HF-Datenfunkgerät FS-5000

Der För­der­ver­ein „Lehr­samm­lung Nach­rich­ten-/ Fern­mel­de-/ Infor­ma­ti­ons­tech­nik“ e.V. hat für die­se Lehr­samm­lung an der ITS­Bw ein trag­ba­res, digi­ta­les HF-Daten­funk­ge­rät „FS-5000“ aus den 80-er Jah­ren erwer­ben kön­nen. Der Fern­mel­de­ring e.V. hat dabei den Ankauf in den Nie­der­lan­den finan­zi­ell unter­stützt. Im Rah­men sei­nes Jah­res­tref­fens 2023 wur­de die­ses spe­zi­el­le HF-Daten­funk­ge­rät für die soge­nann­ten „GLADIO-/ Stay-Behind-Orga­ni­sa­tio­nen“ prä­sen­tiert.


Das trag­ba­re, digi­ta­le HF-Daten­funk­ge­rät “FS-5000” (spä­ter “FS-5000M”) war Teil eines Gesamt­sys­tems mit der Fir­men­be­zeich­nung “SY-5000” und dem Code­na­me “HARPOON” (nicht zu ver­wech­seln mit dem Elo­Ka-Sys­tem “HARPOON”, das u.a. in Afgha­ni­stan ein­ge­setzt war), zu dem auch noch eine Basis­sta­ti­on mit der Bezeich­nung „BS-5000“ gehör­te. “FS” steht dabei für “Feld­sta­ti­on” bzw. “field sta­ti­on”; “SY” ver­mut­lich für “Sys­tem”. In den Nie­der­lan­den wur­de es als „AZO-90“ („Auto­ma­ti­sche Zen­dOnt­van­ger 1990“ = Auto­ma­ti­scher Sender/ Emp­fän­ger 1990“) bezeich­net.

Abb. 1: FS-5000 in einem han­dels­üb­li­chen Akten­kof­fer

Ent­wi­ckelt wur­de das FS-5000 bzw. SY-5000 von Anfang der 80er Jah­re bis 1985 durch die dama­li­ge deut­sche Fir­ma AEG Tele­fun­ken, wur­de danach über den Bun­des­nach­rich­ten­dienst beschafft und an die ein­zel­nen natio­na­len, durch die NATO koor­di­nier­ten soge­nann­ten “GLADIO-/ Stay-Behind-Orga­ni­sa­tio­nen” in West­eu­ro­pa (u.a. auch in Finn­land, Öster­reich, der Schweiz und Schwe­den !) aus­ge­lie­fert.
Beschafft wur­den dabei bis Anfang 1991 ins­ge­samt 854 Exem­pla­re für ca. 85 Mio. €, d.h. für einen Stück­preis von nur ca. 100.000 € (!); bis 1990/91 wur­de schritt­wei­se die Ein­satz­be­reit­schaft erreicht.

Die soge­nann­ten “GLADIO-/ Stay-Behind-Orga­ni­sa­tio­nen” waren nach dem 2. Welt­krieg in west­eu­ro­päi­schen Staa­ten gegrün­de­te gehei­me para­mi­li­tä­ri­sche Wider­stands­or­ga­ni­sa­tio­nen, die sich im Fall ihrer Beset­zungdurch Trup­pen des War­schau­er Pak­tes über­rol­len las­sen soll­ten, um hin­ter der Front nach­rich­ten­dienst­li­che Auf­klä­rung zu leis­ten und Sabo­ta­ge­ak­te im Rücken der Besat­zungs­kräf­te gegen die­se zu ver­üben. Stay-behind-Grup­pen in den ein­zel­nen Län­dern waren ein Ele­ment der Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie der NATO in West-Euro­pa. Sie wur­den viel­fach erst 1990 durch die Auf­de­ckung der Stay-Behind-Orga­ni­sa­ti­on „Gla­dio“ in Ita­li­en bekannt und wur­den teils bereits noch im, teils erst nach dem Ende des Kal­ten Krieges auf­ge­löst.

