Aufzeichnungen von OStFw a.D. Karl Meckel (1915 — 2014) über seine Dienstzeit und Erlebnisse in der Nachrichtentruppe (1936 — 1945)
Einführung durch Oberst a.D. Peter Uffelmann
OStFw a.D. Karl Meckel (1915 — 2014)– in seiner letzten Verwendung Krypto-Verwalter im FmBtl 310 – hat diese Aufzeichnungen aus den Jahren 1979, 1981 und 1992 als Schreibmaschinenmanuskripte hinterlassen. Dem Fernmeldering e.V. zur Verfügung gestellt wurden seine Aufzeichnungen durch Oberstleutnant a.D. Josef Pütz, der im Juli 1960 in die 3./FmBlt 310, die Funkkompanie des Bataillons, versetzt wurde, in der zu dieser Zeit Oberfeldwebel Karl Meckel Leiter der Schlüsselgruppe war.
Bei den Aufzeichnungen von OStFw a.D. Meckel handelt es sich um die Schilderungen seiner „Stationen“ (Verwendungen/ Orte) und Erlebnisse während seiner Dienstzeit in der Wehrmacht (1936 – 1945; ab 1939 in der Nachrichtentruppe) in drei Teilen, deren Chronologie der Ereignisse von der Reihenfolge ihrer Niederschrift abweicht und die sich z.T. zeitlich sowie inhaltlich überlappen:
# Teil 1 – niedergeschrieben 1992 – ist betitelt „Stationen meiner langen Soldatenzeit“ und umfasst den Zeitraum 19.10.1936 bis 18.04.1944;
# Teil 2 – datiert aus 1979 – schildert seine Kriegserlebnisse im Zeitraum 02.01 – 05.11.1941 bei der 2./NachrAbt 128 der 23. PzDivinsbesondere in Russland und ist ein detaillierter sowie umfangreicher Exkurs zu Teil 1;
# Teil 3 – verfasst in 1981 – mit dem Titel „Aus meinen Aufzeichnungen während des Krieges: 2./HGrNachrRgt 605 von November 1942 bis Kriegsende“ (25.10.1942 – 17.06.1945) schließt zeitlich an Teil 2 und 3 an.
Teil 1 beginnt mit seiner Ausbildung und seinem zweijährigen Wehrdienst beim InfRgt 70 in Saarbrücken ab Oktober 1936, aus dem er als Gefreiter d.R. im Oktober 1938 entlassen wird. Sein Wechsel zur Nachrichtentruppe erfolgte erst im Rahmen einer Res-/ Mob-Übung im Mai 1939. Dieser folgte Ende August 1939 seine Mobilmachung bei 2./NachrAbt 179 der 179. InfDiv unter Verlegung in das Saargebiet, wo für ihn als gelerntem Schneider erst die Funk- und Fahrschulausbildung stattfindet. Nach Versetzung zur 2./NachrAbt 290 der 290. InfDiv nimmt er als Angehöriger eines Fliegerleittrupps ab Mai 1940 am deutschen Frankreich-Feldzug teil. Dieser führt ihn nach dem Waffenstillstand im Sommer 1940 bis an die Atlantikküste, wo er an den Vorbereitungen auf die Landung in Großbritannien („Unternehmen SEELÖWE“) beteiligt ist. Anfang Oktober 1940 wird er – zwischenzeitlich zum Obergefreiten befördert – als Ausbilder und Gruppenführer zur 4.(Fu)/PzNachrErsAbt 82 in Magdeburg versetzt, wo er ab Dezember 1940 Uffz-Anwärter wird. Anfang Mai 1941 wird er dort zum Unteroffizier befördert und verpflichtet sich im August 1941 auf 12 Jahre als Berufssoldat. Im Januar 1942 zur neu aufzustellenden 2.(Fu)/PzNachrAbt 128 der 23. PzDiv versetzt, verlegt er mit dieser zunächst in den Raum Paris – Versailles und von dort im März 1942 nach Charkow/ Charkiw in der heutigen Ukraine. Von dort aus nimmt er Mitte bis Ende Mai 1942 als FuTrpFhr für den Kommandeur der SchtzBrig 23 an der Abwehr-/ Kesselschlacht bei Charkow/ Charkiw teil und stellt dabei die Funkverbindung zur 23. PzDiv sicher. Ab Ende Juni 1942 ist er in derselben Funktion am Vormarsch nach Südosten im Rahmen der deutschen Sommeroffensive („Fall BLAU“) beteiligt, der ihn über Don und Manytsch zum Terek bis zu den Ölfeldern am Kaukasus vor Grosny im heutigen Tschetschenien führt. Dort wird er Ende Oktober 1942 als einziger männlicher Nachkomme seiner Familie herausgelöst sowie nach seiner Rückkehr nach Deutschland Anfang Dezember 1942 zur neu aufzustellenden 2./HGrNachrRgt 504 (mot) – ab Ende Dezember 1942: 2./PzANachrRgt 5; ab Oktober 1944: 2./PzANachrRgt 605 – in Köln versetzt. Diese war zunächst für den Einsatz in Nordafrika vorgesehen und wurde dazu Mitte April 1943 in den Raum Neapel verlegt. Nach zwischenzeitlicher Abstellung mit seinem FuTrp auf Sizilien, Rückverlegung über Neapel nach Wiener Neustadt sowie Lazarettaufenthalt aufgrund eines Malaria-Rückfalls war er im Spätsommer 1943 als FuTrpFhr am Gardasee und Brenner eingesetzt. Ende Januar 1944 folgte er nach einem weiteren Malaria-bedingten Lazarettaufenthalt seiner Kompanie nach Frankreich, mit der er ab Mitte April 1944 in der Funkzentrale der Heeresgruppe B eingesetzt wurde.
