Tafel 1 und 2 der Bildtafelausstellung „Fernmeldetruppen – Gestern und heute“

Begonnen werden soll die Vorstellung der Bildtafeln mit den ersten Anfängen der militärischen Nutzung von technischen Telekommunikationsmitteln in Deutschland, der Nutzung von optisch-mechanischer Telegraphie durch die Preußische Armee ab 1830.

Oberst a.D. Peter Uffelmann

Aufgrund der französischen Erfahrungen mit optisch-mechanischen Telegraphen während der Napoleonischen Kriege zu Anfang des 19. Jahrhunderts – u.a. auch mit der ersten optisch-mechanischen Telegraphenlinie in Deutschland von Metz nach Mainz (Mai 1813 – Januar 1814), die nach dem preußischen Rheinübergang unterbrochen und eingestellt wurde – kam es auch in Preußen ab 1819 zu ersten Vorschlägen zur Errichtung optisch-mechanischer Telegraphen und zu ihrer militärischen Nutzung. Aber erst 1830 wurde die Garde-Pionierabteilung in Berlin mit der Aufstellung einer „Telegraphen-Sektion“ zur Durchführung diesbezüglicher Versuche beauftragt, die jedoch mangels der erwarteten Ergebnisse bereits 1833 wieder aufgelöst wurde. Im Sommer 1832 hatte aber auch der Bau einer optisch-mechanischen Telegraphenlinie zwischen Berlin und Koblenz begonnen, die bereits am 1. Oktober 1833 durch das „Königlich-preußische Telegraphenkorps“ in Betrieb genommen werden konnte.

Die Optische Telegraphenlinie Berlin-Koblenz

Nach Vorschlägen des Geh. Postrates Dr. Carl Pistor (1778-1847)
übernahm man für die einzige preußische optischmechanische Telegraphenlinie ein modifiziertes Semaphor-System. 61 in Sichtweite zueinander stehende Stationen überbrückten die ca. 600km zwischen der Landeshauptstadt und den neu gewonnenen Landesteilen im Westen. 

Bauabschnitt: Berlin – Magdeburg: Juli 1833 – 14 Stationen
Bauabschnitt: Magdeburg – Koblenz: Oktober 1833 – 47 Stationen
Baukosten: ca. 155.000 Taler (ca. 3 Mio. €)

Jährliche Unterhaltskosten: ca. 54.000 Taler (ca. 1 Mio €)

Parallel zum Betrieb dieser optisch-mechanischen Telegraphenlinie wurden jedoch bereits ab 1833 auch erste Versuche zur Nutzung des Elektromagnetismus für die Nachrichtenübermittlung durchgeführt, die 1846 zur Inbetriebnahme der ersten elektromagnetischen preußischen Telegraphenlinie zwischen dem Berliner Schloss und dem Neuen Palais in Potsdam führten. Da ihre Zuverlässigkeit unbestritten war, wurde sie immer häufiger – zunächst nur versuchsweise – als Teilstück in die optisch-mechanische Telegraphenlinie nach Koblenz eingeschaltet. Nachdem 1847 vorgeschlagen worden war, diese elektromagnetische Telegraphenlinie bis Magdeburg zu verlängern und danach den Betrieb der optisch-mechanischen Telegraphie einzustellen, wurde sie 1849 bis Köln verlängert und im Herbst 1852 beendeten auch die letzten Stationen der optisch-mechanischen Telegraphenlinie Köln – Koblenz ihren Betrieb.

Schematische Darstellung der optischen Telegraphie
Die Stationen waren entweder auf erhöhten Geländepunkten errichtete Telegraphenhäuser oder in hohen Gebäuden, z.B. Kirchtürme, eingerichtete Betriebsräume. Auf dem Stationsdach war ein 6,30 m hoher, freistehender Mast aufgestellt, an dem sechs – jeweils 1,35 m lange – paarweise angebrachte Zeiger drehbar montiert waren.


Quellen:

Tafel 1 und 2 der Bildtafelausstellung „Fernmeldetruppen – Gestern und heute“


Weitere Quellen und zusätzliche Informationen zum Thema:

„Geschichte der Fernmeldetruppe“ (auf der Seite von Fernmeldebataillon 620)

„Die Optische Telegrafenlinie Berlin – Koblenz nach 1815“ (von Oberstleutnant a.D. Reinhold E. Pfandzelter auf der Seite diefernmelder.de)

„Preußischer optischer Telegraf“ (Wikipedia)

„Preußens optische Telegraphenlinie“ (auf der Seite optischertelegraph4.de)