Der Fre­quenz­be­reich des mit ca. 9 kg z.B. in einem han­dels­üb­li­chen Akten­kof­fer trag­ba­ren FS-5000 beträgt 2 — 29,999 MHz; abstimm­bar in 1‑kHz-Schrit­ten. Die maxi­ma­le Sen­der­aus­gangs­leis­tung beträgt ca. 15 bzw. 30 W (PEP = Peak Enve­lo­pe Power = Hüll­kur­ven­spit­zen­leis­tung = effek­ti­ve Wirk­leis­tung am Sen­der­aus­gang). Betrie­ben wur­de es mit end­ge­speis­ten Lang­draht­an­ten­nen (7,5 — 25 m).
Im Sen­de­be­trieb wur­de die Modu­la­ti­ons­art „C1B/ C1D“ (= Restseitenbandmodulation/ Fern­schrei­ben (Fschr) bzw. Fre­quen­cy Shift Key­ing (FSK = Fre­quen­zum­tas­tung) ohne Hilfsträger/ maschi­nel­ler Emp­fang bzw. Daten) genutzt, im Emp­fangs­be­trieb die Modu­la­ti­ons­art „J2B“ (= Ein­sei­ten­band­mo­du­la­ti­on mit unter­drück­tem Träger/ Fschr bzw. Audio FSK mit Hilfsträger/ maschi­nel­ler Emp­fang). Grund für die unter­schied­li­che Modu­la­ti­ons­art bei Sen­de- und Emp­fangs­be­trieb war der rea­li­sier­ba­re tech­ni­sche Auf­wand beim FS-5000 als trag­ba­rem HF-Funk­ge­rät. Dies hat­te zur Fol­ge, daß dadurch nur Betrieb zwi­schen einem FS-5000 und einer Basis­sta­ti­on BS-5000 mög­lich war, nicht aber zwi­schen meh­re­ren FS-5000.  

Im Sen­de­be­trieb lag die Daten­über­tra­gungs­ra­te bei 2.000 bzw. 3.000 Baud (= Zei­chen a´ 6 Bit/ s), d.h. 12 bzw. 18 kBit/s, wodurch die Erfas­sung durch die dama­li­ge geg­ne­ri­sche FmAuf­kl, ins­be­son­de­re durch die dama­li­ge geg­ne­ri­sche Funkpeilung/ ‑ortung deut­lich erschwert wur­de. Im Emp­fangs­be­trieb war die Daten­über­tra­gungs­ra­te 75 Baud, d.h. 450 Bit/s — z.B. wur­den 55 Zei­chen a´ 6 Bit (= eine Nach­richt) in 0,8 s über­tra­gen, d.h. die Daten­über­tra­gungs­ra­te betrug ca. 412 Bit/s. 
Mit dem FS-5000 war eine Spei­che­rung, Ver-/ Ent­schlüs­se­lung und Dar­stel­lung von bis zu 10 Nach­rich­ten mit bis zu 55 Zei­chen a´ 6 Bit (= 330 Bit) mög­lich.

Nach (offi­zi­el­ler) Auf­lö­sung der soge­nann­ten “GLADIO-/ Stay-Behind-Orga­ni­sa­tio­nen” bereits bis 1992 wur­de das FS-5000 modi­fi­ziert und als “FS-5000M” u.a. in Deutsch­land durch die Fern­späh­trup­pe zur Aus­bil­dung wei­ter­ge­nutzt, bis es ab 1998 durch das tech­nisch weit­ge­hend kom­pa­ti­ble HRM-7000 ersetzt wur­de.

Das dama­li­ge tech­ni­sche Allein­stel­lungs­merk­mal als west­eu­ro­pa­weit genutz­tes trag­ba­res, digi­ta­les HF-Daten­funk­ge­rät und ins­be­son­de­re die Tat­sa­che, daß es Vor­läu­fer­mo­dell des heu­te noch genutz­ten HRM-7000 ist, macht es in der Lehr­samm­lung “Nachr-/ Fm-/ Info-Tech­nik” zu einem über­zeu­gen­den Bei­spiel für den Trans­fer von ursprüng­lich spe­zi­el­ler Fm-Tech­nik zu ihrer spä­te­ren quer­schnitt­li­chen Nut­zung. Der Vor­stand des Fern­mel­de­rings e.V. hat­te des­halb am 20.04.23 beschlos­sen, den För­der­ver­ein “Lehr­samm­lung “Nachr-/ Fm-/ Info-Tech­nik” e.V. beim Erwerb eines FS- 5000 finan­zi­ell zu unter­stüt­zen.

Text zusam­men­ge­stellt von Oberst a.D. Uffel­mann

Quel­len: 
1. de.wikipedia.org/wiki/SY-5000
2. FS-5000 Spy Radio (prc68.com)
3. www.cryptomuseum.com/spy/fs5000/index.htm
4. www.deutsches-spionagemuseum.de/sammlung/codename-harpoon-fs-5000
5. www.greenradio.de/htm2/fs5000.htm
6. de.wikipedia.org/wiki/Stay-behind-Organisation

Im „News­let­ter 01–23“ des För­der­ver­ein Mili­tär­his­to­ri­sche Lehr­samm­lung fin­det sich auch ein Bei­trag zum HF-Daten­funk­ge­rät FS-5000.