land trei­ben die Ent­wick­lung mili­tä­ri­scher KI vor­an. Auch die Bun­des­wehr kann und soll­te von die­sen Ent­wick­lun­gen ler­nen, muß aber eige­ne, den spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen und ethi­schen Grund­sät­zen ent­spre­chen­de Lösun­gen ent­wi­ckeln.

Einsatzbereiche von KI in modernen Streitkräften

KI kann in ver­schie­de­nen Berei­chen der Streit­kräf­te ein­ge­setzt wer­den, um Fähig­kei­ten zu ver­bes­sern und Per­so­nal zu ent­las­ten:

Füh­rungs­in­for­ma­ti­ons­sys­te­me und Lage­bil­der­stel­lung: KI kann dazu bei­tra­gen, aus einer Viel­zahl von Sen­sor­da­ten und Infor­ma­ti­ons­quel­len ein umfas­sen­des und aktu­el­les Lage­bild zu erstel­len. Durch die auto­ma­ti­sier­te Ana­ly­se kön­nen rele­van­te Infor­ma­tio­nen schnel­ler erkannt und bereit­ge­stellt wer­den. Dies unter­stützt Füh­rungs­kräf­te dabei, in kom­ple­xen Situa­tio­nen fun­dier­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen.

Infor­ma­ti­ons­ge­win­nung und ‑aus­wer­tung: Moder­ne Auf­klä­rungs­sys­te­me gene­rie­ren enor­me Daten­men­gen. KI-gestütz­te Ana­ly­se­ver­fah­ren kön­nen die­se Daten effi­zi­ent durch­su­chen, klas­si­fi­zie­ren und rele­van­te Infor­ma­tio­nen extra­hie­ren. So kön­nen bei­spiels­wei­se auf Satel­li­ten­bil­dern auto­ma­tisch bestimm­te Objek­te oder Ver­än­de­run­gen erkannt wer­den, die für mensch­li­che Ana­lys­ten schwer oder nur zeit­auf­wän­dig zu iden­ti­fi­zie­ren wären.

Logis­tik, War­tung und Instand­hal­tung: Durch vor­aus­schau­en­de War­tung („Pre­dic­ti­ve Main­ten­an­ce“) kön­nen poten­zi­el­le Defek­te an Fahr­zeu­gen oder Aus­rüs­tung früh­zei­tig erkannt wer­den, bevor ein tat­säch­li­cher Aus­fall ein­tritt. KI-Sys­te­me ana­ly­sie­ren dazu Sen­sor­da­ten und erken­nen Mus­ter, die auf bevor­ste­hen­de Pro­ble­me hin­deu­ten. Auch in der Ver­sor­gungs­ket­te kann KI hel­fen, den Mate­ri­al­fluss zu opti­mie­ren und Eng­päs­se zu ver­mei­den.

Aus­bil­dung und Simu­la­ti­on: Vir­tu­el­le und erwei­ter­te Rea­li­tät in Kom­bi­na­ti­on mit KI ermög­licht rea­lis­ti­sche­re und adap­ti­ve Trai­nings­sze­na­ri­en. Die Sys­te­me kön­nen sich an das Leis­tungs­ni­veau der Trai­nie­ren­den anpas­sen und gezielt auf indi­vi­du­el­le Stär­ken und Schwä­chen ein­ge­hen. So kön­nen Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten effek­ti­ver auf kom­ple­xe Ein­satz­sze­na­ri­en vor­be­rei­tet wer­den.

Aktuelle KI-Systeme und zivile Anwendungen

Die rasan­te Ent­wick­lung im zivi­len Bereich eröff­net auch für mili­tä­ri­sche Anwen­dun­gen inter­es­san­te Per­spek­ti­ven: Moder­ne Sprach­mo­del­le wie „ChatGPT“, das hier genutz­te „Clau­de“ oder „Gemi­ni“ haben in den letz­ten Jah­ren beein­dru­cken­de Fort­schrit­te gemacht. Die­se Sys­te­me ver­ste­hen und gene­rie­ren natür­li­che Spra­che, fas­sen Tex­te zusam­men, über­set­zen oder unter­stüt­zen bei der Doku­men­ten­er­stel­lung. Im mili­tä­ri­schen Umfeld könn­ten sie bei der Aus­wer­tung umfang­rei­cher Text­men­gen, der Über­set­zung fremd­spra­chi­ger Doku­men­te oder der Unter­stüt­zung bei Berich­ten und Ana­ly­sen wert­vol­le Diens­te leis­ten.