Teil 2 greift seine Versetzung zur 2.(Fu)/PzNachrRgt 128 im Januar 1942 auf und stellt ergänzend zu Teil 1 die Rahmenbedingungen seines bevorstehenden Einsatzes als FuTrpFhr bei SchtzBrig 23 sowie die Verhältnisse in Charkow/ Charkiw dar. Dem schließt sich eine detaillierte und umfangreiche Darstellung seines FuTrp-Einsatzes im Rahmen der Abwehr- und Kesselschlacht bei Charkow/ Charkiw sowie beim Vormarsch zum Kaukasus im Rahmen der deutschen Sommeroffensive 1942 an, die mit seiner Herauslösung und Rückreise nach Deutschland ab Ende Oktober 1942 endet.
Teil 3 schließt zeitlich an Teil 2 an und überlappt sich inhaltlich sowie zeitlich ab Ende Oktober 1942 mit Teil 1. Dem folgt eine detailliertere Darstellung als in Teil 1 zu den Erlebnissen im Zeitraum Dezember 1942 bis Mitte April 1944 als FuTrpFhr bei 2./PzANachrRgt 5 in Italien und Frankreich. Dort ist er in der Funkzentrale der Heeresgruppe B eingesetzt, mit der er Mitte August 1944 den Rückzug durch Nordfrankreich, Belgien und die Niederlande in den Raum Düsseldorf antritt. Von dort kommt er ab Mitte Dezember 1944 mit seinem FuTrp im Rahmen der deutschen Ardennen-Offensive bis in den Raum (Bad) Münstereifel zum Einsatz. Nach deren Scheitern erfolgt die Rückverlegung durch das Bergische Land bis in den Raum Wuppertal — Mettmann, wo er am 16.04.1945 aus der Wehrmacht entlassen wird. Noch am selben Tag gerät er jedoch in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er aber bereits nach zwei Monaten am 17.06.1945 entlassen wird.
OStFw a.D. Karl Meckel war damit im 2. Weltkrieg als Angehöriger bzw. Führer von FuTrp auf Divisions- bis Heeresgruppen-Ebene und auf allen europäischen Hauptkriegsschauplätzen von der Atlantikküste bis zum Kaukasus sowie von Sizilien bis zur Normandie im Einsatz. U.a. ausgezeichnet mit dem für einen Angehörigen der Nachrichtentruppe eher seltenen Sturmabzeichen für die Teilnahme an fünf Pz-Angriffen in vorderster Front im Rahmen der Abwehr- und Kesselschlacht bei Charkow/ Charkiw in der heutigen Ukraine, blieb er bis zum Kriegsende unverwundet, erkrankte aber schwer an Malaria mit mehreren Rückfällen. Seine Aufzeichnungen aus der Perspektive eines FuTrpFhr auf unterer taktischer bis zur operativen Ebene vermitteln insgesamt ein eindrucksvolles Bild der Rahmenbedingungen und Realität des Funkeinsatzes der Nachrichtentruppe des Heeres im 2. Weltkrieg. Die Original-Schreibmaschinenmanuskripte seiner Aufzeichnungen wurden deshalb am 02.09.2023 an die Lehrsammlung “Nachrichten-/Fernmeldetechnik” an der Schule für Informationstechnik der Bundeswehr zur Archivierung sowie Nutzbarmachung für Lehre und Ausbildung übergeben. Dort können sie nun in gebundener Form bei Bedarf im Original oder als Kopie eingesehen werden.
Geboren am 01.09.1915 verstarb er in seinem 99. Lebensjahr am 17.04.2014 – immer noch geistig „fit“.
Zitat: „…, ich bekomme ja schon länger Pension, als ich gedient habe!“
Hier können Sie die Original-Schreibmaschinenmansukripte von OStFw a.d. Karl Meckel lesen:
Hier eine “chronologisch-tabellarische Übersicht” zu den Aufzeichnungen
und hier die “geographisch-chronologische Übersicht seiner Einsatzorte”
Ergänzend zur Charakterisierung der Persönlichkeit von OStFw a.D. Karl Meckel hier noch ein Auszug aus der “Bierzeitung der 3./FmBtl 310″ von 1962.