Die Ent­ste­hung die­ses Arti­kels ver­deut­licht die prak­ti­sche Anwen­dung: Mit einem geziel­ten „Prompt“ an das Sys­tem „Clau­de“ ent­stand inner­halb von etwa 60 Sekun­den ein trag­fä­hi­ges Grund­ge­rüst, wäh­rend die manu­el­le Fina­li­sie­rung etwa 2 — 3 Stun­den in Anspruch nahm. Dies rela­ti­viert die ver­brei­te­te Sor­ge, KI wer­de kurz­fris­tig jede Fach­tä­tig­keit erset­zen. Trotz heu­ti­ger „Deep Research”-Modelle, die Quel­len refe­ren­zie­ren und bereits im Ent­wurf ein hohes Maß an Kor­rekt­heit errei­chen, bleibt das Pro­blem der „Hal­lu­zi­na­ti­on“ – das Erfin­den von Fak­ten durch KI – bestehen. Auch der oft gene­ri­sche Ton der Ent­wür­fe erfor­dert nach wie vor die redak­tio­nel­le Hand eines mensch­li­chen Exper­ten.

Im Bereich der Bil­der­ken­nung und ‑ana­ly­se hat „Deep Lear­ning“ eben­falls zu enor­men Fort­schrit­ten geführt: Moder­ne KI-Sys­te­me iden­ti­fi­zie­ren und klas­si­fi­zie­ren Objek­te, Per­so­nen oder Situa­tio­nen auf Bil­dern und in Vide­os mit beein­dru­cken­der Genau­ig­keit. Die Bun­des­wehr unter­sucht inten­siv, wie die­se Tech­no­lo­gien die Aus­wer­tung von Auf­klä­rungs­da­ten beschleu­ni­gen und qua­li­ta­tiv ver­bes­sern kön­nen.

Die Sprach­er­ken­nung und ‑ver­ar­bei­tung ermög­licht mitt­ler­wei­le die prä­zi­se Umwand­lung gespro­che­ner Spra­che in Text und deren wei­ter­ge­hen­de Ana­ly­se. Im mili­tä­ri­schen Kon­text erge­ben sich Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten in der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­über­wa­chung, bei Über­set­zun­gen oder für sprach­ge­steu­er­te Bedi­en­sys­te­me.

Von beson­de­rer stra­te­gi­scher Bedeu­tung sind „Dual-Use“-Technologien, die sowohl im zivi­len, als auch im mili­tä­ri­schen Bereich ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Die Bun­des­wehr kann von den Inno­va­tio­nen des zivi­len Sek­tors pro­fi­tie­ren, muß jedoch sicher­stel­len, daß die­se den spe­zi­el­len Anfor­de­run­gen an Robust­heit, Sicher­heit und Zuver­läs­sig­keit im mili­tä­ri­schen Umfeld gerecht wer­den. Hier­zu ist eine enge Ver­zah­nung zwi­schen Bun­des­wehr, For­schungs­ein­rich­tun­gen und Indus­trie unver­zicht­bar.

Chancen der KI-Technologie für die Bundeswehr

Der ver­ant­wor­tungs­vol­le Ein­satz von KI eröff­net der Bun­des­wehr zahl­rei­che zukunfts­wei­sen­de Mög­lich­kei­ten: Durch die Auto­ma­ti­sie­rung von Rou­ti­ne­auf­ga­ben wer­den wert­vol­le per­so­nel­le Res­sour­cen ent­las­tet und kön­nen effi­zi­en­ter ein­ge­setzt wer­den – ein wesent­li­cher Vor­teil ange­sichts des demo­gra­fi­schen Wan­dels und des zuneh­men­den Fach­kräf­te­man­gels.

Im Bereich der Lage­be­ur­tei­lung und Ent­schei­dungs­fin­dung zeich­net sich ab, daß künf­tig nur noch KI-unter­stütz­te Sys­te­me die ste­tig wach­sen­den Daten­men­gen bewäl­ti­gen und die rele­van­ten Infor­ma­tio­nen her­aus­fil­tern kön­nen. Dies ermög­licht Füh­rungs­kräf­ten eine schnel­le­re und fun­dier­te Ent­schei­dungs­fin­dung. Grund­sätz­lich gilt jedoch: KI soll den Men­schen nicht erset­zen, son­dern unter­stüt­zen – die fina­le Ent­schei­dungs­ver­ant­wor­tung muß aus ethi­schen und recht­li­chen Grün­den beim Men­schen ver­blei­ben.

Adap­ti­ve Trai­nings­sys­te­me revo­lu­tio­nie­ren die mili­tä­ri­sche Aus­bil­dung, indem sie indi­vi­du­ell ange­pass­te Lern­um­ge­bun­gen schaf­fen. Rea­lis­ti­sche Simu­la­tio­nen mit KI-gesteu­er­ten Sze­na­ri­en ver­bes­sern die Ein­satz­be­reit­schaft nach­hal­tig und ermög­li­chen eine effi­zi­en­te­re Vor­be­rei­tung auf kom­ple­xe Ein­satz­sze­na­ri­en.

Nicht zuletzt trägt KI wesent­lich zur Stär­kung der Resi­li­enz bei: Sie erkennt Anoma­lien in Netz­wer­ken früh­zei­tig, unter­stützt bei der Abwehr von Cyber-Angrif­fen und hilft bei der Iden­ti­fi­ka­ti­on alter­na­ti­ver Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge in Kri­sen­si­tua­tio­nen.

Herausforderungen und Risiken

Den viel­fäl­ti­gen Chan­cen ste­hen jedoch auch bedeu­ten­de Her­aus­for­de­run­gen gegen­über: Im Bereich Daten­schutz und Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit erge­ben sich kom­ple­xe Fra­ge­stel­lun­gen, da KI-Sys­te­me umfang­rei­che Daten­men­gen zum Ler­nen benö­ti­gen. Wie kann die siche­re Ver­wen­dung sen­si­bler Trai­nings­da­ten gewähr­leis­tet wer­den? Wie lässt sich die unbe­ab­sich­tig­te Preis­ga­be ver­trau­li­cher Infor­ma­tio­nen ver­hin­dern? Die Ent­wick­lung robus­ter Sicher­heits­kon­zep­te ist hier uner­läss­lich.

Eine wach­sen­de Tech­no­lo­gie­ab­hän­gig­keit birgt Risi­ken, wenn KI-Sys­te­me aus­fal­len oder gezielt mani­pu­liert wer­den: Die Bun­des­wehr muß daher sicher­stel­len, daß kri­ti­sche Funk­tio­nen auch ohne KI-Unter­stüt­zung zuver­läs­sig auf­recht­erhal­ten wer­den kön­nen und ent­spre­chen­de Sys­te­me wirk­sam gegen Stö­run­gen oder Angrif­fe geschützt sind.

Der mili­tä­ri­sche Ein­satz von KI wirft zudem fun­da­men­ta­le ethi­sche Fra­gen auf: Wel­ches Maß an Auto­no­mie soll die­sen Sys­te­men zuge­stan­den wer­den? Wer trägt letzt­end­lich die Ver­ant­wor­tung für KI-basier­te Ent­schei­dun­gen? Hier bedarf es einer kla­ren Regu­lie­rung, die mit den Grund­wer­ten der Bun­des­wehr und dem Völ­ker­recht in Ein­klang steht.

Die Gestal­tung der Mensch-Maschi­ne-Inter­ak­ti­on stellt eine wei­te­re zen­tra­le Her­aus­for­de­rung dar. KI-Sys­te­me müs­sen für ihre Nut­zer trans­pa­rent und kon­trol­lier­bar blei­ben. Beson­ders im mili­tä­ri­schen Kon­text ist die “Erklär­bar­keit” von KI-Ent­schei­dun­gen essen­zi­ell, um Ver­trau­en auf­zu­bau­en und die mensch­li­che Kon­trol­le zu gewähr­leis­ten.

Ausblick: Die Zukunft der KI in den Streitkräften

Die KI-Ent­wick­lung schrei­tet mit beein­dru­cken­dem Tem­po vor­an und wird die Streit­kräf­te welt­weit zuneh­mend prä­gen: Für die Bun­des­wehr eröff­nen sich dadurch viel­fäl­ti­ge Mög­lich­kei­ten, gleich­zei­tig ent­steht jedoch die Not­wen­dig­keit, mit die­ser dyna­mi­schen Ent­wick­lung Schritt zu hal­ten.

Die erwar­te­ten tech­no­lo­gi­schen Fort­schrit­te umfas­sen vor allem eine ver­bes­ser­te “Erklär­bar­keit” von KI-Ent­schei­dun­gen, wodurch Trans­pa­renz und Ver­trau­en gestärkt wer­den. Zudem zeich­net sich eine inten­si­ve­re Inte­gra­ti­on ver­schie­de­ner KI-Fähig­kei­ten in umfas­sen­de Sys­tem­lö­sun­gen ab. Die Ent­wick­lung effi­zi­en­te­rer KI-Model­le mit deut­lich gerin­ge­rem Res­sour­cen­be­darf und die Gestal­tung intui­ti­ve­rer Mensch-Maschi­ne-Schnitt­stel­len wer­den eben­falls ent­schei­den­de Ent­wick­lungs­fel­der sein.

Für die Bun­des­wehr wird ein ver­ant­wor­tungs­vol­ler Umgang mit KI im Sicher­heits­sek­tor zum zen­tra­len Erfolgs­fak­tor. Dies erfor­dert die kon­ti­nu­ier­li­che Wei­ter­bil­dung des Per­so­nals, eine enge Zusam­men­ar­beit mit For­schungs­ein­rich­tun­gen und Indus­trie sowie die Ent­wick­lung kla­rer ethi­scher Richt­li­ni­en und recht­li­cher Rah­men­be­din­gun­gen.

Oberst­leut­nant i.G. Maxi­mi­li­an Har­hau­sen ist als Refe­rent für Cyber­ope­ra­tio­nen sowie als Beauf­trag­ter für Künst­li­che Intel­li­genz im Stra­te­gie­re­fe­rat des Kom­man­dos Cyber- und Infor­ma­ti­ons­raum ein­ge­setzt.

Hin­weis der Redak­ti­on: Eine Kurz­fas­sung die­ses Arti­kels wird in der F‑Flagge 1–2025 ver­öf­fent­licht.